Il Convento titelbild ©gurschler
18. März 2015
Originalsprache des Artikels: Deutsch

Im Zentrum von Innsbruck, am Franziskanerplatz, hat ein neues Lokal eröffnet – „Il convento“. Für die Architektur verantwortlich zeichnet der Innsbrucker Architekt Rainer Köberl, der alte Substanz und neue Formen sensibel zusammengeführt hat. Im „convento“ gibt es wunderbaren Wein, fantastische italienische Küche und ganz viel Stadtgeschichte – so richtig zum Anfassen.

Il convento AußenansichtWenn es um gutes Essen, guten Wein und gute Architektur geht, dann bin ich ganz Ohr. Wenn dann noch Stadtgeschichte reinspielt, ist meine Neugierde nicht mehr zu bändigen. Klar also, dass ich mir das neue italienische Restaurant „Il convento“ am Franziskanerplatz genauer angeschaut habe. Denn es vereint all das.

„Lechle-Haus“

Das Lokal befindet sich neben dem Hutgeschäft Held, im sogenannten „Lechle-Haus“, das in den letzten Jahren renoviert und adaptiert wurde. Dass dabei historisch Bedeutsames zutage treten könnte, war von vorneherein klar. Immerhin bestehen die Häuserfronten am Franziskanerplatz und am Burggraben großteils aus der ehemaligen Innsbrucker Stadtmauer. Doch bei den Grabungsarbeiten im Keller des Geschäftslokals, das sich zum Platz hin orientiert, stieß man auf weit mehr. Nicht nur wurden Teile der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert freigelegt, auch Teile des Zwingers, der alten Verteidigungsmauer, kamen zum Vorschein.
Die Renovierung und Adaptierung des Gesamtkomplexes – Haus und vorgelagertes Geschäftslokal – führte der Innsbrucker Architekt Rainer Köberl durch. Er ist bekannt dafür, auf sehr sensible Art alte Baustrukturen mit zeitgenössischer Architektur zu verbinden. Ich war daher mehr als gespannt, wie sich moderne „cucina mediterranea e vinoteca“ und geschichtsträchtiges Gemäuer verbinden.

Die großen Quader hinten links sind die ehemaligen Erdbebenpfeiler

Die großen Quader hinten links sind die ehemaligen Erdbebenpfeiler

Feine Häppchen

Hinein also durch die Glastür und den Windfang, schon stehe ich im einladenden Barbereich. Es duftet nach frisch gebrühtem Kaffee. Links, nicht zu übersehen, ein saftiges Stück „prosciutto crudo“, Rohschinken, auf dem Schneidegerät wie auf dem Präsentierteller. Dahinter eine Theke mit feinen Appetitanregern all’ italiana: gegrillte Zucchini, Melanzani, Tomaten in Olivenöl, Kapern, Meeresfrüchte, verschiedene Käse- und Wurstsorten. Lecker! Rechts ein Regal voll mit noblen Tröpfchen.

Echt italienisches Flair gibt es im "convento"

Echt italienisches Flair gibt es im „convento“

il convento antipasti

Köstliche Appetithäppchen machen Gusto auf mehr.

Blickfang

Mein Blick fällt auf das in den Boden eingelassene Sichtfenster, fällt mein Blick auf Stadtgeschichte. Im Untergeschoß befindet sich nicht nur ein einladender Degustationsraum samt Weinkeller.
Steigt man die Stufen hinab, kann man rechts die Reste der ehemaligen Zwingermauer nicht nur sehen, sondern auch anfassen. Die Ursprünge stammen aus dem 13. Jahrhundert; im Barock wurde sie als Mischmauer noch einmal erneuert. Eine echte Sensation nicht nur für die Archäologen des Bundesdenkmalamtes. Glaubte man doch bisher, dass unter Kaiserin Maria Theresia alle Zwingermauern abgerissen wurden. Das hier freigelegte Gemäuer beweist das Gegenteil. Wem jetzt noch nicht die Augen übergehen: Im Eck hinten links finden sich große Bachsteine. Aber nicht irgendwelche! – Nein.

Innsbrucker Stadtgeschichte hautnah im Untergeschoß

Innsbrucker Stadtgeschichte hautnah im Untergeschoß

Peppinos Reich

Die – bitteschön – sind Teil der Original-Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert. Wer noch mehr Geschichtsträchtiges sehen will, steigt wieder hinauf, an der Bar vorbei, in den ersten Stock. In der kleinen Stube, gleich rechts, die gotische Holzbalkendecke, sie hat einige Jährchen auf dem Buckel, denkmalgeschützt, und ein echter Hingucker. Desgleichen im größeren Raum geradeaus weiter.
Man könnte beim Anblick von so viel historischer Schönheit fast auf’s leibliche Wohl vergessen. Aber nur fast. Denn Peppino Conte, Gastronom aus Leidenschaft und seit über 25 Jahren eine Institution in Innsbruck, wenn es um italienische Küche geht, holt einen zurück ins Jetzt – zu vorzüglichen antipasti, zuppe, primi e secondi piatti, insalate und dolci – Vorspeisen, Suppen, Hauptspeisen, Salaten und Nachspeisen.

"Il convento" ist auch Vinothek

„Il convento“ ist auch Vinothek

Echte Klasse

Wer sich angesichts der erstklassigen Auswahl an österreichischen, italienischen und französischen Weinen nicht entscheiden kann, Peppino und sein Team wissen Rat. (Ich habe gehört, Peppinos Lieblingstropfen sei ein Valpolicella Ripasso, seine Frau Angelica bevorzuge den Taurasi, aus der gleichnamigen Region im italienischen Kampanien.)
Die kulinarische Vielfalt des Südens am Gaumen, die Stadtgeschichte Innsbrucks vor Augen und umgeben von stilvoller Architektur: Die Neugierde auf das neue Lokal, „Il convento“, hat sich gelohnt – mehr als.

Il convento – cucina mediterranea e vinoteca
Burggraben 29
6020 Innsbruck
Tel. 0043 (0) 512 58 13 54
Sonn- und Feiertage geschlossen
Infos unter www.ilconvento.at

Zusätzliche Infos unter www.innsbruck.info

Ähnliche Artikel