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Zum ersten Mal diente ein gesamtes Tal als Inspiration und Bühne für eine multimediale Ski- und Tanzperformance. GAIA – Stubai Mutter Erde beeindruckte mich mehr als gedacht.

Es war Freitag, 20 Uhr, die Temperaturanzeige in meinem kleinen, weißen Flitzer zeigte 2 Grad plus. Relativ warm für einen Februarabend. Trotzdem war ich gut eingepackt für das einstündige Spektakel im Schnee, von dem seit Monaten überall gesprochen wurde und das in Neustift im Stubaital über die Schneebühne ging. Das Stubaital mit seinen Highlights wie den 7 Summits und dem WildeWasserWeg liegt nur 20 Minuten von Innsbruck entfernt.

Eine Kulturveranstaltung erster Güte wurde heuer erstmals ins Leben gerufen. Nein, kein Konzert von Helene Fischer oder Andreas Gabalier. Open Air kann jeder. Der Tourismusverband Stubai hat die Ansprüche viel höher geschraubt und etwas ganz Neues, ja man könnte sagen, ein Experiment gewagt: Kein geringerer, als der renommierte Leiter der Tanzcompany am Tiroler Landestheater, Enrique Gasa Valga wurde mit einer einzigartigen Inszenierung beauftragt.

Die Tanzcompany des Tiroler Landestheaters wagte sich für die einzigartige Ski- und Tanzperformance auf neues Terrain. Foto: TVB Stubai/Albert Cerrado

„Why not“, meinte der, „Dancing im Schnee, ich bin dabei!“ Eine aufwändige und völlig neuartige Performance aus Ski, Tanz, Musik, Show und multimedialem 3D-Mapping sollte GAIA – Stubai Mutter Erde schließlich werden. Eine Kombination, die das Stubaital und keine andere Region weitum bisher in der Form gesehen hat. Die Konzeption des Events dauerte zwei Jahre.

Mehrere Schauplätze

Vorbei an dutzenden Polizisten und einem großzügigen Rettungszelt betrat ich das Veranstaltungsgelände beim Sonnenberglift in Milders, einem Weiler, der zum Tourismusort Neustift gehört. An mehreren Standln örtlicher Vereine gab es Glühwein, Punsch, Würstln und Brezen zu kaufen.

Die Bilanz der Retter fiel human aus: Sie hatten lediglich ein Pflaster anzubringen. Foto: Tamara Kainz

Für das leibliche Wohl der Gäste sorgten die örtlichen Vereine und Gastronomen wie hier Anni und Alex vom Café Ingentis. Foto: Tamara Kainz

Ich aber verschaffte mir erst einmal einen Überblick. Eine Kutsche mit zwei gewaltigen, weiß-braunen Norikern vorgespannt hier, ein Turm für die perfekte Beleuchtung da, Motorradfahrer dort und vor uns die 300 Meter lange und 200 Meter breite, „Bühne“. Eine steile Skipiste mit einer Plattform, von der sich laufend Bagjumper in die Tiefe stürzten zur linken und dem Herzstück des Geschehens, einer zweistöckigen Metallbühne, auf der rechten Seite. Der Platz füllte sich langsam aber stetig. Am Ende zählte das bildgewaltige Epos tausende Zuschauer.

Ein steiler Skihang und eine zweistöckige Metallbühne – die „Freiluftarena“ in Neustift bot einen perfekten Schauplatz für das Geschehen. Foto: TVB Stubai/Martin Vandory

Backstage bereiteten sich indessen die Akteure des Tiroler Landestheaters in zwei beheizten Containern auf ihren Auftritt vor. Ein Einblick wurde mir leider verwehrt, die Securitys nahmen ihre Anweisungen sehr ernst. Da nützte auch das Pressebändchen nichts. Aber natürlich verstand ich andererseits, dass die Künstler ungestört bleiben wollten. Also wartete ich auf den offiziellen Beginn. Um halb neun war es soweit.

Epos rund um die Erdmutter GAIA

Die Stimmen nach der Premiere waren durchwegs positiv gewesen und so war ich jetzt richtig neugierig auf GAIA – Stubai Mutter Erde. Ich bin zwar eigentlich kein ausgesprochener Theaterfan, aber schon allein deshalb, weil die Aufführung viel diskutiertes Thema war und einige meiner Kollegen aus der Skischule Stubai mitwirkten, wollte ich die zweite und für heuer letzte Auflage des Spektakels nicht verpassen.

Gemeinsam mit Skilehrern anderer Skischulen aus dem Tal hatten sie monatelang für perfekte Formationsfahrten geprobt. Solche, die auf das Geschehen auf der aus einzelnen Quadern bestehenden Metallkonstruktion abgestimmt waren. Dort gab es Tanz und Gesang erster Klasse zu sehen und zu hören.

Außergewöhnliche Bedingungen für die Künstler … Foto: TVB Stubai/Martin Vandory

In elf Szenen bzw. einer knappen Stunde stellten Professionisten des Tiroler Landestheaters unter Mitwirkung einheimischer Komparsen die Geschichte von GAIA dar, an deren Anfang die Vernichtung und Versklavung der Menschheit stand. Natürlichkeit, Mitgefühl und Liebe waren verboten. Nur zwei Personen wagten es, Widerstand zu leisten.

Packend arrangiert und am Ende ging das Epos um die Erdmutter GAIA zum Glück gut aus. Ein Sieg für die Liebe! Foto: TVB Stubai/Martin Vandory

Sie zeugten ein Kind tiefer Liebe, bevor das Paar entdeckt und der Vater getötet wurde. Dank göttlicher Intervention durch „GAIA/Mutter Erde“ gelang der Frau mit ihrem Kind die Flucht aus der gesellschaftlichen Eiswüste. Im Stubaital, dem letzten naturbelassenen Rückzugsgebiet auf der Erde, zog die Mutter ihren Sohn zum Anführer des Widerstands und künftigen Retter groß. Im Einklang mit den Elementen des Stubaitales gewann der Hoffnungsträger zunehmend an Stärke und erhob sich schließlich mit seiner Mutter GAIA zu einem letzten großen Kampf gegen das System …

Winterliche Verhältnisse hin oder her, gesungen wurde selbstverständlich live. Foto: TVB Stubai/Martin Vandory

Da war was los!

Das Thema des Librettos war also gleichermaßen universal brisant wie regional relevant. Die Inszenierung ein Appell, die Schönheit und Vielfalt der Natur und damit einhergehend die Freiheit jedes einzelnen Menschen zu schützen und zu bewahren. Das Epos rund um die Erdmutter GAIA und deren Kampf gegen Hass und Zerstörung war wirklich packend arrangiert. Genauso gut durchdacht wie die Handlung waren natürlich auch Choreografie und Kostüme. Zwischendurch immer wieder in dicke Pelzmäntel gehüllt, hauchten die Tänzer und Tänzerinnen den langsamen und schnellen Rhythmen Inhalt ein und bewegten sich gekonnt zu den stimmgewaltigen Gesangseinlagen. Alles live versteht sich! Auf der Piste nebenan demonstrierten passend dazu die Stubaier Skilehrer ihr Können.

Auch das Schneidern der Kostüme war eine große Herausforderung. Speziell das Nähen der Mäntel. Foto: TVB Stubai/Martin Vandory

Die Stubaier Skilehrer stimmten die Rhythmen ihrer Formationsfahrten perfekt auf den des Librettos ab. Foto: TVB Stubai/Martin Vandory

Umrahmt wurde die Inszenierung von sensationellen 3D-Projektionen und Lichtanimationen, die sich direkt an die Geometrie des Hanges schmiegten. (Aber leider von keinem Fotografen eingefangen werden konnten.) Alles fügte sich zu einem großen Gesamten zusammen und hielt das Versprechen einer bild- und musikgewaltigen Multimedia Ski- & Tanzperformance, einer außergewöhnlichen Darbietung unter freiem Himmel. Beeindruckt ließ ich die letzten Szenen und Takte auf mich wirken. Schön war’s & der Applaus redlich verdient.

Bravo! Foto: TVB Stubai/Martin Vandory

Wiederholung geplant

Auf dem Heimweg traf ich noch Michael Gstrein, den Pressebeauftragten des TVB Stubai. Er kümmerte sich gerade um ein holländisches Kamerateam. „Insgesamt“, erzählt er mir bei einem kurzen Plausch, „waren Film- und Fernsehteams aus sechs Nationen vor Ort.“

Der Stubaier Weg zur Schaffung einer kulturellen Veranstaltung von internationaler Bedeutung stimmt demzufolge. Was auch gleich noch die gute Nachricht für jene beinhaltet, die heuer nicht dabei waren: Die Neuauflage für das nächste Jahr ist bereits in Planung. Wem das zu lange dauert, der findet im Veranstaltungskalender des Tourismusverbandes Innsbruck und seine Feriendörfer eine Vielzahl interessanter Events, die in den nächsten Wochen und Monaten in und um die Tiroler Landeshauptstadt stattfinden. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei! Und solltest du im Zuge deines Aufenthalts auch einen Ausflug ins schöne Stubaital planen, dann findest du hier die Busfahrpläne. Idyllischer ist die Fahrt mit der Stubaitalbahn, über die ich in diesem Blogbeitrag berichte.

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