Die Hofkirche innen_©Alexander-Haiden

Sie ist von außen unscheinbar und einfach, von innen aber voller Geschichten, Denkmäler und Schätze: die Hofkirche in Innsbruck. In der Kirche befindet sich nicht nur Tirols bedeutendstes Kunstdenkmal, sondern auch eine seltene Renaissanceorgel und wichtige Grabmäler.

Als Stadtführerin liebe ich es, Menschen mit Geschichten zu unterhalten und zu begeistern. Innsbruck bietet viele einzigartige Orte für besondere Erzählungen. Wie alle meine Kolleginnen und Kollegen habe auch ich meine absoluten Lieblingsplätze. Die Hofkirche rangiert dabei auf der Liste ganz weit oben.
Der Erzählstoff ist hier schier grenzenlos und beinhaltet neben einigen Jahrhunderten Geschichte auch mächtige Herrscher, mutige Kämpfer, prächtiges Handwerk, formvollendete Kunst sowie Romantik, Musik, Heldenhaftes und Absurdes.

Das Grabdenkmal von Kaiser Maximilian I.

Kaiserliche Vision

Am Anfang stand eine Idee von Kaiser Maximilian I. (1459–1519). Der berühmte „letzte Ritter“ und wichtige Herrscher über das Habsburgerreich brannte sich sowohl mit seiner Politik und seinen Kriegszügen in die Geschichtsbücher ein als auch mit seinen Denkmälern.

Maximilian überlegte schon früh, wie sein Grabmal aussehen sollte. Er hatte da eine konkrete und nicht gerade bescheidene Vision: Sein Grabmal, das Grabmal eines römisch-deutschen Kaisers, sollte aus einem kunstvollen Hochgrab bestehen, das von einer Totenwache aus überlebensgroßen Figuren flankiert wird. Zudem sollten Statuetten der Schutzheiligen des Hauses Habsburg und Büsten von römischen Kaisern das Ganze komplettieren.

Für die Ewigkeit

Für die Umsetzung dieser Idee holte sich der Kaiser die besten Künstler der damaligen Zeit. 1502 begannen die Arbeiten an diesem Projekt und endeten erst unglaubliche 82 Jahre (!) später. Noch zu Maximilians Lebzeiten wurde mit dem Guss der Bronzefiguren in Innsbruck begonnen. Das schwierige (und nebenher ungesunde) Gießen derart komplexer Figuren konnten nur außergewöhnlich gute Werkstätten übernehmen und solche gab es in Innsbruck.

Maximilian legte sich in einer Sache jedoch nicht fest, nämlich wo das Grabmal stehen sollte. Erst auf dem Totenbett äußerte er den Wunsch, in seiner Geburtsstadt, Wiener Neustadt, begraben zu werden. Er starb im Alter von 60 Jahren auf der Burg von Wels.

Infolge kam es zu einer recht absurden Situation. Der Kaiser wurde, seinem Wunsch entsprechend, in der Kirche der Wiener Neustädter Burg beigesetzt. Doch sein Denkmal war noch lange nicht fertig. Erst viele Jahre später fand es seinen Platz in der eigens dafür erbauten Hofkirche in Innsbruck. Bis heute ist das Grabdenkmal von Kaiser Maximilian I. leer. Dennoch ist es der kunsthistorisch wertvollste Schatz in Tirol.

Idee und Wirklichkeit

Maximilians Grabmalsidee wurde in den Entwürfen seiner Hofmaler festgehalten. Dank dieser Pergamentrolle, die sich im Fundus von Schloss Ambras befindet, wissen wir genau Bescheid, wie es geplant wurde. Doch der Umfang sprengte jeden zeitlichen und finanziellen Rahmen.

Die Bronzestatuen

Die Totenwache wurde mit 40 überlebensgroßen, vergoldeten Bronzefiguren entworfen. Davon konnten 28 Figuren umgesetzt werden, allerdings alle ohne Vergoldung. Die meisten Figuren entstammen der Ahnenreihe Maximilians, aber es sind auch historische Helden darunter. Jede der Figuren erzählt ihre eigene Geschichte. Dabei sind die künstlerische Gestaltung und der Detailreichtum atemberaubend und es lohnt sich, die Statuen auch von hinten zu betrachten. Die Einzelheiten der Gewänder, Rüstungen oder Frisuren sind beeindruckend.

Die besondere historische Treue ist bei einigen Bronzeplastiken bemerkenswert, wie beispielsweise bei König Rudolf I., dessen Gesicht seiner Totenmaske nachempfunden wurde. Die berühmtesten Figuren sind König Artus von England, Gotenkönig Theoderich sowie Graf Albrecht IV. nach den Entwürfen von Albrecht Dürer. Diese Statuen der Hochrenaissance fallen durch ihre eleganten Bewegungen auf. Meine persönlichen Favoriten sind jedenfalls die Figuren von Kaiser Friedrich III., Maximilians Vater, und von Maria von Burgund, Maximilians erster Ehefrau. Friedrichs schweren Krönungsmantel und das markante Gesicht mit der Krone finde ich ebenso spannend wie Marias Schönheit und ihr reich verziertes Kleid samt Hut.


Die schwarzen Figuren werden umgangssprachlich übrigens als „Schwarze Mander“, also schwarze Männer bezeichnet. Das ist nicht ganz zutreffend, da auch acht Frauen dazugehören.

Künstler – Entwerfer: Jörg Kölderer, Ulrich Tiefenbrunn, Jörg Polhaimer d. Ä., Christoph Amberger, Albrecht Dürer, Artusmeister; Künstler – Bildschnitzer: Leonhard Magt, Hans Leinberger, Veit Stoß, Veit Arnberger; Künstler – Gießer: Gilg Sesselschreiber (auch Entwerfer), Gregor und Peter Löffler, Stefan Godl, Peter Vischer d. Ä. und d. J.

100 Statuetten der Sippschaftsheiligen der Habsburger, die sogenannten „Sankti“, wären anfänglich geplant gewesen, geworden sind es 23. Sie sind heute auf der Empore der Hofkirche zu sehen.

Künstler: Jörg Kölderer, Stefan Godl, Leonhard Magt

Die Kaiserbüsten

Weiters gehörten Büsten von römischen Imperatoren zum Konzept. Maximilian sah sich schließlich als Nachfolger der römischen Caesaren. Die 34 Büsten kamen zwar nie in die Hofkirche, 21 davon sind aber erhalten und befinden sich heute im Antiquarium von Schloss Ambras.

Künstler: Konrad Peutinger, Jörg Muskat

Das Hochgrab

Ein Kenotaph bezeichnet ein leeres Grabmal. Es war nicht Teil des ursprünglichen Entwurfs und wurde unter Kaiser Ferdinand I., Maximilians Enkel, umgesetzt. Das mächtige Hochgrab im Zentrum der Hofkirche wird von 24 Marmorreliefs geschmückt. Die Reliefs zeigen wichtige Stationen aus Kaiser Maximilians Leben, wie zum Beispiel seine Hochzeit mit Maria von Burgund oder die Belagerung von Kufstein. Dabei handelt es sich um wahre Meisterwerke der flämischen Hochrenaissance, die sich durch eine beeindruckende Tiefenwirkung und einen großen Detailreichtum auszeichnen. Außerdem wird das Grabmal von einem kunstvollen Schmiedeeisengitter umgeben und verziert.

Auf dem leeren Grab ist Kaiser Maximilian I. in knieender und betender Pose in Bronze zu sehen. So wird er als der gläubige Mann, der er zeitlebens war, und als demütig vor Gott dargestellt. Begleitet wird seine Figur zudem von den vier Kardinalstugenden Gerechtigkeit, Mäßigung, Tapferkeit und Weisheit. Mit der Maximilianstatue wurde das Grabdenkmal schließlich 1584 unter Erzherzog Ferdinand II., dem Sohn von Ferdinand I., vollendet.

Künstler Kenotaph: Florian, Bernhard und Arnold Abel, Alexander Colin
Künstler Schmiedeeisengitter: Jörg Schmidhammer, Paul Trabel

Die Hofkirche

Schlussendlich verdanken wir es Kaiser Ferdinand I. (1503–1564), dass das Grabdenkmal seines Großvaters Maximilian in Innsbruck zu sehen ist. Er entschied, dass das Projekt mit 28 der 40 entworfenen Figuren abgeschlossen wurde und dass diese nicht vergoldet wurden.
Seit Maximilians Tod gab es natürlich Überlegungen, die Bronzefiguren als Totengeleit des Kaisers zu seinem Grab nach Wiener Neustadt zu bringen. Doch die Kirche der Burg liegt im ersten Stock und so scheiterte diese Idee an der Statik. Die Figuren wären viel zu schwer gewesen, immerhin wiegt die schwerste Figur allein ca. zwei Tonnen.

Daher stiftete Ferdinand in Innsbruck die Hofkirche und das Franziskanerkloster für das Denkmal. Die Renaissancekirche wurde von 1553 bis 1563 nach dem Vorbild der Heiligkreuzkirche in Augsburg erbaut. Bemerkenswert ist das schöne Portal der Kirche. Im Innenraum wurde später barocker Stuck ergänzt.
Das ehemalige Klostergebäude ist heute das Tiroler Volkskunstmuseum. Die Hofkirche wird inzwischen vom Kapuzinerorden betreut und es werden täglich Messen gelesen.

Künstler: Andrea Crivelli, Alessio und Hieronymus Longhi, Niclas Türing d. J., Marx della Bolla

Die Ebert-Orgel

Im Altarraum der Hofkirche befindet sich ein weiterer Schatz: Die Ebert-Orgel von 1558 zählt zu den ältesten spielbaren und außerdem zu den wertvollsten Orgeln der Welt. Der Großteil der Orgelpfeifen ist sogar noch original erhalten. Die Renaissanceorgel stammt von Jörg Ebert aus Ravensburg. Das Gehäuse aus Zirbenholz verfügt über kunstvoll gestaltete Flügeltüren, die bei Konzerten geöffnet werden.

Beim Orgelwettbewerb um den Paul-Hofhaimer-Preis spielen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf historischen Orgeln in Innsbruck. Dabei darf die Ebert-Orgel natürlich nicht fehlen! Der Paul-Hofhaimer-Wettbewerb findet alle drei Jahre und das nächste Mal vom 2. bis 8. September 2022 statt.

Die Silberne Kapelle

Erzherzog Ferdinand II. (1529–1595) ließ die Hofkirche mit einer Kapelle Richtung Nordwesten erweitern. Durch diese Kapelle und einen weiteren Gang ist die Hofkirche mit der Kaiserlichen Hofburg verbunden. Die Silberne Kapelle wurde zuerst zur Grabkapelle für Ferdinands bürgerliche Gemahlin Philippine Welser und schließlich für den Erzherzog selbst. Die Grabmäler in den Wandnischen wurden von Alexander und Abraham Colin geschaffen. Darüber hinaus ist der Silberaltar sehenswert (und namensgebend). Die in Silber getriebenen Reliefs zeigen Maria und ihre Symbole, ein Werk von Anton Ort.

Das Andreas-Hofer-Denkmal

Des Weiteren findet ein wichtiges Grabmal in der Hofkirche seinen Platz und erzählt eine Heldengeschichte: 1809 stellten sich die Tiroler Freiheitskämpfer den Heeren Napoleons entgegen, um Tirol zu befreien. Der französische Imperator hatte vorher das Land Tirol zu einem Teil des Königreichs Bayern erklärt. Die Tiroler Kämpfer waren die ersten in Europa, die Napoleons Armee schlagen konnten. Nach mehreren gewonnen Schlachten am Bergisel verloren die Tiroler aber die entscheidende und so blieben die Mühen schlussendlich vergebens.

Andreas Hofer (1767–1810), der Anführer der Tiroler Freiheitskämpfe, wurde nach seiner Hinrichtung zunächst in Mantua beigesetzt. Doch ein Tiroler Kaiserjägerregiment holte 13 Jahre später die sterblichen Überreste Hofers zurück nach Tirol.
Und so erhielt der Held aus Tirol ein vom Kaiser gestiftetes Grabmal in der Hofkirche. Das Hofer-Denkmal besteht aus einem Sockel mit einem Relief und aus einer großen Statue. Die fast drei Meter hohe Hofer-Figur aus Laaser Marmor wurde von Johann Schaller gefertigt. Das Relief, ein Werk von Josef Klieber in Carrara-Marmor, zeigt den „Treueschwur“. Auch hier dauerten die Arbeiten länger als geplant, das Denkmal wurde 1837 fertiggestellt.

Besuch in der Hofkirche

Die Hofkirche wird als Museum geführt und ist ein Teil der Tiroler Landesmuseen. Der Zugang erfolgt über den Eingang des Tiroler Volkskunstmuseums und nicht über das Kirchenportal. Bevor man die Kirche betritt, gibt es eine Multimediashow zu sehen, die Maximilians Leben spannend erzählt. Zur Einstimmung auf den Hofkirchenbesuch finde ich diese Show perfekt.

Zur Kirche selbst gelangt man über den schönen Kreuzgang des ehemaligen Franziskanerklosters. Hier ist ein weiteres Kunstwerk zu bewundern: die Eduard-Wallnöfer-Büste von Rudi Wach.

Informationen

Hofkirche: Universitätsstraße 2, 6020 Innsbruck, Tel.: +43 512 59489-510,
volkskunstmuseum@tiroler-landesmuseen.at, www.tiroler-landesmuseen.at
Reguläre Öffnungszeiten
: Mo – Sa 9:00 – 17:00 Uhr*, So & Feiertag 12:30 – 17:00 Uhr*
(* letzter Einlass 16:30 Uhr)
Konzerte und Orgelführungen in der Hofkirche: Termine
Eintritt inklusive mit der Innsbruck Card
Gottesdienste: werktags: 8:00 Uhr (Kapuziner); Sonn- und Feiertage: 9:00 Uhr (Kapuziner), 11:00 Uhr (Kapuziner) und 19:00 Uhr (Deutscher Orden)

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