Innsbruck trinkt BIER
Kristina Erhard
13. Februar 2015
Originalsprache des Artikels: Deutsch

Frank Zappa war nicht nur ein dadaistisch geprägter, zynischer Liedermacher der Rockmusik sondern auch philosophisch angehauchter Biertrinker. Immerhin erhob er das Gebräu zu einem Kulturgut, dem er immense Bedeutung zusprach: „You can’t be a real country unless you have a beer and an airline. It helps if you have some kind of a football team, or some nuclear weapons, but at the very least you need a beer.“

Schwierige Grundvoraussetzungen in einem Land, dessen Airline von der Lufthansa aufgekauft wurde, dessen Fußballnationalteam höchsten den Rekord im Verlieren bricht und dessen Luftraumverteidigung sich durch immer wieder notlandende Eurofighter hervortut. Bleibt nur das Bier. Und selbst das wird international öfters mit Stirnrunzeln goutiert. Was das alles mit Innsbruck zu tun hat? Ganz einfach, Aufbruchsstimmung macht sich breit – im Biertrinken. Lange Zeit ein wunderschönes Gerücht, wird es jetzt zu Gewissheit: das erste Craftbeer-Lokal der Stadt Innsbruck, wenn nicht des Landes, eröffnet in der Museumsstrasse 5. Das Tribaun hat sich ein hehres Ziel gesetzt: es soll nicht nur den ausgetrockneten Gaumen mit diversen Crafts aus aller Welt (inklusive einiger schmackhaften Kostproben aus der Heimat großer Töchter und Söhne) erfreuen sondern das ganze Innsbrucker Lebensgefühl verändern. Was nach einem unerfüllbaren Versprechen klingt, fühlt sich bei einem Besuch des Tribauns bald realistisch an: über zwanzig selbstgeschnitzte Zapfhähne tun sich vor meinen Augen auf. Bin ich im Himmel? Nein, in einem Kellergewölbe, das von der internationalen Crew des Tribauns in wochenlanger Arbeit liebevoll hergerichtet wurde.

Ich bin im Bierhimmel. Zwanzig Zapfhähne - zwanzig verschiedene Drafts. @Kristina Erhard

Ich bin im Bierhimmel. Zwanzig Zapfhähne – zwanzig verschiedene Drafts. @Kristina Erhard


Die Crew.

Wenn es sowas wie einen Craftbeer-Guru gibt, dann ist es wohl Robby Haesebrouck, Belgier und Rezitierer eines Biermanifests, das ich auf Grund meines Zustands während erwähntem „Rezitieren“ hier nicht wiedergeben kann. Allerdings ist es Robby im Bezug auf Beer wichtig, als „geek“ und nicht etwa als „freak“ oder gar als „Snob“ bezeichnet zu werden. Diesen Gefallen tu ich ihm als Dank für seine Bar gerne. Apropos Bar: dahinter steht sein Barchef, ein Südafrika(a)ner mit noch nie gehörtem, unaussprechlichem Namen (Ekskuus, ek praat geen Afrikaans nie). Einfachkeitshalber nennt er sich Gerko, ich nenne ihn „den Stimmungsmacher“, denn das ist er. Fast möchte man selbst hinter dem Tresen stehen um ein wenig dieser bierseligen Lebensfreude aufzuschnappen. Und Leticia, eigentlich auf den Kanarischen Inseln aufgewachsen, ist die gute Seele des Tribauns, sie kam der Liebe wegen ins Land der Berge und blieb. Gott sei Dank. Die anderen übrigens auch. Oder war es wegen dem Bier?

Robby (ganz links) will ein Lebensgefühl vermitteln. Sein südafrikanischer Barchef Gerku (ganz rechts) hilft ihm dabei. @Tribaun

Robby (ganz links) will ein Lebensgefühl vermitteln. Sein südafrikanischer Barchef Gerko (ganz rechts) hilft ihm dabei. @Tribaun


Das Bier (und was es so dazu gibt).

Über zwanzig verschiedene Crafts können im Tribaun gezapft werden, beispielsweise aus der Forstner Brauerei in Graz (mit dem Südtiroler Forst haben diese Biere Gott sei Dank nichts zu tun). Mehr noch gibt es in Flaschen. Auch zum Mitnehmen, denn Robby ist es ein Anliegen, dem Tiroler das Craftbeer auch auf der Couch vor dem Fernseher zu ermöglichen. Mein favorite: jegliches IPA, oder Indian Pale Ale, das mir Robby auf den Tisch stellt. Außer Gin ist das wohl das Großartigste, was die Briten jemals erfunden haben (ok, die Dampfmaschine hat die Menschheit wohl auch weitergebracht). Das Bierol ist eines davon, mit 6.8% Alkohol und einem frischen Zitrusaroma. Und wie der Name vermuten lässt, kommt dieses „g’schmackige“ Craftbeer aus Tirol, und zwar aus Schwoich im Unterland. Dazu gibts Speck – whatelse, bei aller Liebe zu Belgien oder Südafrika.

Hmmmm. Speck. Und viele andere regionale Köstlichkeiten. Manchmal gibt es auch handgeschöpfte Schokolade dazu, schmeckt besonders gut zu den dunklen Bieren, oder dem Einen mit Erdbeergeschmack. @Tribaun

Hmmmm. Speck. Und viele andere regionale Köstlichkeiten. Manchmal gibt es auch handgeschöpfte Schokolade dazu, schmeckt besonders gut zu den dunklen Bieren, oder eben dem Einen mit Erdbeergeschmack. @Tribaun


Das Fazit.

Hic(ks) est! Dieser Laden hat Wohnzimmerqualität, wenngleich in einem Keller. Und es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass Innsbruck und Umgebung auch den exotischeren Crafts dieser Welt – ja, tatsächlich, es kann auch nach Erdbeeren schmecken, oder nach Geräuchertem (!) – eine Chance gibt. Wäre es doch schade, wenn diese Aufbruchsstimmung in schalem Zipferbier ertrinkt. Als glückliche Vor-Verkosterin diverser Biere dieses Ladens noch ein Fingerzeig: manches dieser, ach so köstlichen Biere schlagen mit über 9 Volumensprozent zu Buche. Das fand ich leider erst heraus als es schon zu spät war. Cheers!

Öffnungszeiten:

Monday – Thursday: 17:00 – 02:00
Friday – Saturday: 17:00 – 04:00
Sunday: 17:00 – 12:00
Shop: everyday from 17:00- 22:00

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