Zeitkratzer_©JoachimGern
11. September 2016
Originalsprache des Artikels: Deutsch

Die Klangspuren Schwaz stehen für zeitgenössische Musik auf höchstem Niveau. Wie jedes Jahr gibt es wieder erstklassige Konzerte und Veranstaltungen in Innsbruck – Crossover zwischen den Künsten inklusive. Von 8. bis 25. September.

„Kammermusik mit Maschinen“ kommt vom Berliner Ensemble „Mosaik”. Foto: Sandra Schuck

„Kammermusik mit Maschinen“ kommt vom Berliner Ensemble „Mosaik”. Foto: Sandra Schuck

Die Klangspuren Schwaz, 1994 vom Tiroler Komponisten Thomas Larcher und der Kulturvermittlerin Maria-Luise Mayr gegründet, haben es sich zum Ziel gesetzt, Menschen an die oft als sperrig und disharmonisch etikettierte neue Musik heranzuführen. Das gelingt dem Festival hervorragend.

Aug und Ohr

Hochkarätige Komponisten, ebensolche Musiker und ein kreatives Vermittlungsprogramm machen neugierig und bieten erstklassige Hörerlebnisse. Längst können die Klangspuren auf ein interessiertes und offenes Stammpublikum zählen, neue Publikumsschichten werden mit neuen Formaten angelockt. So erfreuen sich die mit Konzerten garnierten Pilgerwanderungen größter Beliebtheit und gibt es wunderbare Mitmach-Veranstaltungen für Kinder.

Comic und Graffiti

Seit 1997 finden Klangspuren-Konzerte auch in Innsbruck statt. Die Festival-Macher suchen die Kooperation mit anderen Kulturveranstaltern wie dem Leokino/Cinematograph, dem Treibhaus oder – erstmals – dem Kunstraum Innsbruck. Die Grenzen zwischen den Künsten werden aufgebrochen. Heuer stehen die Klangspuren, die vom 8. bis zum 25. September laufen, unter dem Motto „Junge Sterne. Comic. Cartoon. Graffiti“.

Das „Black Page Orchestra” gastiert am 15. September im Treibhaus. Foto: Igor Ripak

Das „Black Page Orchestra” gastiert am 15. September im Treibhaus. Foto: Igor Ripak

Junge Sterne

Im Zentrum steht eine neue Generation von Musikern und Komponisten, die unbekümmert und lässig zwischen Strömungen switcht und sich von unterschiedlichen Genres inspirieren lässt. Ich habe die Veranstaltungen in Innsbruck herausgezupft – natürlich sich aber alle anderen ebenso sehens- wie hörenswert (zum Gesamtprogramm geht es hier).

Mit Maschinen

Am 10. September interpretiert das „Klangspuren Academy Ensemble“ unter der Leitung von Enno Poppe unter anderem Werke von Iannis Xenakis, Samir Odeh-Tamimi und George Benjamin (17.00 Uhr, „Vier und Einzig”). Inspiriert springt man dann mit Poppe weiter ins „Treibhaus“, wo um 20.00 Uhr das Berliner Ensemble „Mosaik“ mit seinem Programm „Diskrete Maschinen“ aufwartet, also „Kammermusik mit Maschinen“ bietet und zwar speziell auf den Treibhausturm abgestimmt.

Junge Talente zeigen bei „Klangspuren lautstärker“ ihr Können. Foto: Gerhard Berger

Junge Talente zeigen bei „Klangspuren lautstärker“ ihr Können. Foto: Gerhard Berger

Musik und Film

Gleich zweimal gibt es „Comic Film Musik“ im Leokino, und zwar am 14. und am 21. September, der erste Abend steht unter dem Motto „Annodazumal“, der zweite unter „Hierundjetzt“ – zu sehen sind klassische beziehungsweise zeitgenössische (Zeichen-)Trickfilme unterlegt mit „Ton-Zauberei”.
Am 15. September zeigen die jungen Teilnehmer der Komponierwerkstatt „Klangspuren lautstärker“ was sie draufhaben (18.00 Uhr, Treibhaus) und um 20.00 Uhr geht es ebendort mit dem „Black Page Orchestra“ weiter – unter anderem mit Werken von Alexander Schubert, Sarah Nemtsov und Johannes Kreidler (Dirigent Leonhard Garms).

Das Ensemble “zeitkratzer” spielt am 16. September im Treibhaus. Foto: Joachim Gern

Das Ensemble “zeitkratzer” spielt am 16. September im Treibhaus. Foto: Joachim Gern

Musik und Kunst

Zum ersten Mal kooperieren die Klangspuren Schwaz heuer mit dem Kunstraum Innsbruck. In Zusammenarbeit mit der „Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin“ sowie den „Freunden Guter Musik Berlin“ verknüpfen die beiden Kulturvereine zeitgenössische Musik mit zeitgenössischer Kunst.

Unter dem Motto „Kunst wird Partitur“ schafft die Berliner Künstlerin Jorinde Voigt einen Bildzyklus, die musikalische Performance dazu kommt von „zeitkratzer” (16.09., 20.30 Uhr, Treibhaus, im Anschluss an die Vernissage im Kunstraum).
Der gebürtige Schweizer Christian Marclay bringt mit „graphic scores “eine Auswahl seiner Arbeiten in den Kunstraum. Sie dienen als Basis für eine Performance der US-amerikanischen Vokalperformer Shelley Hirsch und David Moss am 22. September im „Freien Theater Innsbruck“ (20.30 Uhr, im Anschluss an die Vernissage im Kunstraum). Die Ausstellungen sind ab 17. beziehungsweise 23. September bis zum 12. November im Kunstraum Innsbruck zu sehen.

Das Klangspuren-Programm verspricht also wieder äußerst inspirierende Hörerlebnisse. Für mich sind immer die Beziehungen zwischen den Künsten besonders reizvoll. Da, wo sie sich überlappen, sich gegenseitig beflügeln und zu neuen Gesamtkunstwerken verbinden, wird es richtig aufregend – weswegen bei mir natürlich die Ausstellungen und Performances in Kooperation mit dem Kunstraum Innsbruck und die zwei Filmabende im Leokino ganz hoch im Kurs stehen. Aber ich bin mir sicher: auch alle anderen Veranstaltungen sind ein Ereignis der Extraklasse.

Klangspuren Schwaz Tirol
8. – 25.09.2016
Klangspurengasse 1 / Franz-Ullreich-Straße 8a
6130 Schwaz
Tel. +43 5242 73582
info@klangspuren.at
www.klangspuren.at

Weitere Infos unter www.innsbruck.info

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