CMA_Köchin SandraScheidl_Künstler_Luis Morales_1©MatthiasPristach

Wer die Starköchin Sandra Scheidl kennt, ist definitiv kein Freund von schlechter Küche. Aber auch wer den Pop-Art-Artist Luis Morales de la Cruz kennt, ist ein Kenner schöner Künste. Dass sich die beiden Ausnahmetalente dann in Wien gegenseitig kennengelernt haben, muss ein Wink des Schicksals gewesen sein. Denn in den kommenden Wochen tourt die Gourmetfrau mit ihrer extravaganten Culinary meets Art Tour durchs Land – und wird uns gemeinsam mit de la Cruz am 24. und 25. März auch in Innsbruck ein vielschichtiges Spektakel für alle Sinne servieren.

Die Köchin kocht. Der Maler malt.

Andy Warhol klatschte eine Dose Tomaten auf Leinwand und strich sich unter dem tosenden Beifall der Kunstkritik eine weiße Strähne aus der Stirn (Campbell’s Soup Cans, 1962). Gut 60 Jahre später ist das Phänomen Pop-Art schon ein entsprechend aufgesetzter Hut: Das Konsumobjekt wird aus seinem Kontext gerissen, und das triviale Motiv avanciert so zur Ikone. Dieser geradezu kafkaesken Verwandlung bereitet Starköchin Scheidl mit ihren intermedialen Pop-up-Sessions der Culinary meets Art Tour an ausgewählten Locations in ganz Österreich nun aber eine ganz neue Bühne: Hier tritt die Kunst selbst vor den Vorhang – die Küche wird zum Atelier und der Zuschauer zum Voyeur. Tabula rasa: Was für den einen seine blanke Leinwand, ist für die andere ihr weißer Teller. Der Anfang einer Erzählung, deren Formen, Farben und Gefühle am Ende ein Gesamtkunstwerk erschaffen, das man nicht nur sehen und schmecken, sondern unmittelbar selbst erleben kann.

Die Köchin: Sandra Scheidl

Die „Junge Wilde“ gewann 2020 als allererste Frau den renommierten Rolling-Pin-Kochbewerb und arbeitete sich im Anschluss durch die besten Restaurants Europas – das dreifach Michelin-gekrönte Maaemo in Oslo oder das Tiroler Restaurant Taxacher mit fünf Gault-Millau-Hauben. Angefangen hat freilich alles in Mamas Küche, das viergängige Weihnachtsmenü für Familie Scheidl kocht die Wahnsinnsfrau übrigens schon, seit sie wilde 13 ist. Besonders angetan hat es ihr aber die gehobene Küche der Feinschmecker und Gourmets, vor allem beim Anrichten lässt die Küchen-Künstlerin ihrer Kreativität freien Lauf. Im Übrigen konzentrieren sich ihre Kreationen nämlich auf das Wesentliche: zwei bis drei Komponenten, die am Teller allerdings in abenteuerlichen Techniken und Texturen ganz neu zusammenfinden.

Wie sie eigentlich auf die Idee ihrer kulinarischen Österreichtour kam? „Künstler und Köche können durch Kreativität ihre Persönlichkeit und Emotionen ausdrücken. Einer steht am Teller, einer an der Leinwand – am Ende gibt’s einen gemeinsamen Prozess, aber zwei Kunstwerke.“ Man könnte jetzt auch „Fusion Kitchen“ sagen – aber das Gesamtwerk ist dann doch viel mehr als die Summe seiner Einzelteile. Und überall dort, wo Worte nicht reichen, sollte man die Sache doch einfach den Sinnen überlassen, sagt Sandra.

Der Maler: Luis Morales de la Cruz

Der junge Luis Morales de la Cruz wurde in Lima geboren, einem Schmelztiegel der Kulturen. In seiner Kunst treffen gut 30 Jahre später die peruanisch-indigenen Einflüsse seiner Heimat auf die japanischen, chinesischen und amerikanischen Motive der globalisierten Gegenwart. Seine Liebe zu Musik, extravaganten Plattencovern und der knalligen Pop-Art seiner Jugend verarbeitet der Künstler in seinen Werken. Es sind farbenfrohe Großformate, die irgendwo zwischen Pop-Art und Graffiti-Kunst ganz neue Interpretationen suchen. Life imitates art oder Art imitates life? „Ich habe die Welt durch Kunst kennengelernt“, sagt de la Cruz – heute kann man durch seine Kunst darum auch ein bisschen die Welt kennenlernen. Vielleicht so ähnlich wie bei Starköchin Sandra Scheidl? Ganz genau, schmunzelt der Weltmensch aus Wien wissend. Zwei Kunstwelten ganz ohne Dosenfutter – stattdessen einfach alles echt.

Das gemeinsame Innsbrucker Kunststück

Das Phänomen Pop-up ist inzwischen ja auch schon ein alter Hut: Kurzzeitig finden da Ort und Konzept zusammen, die im Alltag kaum vereinbar sind. Staunen darf man zur Innsbrucker Uraufführung von Culinary meets Art nämlich schon bei der Wahl der Location: mg interior? Ganz genau: Hier wird kurzerhand ein kompletter Innenausstatter in den Dienst der Kunst gestellt – schon sitzt man im Schaufenster und genießt das Leben im Katalog. Nur die Kunst ist hier ganz nackt und ohne Floskeln. Vor den Augen der Gäste lässt das künstlerische Doppel seine Hüllen fallen, zeigt sich ganz intim, lässt sich dabei über die Schulter schauen, alles anfassen und probieren. Mit den Sinnen mittendrin statt nur dabei – wer hier sitzen bleibt, ist echt selber schuld. Sieben Gänge Sandra, ein Kunstwerk von Luis und zwei Abende ohnegleichen: Restplätze gibt’s hier.

Fotos: Die eindrucksvollen Bilder in diesem Beitrag wurden uns von Matthias Pristach zur Verfügung gestellt.

Ähnliche Artikel