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Der Tiroler Herbst ist sakrisch (dt.: außerordentlich) kalt. Ende November mit Eiswind in Innsbruck.  Ein guter Grund mal wieder was zu spielen. Karten zum Beispiel. Traditionell wird in Tirol ja gewattet (das hier), aber kürzlich ausnahmsweise mal nicht. Ausnahmsweise traf man sich nämlich am 23. Und 24. November im Casino Innsbruck. Zur Weltmeisterschaft im beliebtesten Casino-Kartenspiel überhaupt: Blackjack.

Who is Jack.

Woher das Spiel genau kommt, weiß niemand genau. Um etwa 1600 beschreibt es der spanische Autor Miguel de Cervantes (Don Quixote) erstmals in einer Kurzgeschichte. Cervantes, selbst ein umtriebiger Spieler, erzählt dort von zwei Gaunern und dem spanischen Baraja-Kartenspiel Veintiuna (span.: Einundzwanzig). Es ist so verlockend einfach, dass das Regelwerk schon im  Namen steckt: Erst Spieler, dann Bank (Casino) erhalten (kaufen) Karten, die Werte werden addiert bis möglichst nah an Einundzwanzig und der höchste Betrag gewinnt. Wer sich überkauft verliert. So weit, so einfach. (Komplexer hier.) Der Bube (zehn) heißt auf Englisch Jack und ergibt mit einem Ass (elf oder eins) den namensgebend höchsten Trumpf: den Blackjack (21).

Tournierpokal Blackjack 2018

This is Jack, Black Jack: Der Tournierpokal 2018 symbolisiert den höchsten Trumpf im Spiel. (Foto: Chiffre Noir Media Productions)

Casino Royale.

Der Direktor des Casinos Innsbruck Robert Friesser holt mich am Eingang ab. Alles wirkt ein bisschen wie im Film, sehr exklusiv. Vielleicht auch weil der Direktor, wenn er lacht, ein bisschen aussieht wie Hugh Grant. Es ist viel zu tun, 131 Teilnehmer, ein umfangreiches Rahmenprogramm. Kurz plaudern wir trotzdem, ganz ungezwungen. Die zweite Weltmeisterschaft in Innsbruck und das wohl größte Blackjack Event der Weltgeschichte überhaupt. Zumindest laut Google. Hugh Grant lacht und wünscht mir viel Vergnügen. Ich grinse zurück und habe eigentlich keine Ahnung was mich erwartet. Doch die allgemeine Aufmachung lässt Großes vermuten: In heimatlich-weihnachtlichem Rot-Weiß(-Rot) begrüßt das Casino die Turniergesellschaft mit Champagnerempfang, Live-Musik (Avalon und Marc Hess) und hausgemachten Köstlichkeiten. Die Atmosphäre zwischen den vielen Gästen ist angenehm familiär und freundschaftlich.

Pokerface.

Gekommen sind sie alle: Die zweifache Poker-Europameisterin Jessica Teusl, der amtierende Baccaraweltmeister aus der Schweiz, sowie der Blackjack-Titelverteidiger des letzten Jahres – und hochkarätige Gäste aus aller Welt. Das Casino Innsbruck hat sich darum nicht lumpen lassen und jedem Turnierteilnehmer für seinen Buy-In (1080 Euro – spätere Re-Buys 550/330/224 Euro für je 6000 Euro in Jetons) den zweitägigen Hotelaufenthalt spendiert – üblich sind derartige Annehmlichkeiten keinesfalls. Man bekommt umfassend den Eindruck, dass es hier gar nicht so ums Geld geht, sondern tatsächlich um die Freude am gemeinsamen Spiel. Ein strategisch meisterlich inszenierter Schachzug, der hier aber scheinbar tief von Herzen kommt. Auf besonderen Wunsch einiger Turniergäste wird im Vorfeld sogar ein kleines Pokerturnier gespielt – als exklusives Warm-Up. Ein sogenanntes High Roller Game, mit Blinds (Rundeneinsatz) zu 10.000 bzw. 25.000 Euro. Die charismatische Doppeleuropameisterin natürlich in ihrem Element, ein beeindruckendes Schauspiel mit brillantem Pokerface. Mir wird schon beim Zusehen schwindlig.

Jackpot.

Unter den wachsamen Augen der Turnierleitung (ein Herr mit eisblauem Blick, scharfem Humor und polnischem Akzent) beginnt in den Abendstunden dann das Blackjack Turnier. Ich bin froh, dass ich im Vorfeld ein bisschen geübt habe, denn Blackjack ist ein schnelles Spiel. Die Karten fliegen über die Tische, ich habe schon Schwierigkeiten beim Addieren allein, den Überblick zu behalten ist nahezu unmöglich. Denn Besonderheit heute: Man spielt nicht nur gegen den Dealer (Croupier), sondern auch gegen die anderen Spieler am Tisch. Denn nur wer nach 18 bzw. 21 Spielen je Runde den höchsten Stand an Jetons vorweisen kann, steigt in die nächste Runde auf. Acht Vorrunden (drei am Freitag, fünf am Samstag), Viertel-, Halb- und Finale.

Ich hatte es nie sonderlich mit Zahlen und die Konzentration treibt mir Schweißperlen auf die Stirn. Man munkelt ja vom Kartenzählen, der hochmathematischen Kunst des Vorhersagens. Mir ein absolutes Mysterium, aber bei einem Preisgeld von insgesamt 241.000 Euro, wünsche ich mir gerade wirklich, ich hätte in der Schule damals besser aufgepasst.

Blackjack am Tisch: Sieben Spieler und viele Zuseher.

Nervenzerreißende Spannung an den Filztischen. (Foto: Manuel Schischkoff)

Jack will be back.

Samstag Nacht ist alles vorbei. Die zweite Weltmeisterschaft in Innsbruck und das größte Blackjack-Event der Geschichte ist entschieden. Der Weltmeister kommt wieder mal aus Österreich: Mit hauchdünnem Vorsprung auf den Zweitplatzierten sichert sich Manfred G. Titel, Pokal und Jackpot (knapp 82.000 Euro). Aus 6000 Jeton-Euros Startkapital machte er in zwei Tagen beeindruckende 17.700 – gut zählen sollte der Mann also können. Wie das nun mit dem Kartenzählen ist, konnte ich ihn aber leider nicht fragen. Vielleicht ja nächstes Jahr, wenn sich die Welt am 22. und 23. November 2019 zum dritten Mal trifft. Zur nächsten Blackjack-Weltmeisterschaft in Innsbruck. Inzwischen kann man wieder Watten und ich ein bisschen Mathe üben.

 

(Alle verwendeten Fotos wurden uns mit freundlicher Unterstützung von Chiffre Noir Media Productions, Manuel Schischkoff und dem Casino Innsbruck zur Verfügung gestellt.)

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