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Wer zu Ostern nach Innsbruck reist, kann so einiges erleben. Von bunten Umzügen mit geschnitzten Eseln, Palmbuschen, die vor Unwettern und Krankheit schützen sollen bis hin zu Bräuchen, die sogar als immaterielles UNESCO Weltkulturerbe anerkannt sind.

Grundvoraussetzung um die Traditionen in Tirol zu verstehen, ist zugegebenermaßen ein solides Basiswissen in Sachen Christentum – und Ostern im Speziellen.

Das Osterfest mit der allseits bekannten Eiersuche ist das Ende der 40tägigen Fastenzeit, wobei bereits in der Woche vor dem Ostersonntag losgeht, ab dem Palmsonntag jede Menge Events stattfinden… 

Ostertraditionen in Innsbruck

  1. Geweihte Palmbuschen als Glücksbringer 

Palmsonntag: Heute beginnen die Christen den Einzug Jesu in Jerusalem zu feiern. Dafür werden Gemeinden sowie auch die Kirchen einmal gründlich durch geputzt und alles soll in neuem Glanz erstrahlen. In der Palmsonntagsmesse werden die sogenannten Palmbuschen geweiht. Die Buschen bestehen aus Palmkätzchen, Ölzweigen und bunten Bändern, an denen kleine, süß schmeckende Palmbrezeln hängen. Die geweihten Buschen werden später im „Herrgottswinkel“ im Haus (Ecke an der Wand beim Esstisch) aufgestellt und schützen das Haus und seine Bewohner vor Unheil. Dort bleiben sie in den meisten Fällen fast ein Jahr bis zum Aschermittwoch (2018 wäre das der 14. Februar) stehen. Dann werden sie verbrannt und mit der Asche malt man ein Kreuz auf die Stirn. Das Aschekreuz soll Kraft spenden und steht für Reinigung. In manchen Orten ist es aber auch üblich die Palmbuschen aufs Feld zu stecken um die Ernte zu schützen, quasi ein Art Joker den man aber nur einmal im Jahr einsetzen kann.

Am Ostermarkt in Innsbruck. Foto: Emanuel Kaser

Am Ostermarkt in Innsbruck. Foto: Emanuel Kaser

Das Palmbuschenbinden am Ostermarkt in Innsbruck. Foto: Emanuel Kaser.

Das Palmbuschenbinden am Ostermarkt in Innsbruck. Foto: Emanuel Kaser.

Ölzweige gibt es zur Osterzeit sogar im Supermarkt zu kaufen

Ölzweige gibt es zur Osterzeit sogar im Supermarkt zu kaufen. Hier im MPreis Kaufhaus Tyrol. Foto: Lea Hajner

In einigen Feriendörfern rund um Innsbruck gibt es am Palmsonntag eigene Prozessionen. Die Mädchen tragen Palmbuschen und die Burschen meistens Palmlatten.

Tipp: Alle Termine zum Palmbuschen oder Palmstangen binden und der Palmweihe gibts auf innsbruck.info

  1. Palmlatten oder Stangen

Wenig überraschend, hier geht es unter den geschickten Herstellern natürlich auch darum, wer die spektakulärste Palmstange hat – und tragen kann. Diese sind ebenfalls geschmückt und werden auch geweiht. Selbe Wirkung wie bei den etwas handlicheren Palmbuschen – aber durchaus spektakulärer.

Palmstangen in Götzens am Palmsonntag Foto TVB

Palmstangen in Götzens am Palmsonntag. Foto: TVB Innsbruck

  1. Palmeselritte“ – Umzüge mit Eseln 

Um den Einzug Christi in Jerusalem möglichst authentisch darzustellen, war bei den Prozessionen früher oft ein Esel dabei. Und wenn gerade keiner greifbar war, dann wurde eben eine Holzfigur mitgenommen, die Christus auf dem Esel darstellte. Allerdings arteten diese Umzüge oft aus zu wahren Volksfesten – was in der Fastenzeit natürlich nicht geduldet werden konnte. Vor 200 Jahren verbot man sie komplett. Heute lebt der alte Brauch vereinzelt wieder auf, zB in Thaur. 

Die nächsten Tage verlaufen normal, bis zum Gründonnerstag, dem Tag des letzten Abendmahls und dem Kickoff der drei österlichen Tage. Warum er genau  „grün“ ist, bleibt umstritten, dazu gibt es unterschiedliche Theorien. Ohne weiter in die Tiefe zu gehen, bleibt hier zu sagen: heute ist die Zeit gekommen für Spinatgerichte und Wildkräutersuppen.

Eventtipp: in Obsteig am Mieminger Sonnenplateau kann man am Gründonnerstag lernen, wie man Ostereier mit Kräutern färbt – nur mit Anmeldung! 

  1. Karfreitagsratschen – Krawall und Remmidemmi statt Glocken

Die sogenannten „Karfreitagsratschen“ (hölzerne Ratschen) ersetzen am Karfreitag und Karsamstag die Kirchenglocken.  Der Legende nach verstummen an diesen beiden Tagen zur Erinnerung an das Leiden des Herrn die Kirchenglocken und fliegen nach Rom. Ein Kurztrip, von dem sie erst am Ostersonntag zurückkommen. Seit 2015 ist dieser Brauchtum übrigens ganz offiziell weltweit anerkannt als immaterielles UNESCO Weltkulturerbe!

Am Karsamstag gedenken die Christen der Grabesruhe Jesu Christi, es ist „die Nacht aller Nächte“ denn in dieser Nacht betet man zum Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi von den Toten und somit für den Übergang vom Tod ins Leben.

Heute ist der richtige Tag um seine frisch gebackenen Osterpinzen (Rezept für Osterpinzen und Osternesterl von Bloggerin Nadja) weihen zu lassen. Dabei bringt man am besten gleich Blumen mit in die Kirche, damit diese dann am Ostersonntag in voller Pracht geschmückt werden kann.

Tipp: Wer nicht selbst backen möchte, findet die Osterbrezen auch bei den heimischen Bäckereien im Sortiment an diesen Tagen!

Verspeist werden diese dann am Ostersonntag, dem Ende der Fastenzeit. Jetzt beginnt die österliche Freudenzeit („Osterzeit“), die fünfzig Tage bis einschließlich Pfingsten dauert. Im Mittelalter galten die drei Tage nach dem Sonntag als Feiertage, heute ist davon nur mehr der Ostermontag in Österreich als gesetzlicher Feiertag übrig geblieben. An diesem Montag haben auch in Tirol die Geschäfte geschlossen.

  1. Die Ostergräber rund um Innsbruck

Dieser Brauch geht auf das Mittelalter zurück, es werden bunte, beleuchtete Glaskugeln um das nachgeahmte „Grab“ aufgestellt. Zusätzlich verdecken eigene Papierkulissen den prunkvollen Altar.

Auf www.innsbruck.info gibt es alle Ostergräber rund um Innsbruck (zB von Patsch über Igls und Natters bis Oberperfuss) im Überblick! Achtung, diese stehen nur kurze Zeit, hier muss man seinen Besuch also gut planen.

Das Ostergrab mit den bunten Lichtern in Zirl Foto TVB

Das Ostergrab mit den bunten Lichtern in Zirl. Foto: TVB Innsbruck

Eventtipps: Zur besonderen Bekanntheit hat es das „Heilige Grab“ in der Pfarrkirche in Patsch geschafft. Es ist vom Montag nach Palmsonntag bis Donnerstag nach Ostern zu sehen. Auch in anderen Orte, wie zB in der Pfarrkirche in Obsteig gibt es ab Gründonnerstag schöne Ostergräber zu Bestaunen! 

  1. Die Fastenkrippe

Nicht nur zu Weihnachten gibt es Krippen, auch zu Ostern! Das Prinzip bleibt das gleiche – auch wenn es zu Ostern um einiges schauriger wird. Mit Hilfe von kleinen, geschnitzten Figuren und einer Landschaftskulisse stellt man eine Szene aus der Bibel dar. Zu Ostern ist es der Leidensweg Jesu, dh Angst, Folter, Verzweiflung und der Tod. Manche Krippen stellen auch schon den Einzug Jesu am Palmsonntag dar, dies ist aber „kein Muss“.

Die Fastenkrippe in Zirl Foto TVB

Die Fastenkrippe in Zirl. Foto: TVB Innsbruck.

Tipp: im Moritzkirchlein bei Telfs gibt es sogar eine bewegliche Osterkrippe!

7. Der Zweitaltar im Innsbrucker Dom

Im Zentrum der Altstadt im Dom zu St. Jakob verschwindet zur Fastenzeit der prächtige Gold- und Silberaltar und wird stattdessen mit einem Fastenbild des Malers Josef Schöpf verdeckt. Darauf sind der heilige Jakobus und der heiligen Alexius zu sehen, die beiden Kirchen- und Stadtpatrone. Das Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach d. Älterem ist dabei aber trotzdem noch zu sehen – die Kulisse geht außen herum.

Den Brauchtümern auf der Spur

Den Brauchtümern auf der Spur. Foto: Lea Hajner

Der Altar mit dem Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach dem Älterem.

So sieht der Altar normalerweise aus im Innsbrucker Dom. Foto: TVB Innsbruck

Der Dom zu St Jakob in Innsbruck mit Osterkulisse

Der Altar zur Fastenzeit – verdeckt durch das „schlichte“ Gemälde. Foto: Lea Hajner

Tipp: Seit Aschermittwoch sind im Dom die Werke der Künstlerin Minu Ghedina zu sehen, Titel ihrer Installationen „Im Zeichen der Wandlung“. 

8. Der Ostermarkt in Innsbruck

Last, but not least lockt eine etwas jüngere Tradition nach Innsbruck zur Osterzeit – der Ostermarkt. Gigantisch große Ostereier, Ostereiersuchen und Brauchtumsprogramm wie das „Grasausläuten“ oder Südtiroler „Türtlenessen“ locken von 6. bis 17. April.

Alle Infos zum Markt und zum Programm: www.ostermarkt.at

Osterschmuck in Innsbruck

Osterschmuck in Innsbruck. Foto: Lea Hajner

Übrigens, seit 1989 gibt es in Innsbruck und Hall in Tirol das Osterfestival, das hier den Rahmen des Artikels sprengen würde, aber durchaus einen Besuch wert ist!

Ob Palmbuschenbinden, Osterpinzen backen oder Karfreitagsratschen – welche Ostertradition gefällt euch am besten?

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