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Logbucheintrag 07-2017: Wir schreiben das Jahr 2017, der Klimawandel ist noch voll auf Überhitzung des Planeten getaktet. Vielerorts regen sich kleine Grassroots-Bewegungen und wollen aus dem konsumorientierten Mainstream ausbrechen und zukunftsweisende Alternativen ausprobieren. Auch in der kleinen Landeshauptstadt Innsbruck tummeln sich rund um die neoklassisch-kapitalistische Übermacht nachhaltige, ressourcenschonende Alternativen.

In Innsbruck, inmitten der Tiroler Bergwelt, sieht und spürt man die Natur deutlich näher, als in anderen Mega-Cities. Hier erkennt man schnell, dass auf Beton keine Kühe grasen können, die frische Luft hoch oben in den Bergen keinen Dieselfilter braucht, um klar und gesund zu sein und gut zu riechen und ein nach Schweiß riechendes Fitnessstudio auch nur ein schlechter Abklatsch vom erholsamen Bergsport ist. Doch statt sich über den bösen Kapitalismus und stinkende Dieselautos zu echauffieren, oder alles Linksalternative direkt abzulehnen, ist es vielleicht besser direkt die nachhaltigeren, ressourcenschonenden Konzepte und kleinen Alltagslösungen einfach mal auszuprobieren. Wir haben schließlich nur einen Planeten, und diesen zu zerstören ist – egal, wo man steht und wie man über vieles denkt – mit Sicherheit keine allzu kluge Idee.

Faire, nachhaltige Mode in Innsbruck

Der große Modemagnet ist Innsbruck nicht und wird es auch vermutlich nie sein, weder in der High-Fashion, noch im Straßenbild. Statt seine Bekleidung von kleinen Kinderhänden am anderen Ende der Welt unter giftigen, unmenschlichen Bedingungen herstellen zu lassen (auch wenn es bequem ist und man den Schaden nicht sieht), sind lokale, fair produzierte Stücke eine ressourcenschonende, faire Alternative. Und liebe Fashionista: Man muss sich nicht jede Woche neu einkleiden. „Nachhaltig“ bedeutet auch mit dem auszukommen, was man zum Leben braucht und Unnötiges auch mal wegzulassen. Freiwillig und einfach, weil man es kann. Und weil man so unmittelbar die mitunter schrecklichen Arbeits- und Umweltbedingungen in Südostasien und Afrika zumindest nicht weiter fördert.

Die Schwierigkeiten beim Einbinden regionaler und nachhaltiger Elemente in einem globalen Konkurrenzmarkt betont Florian Stauder, Marketingleiter des Uni-Shop:

„Die Herstellungskosten von Bekleidung in Südostasien sind im Vergleich zum günstigsten europäischen Produzenten für Bekleidung rund 30% billiger. Neben der Preisproblematik sind auch die Strukturen und Bezugsquellen in Europa kaum vorhanden. Bei unserem Uni-Gürtel ist uns regional und nachhaltig bereits gelungen, mit den richtigen Produzenten würden wir auch gerne unsere anderen Produkte nicht nur mit fair gehandelten Rohstoffen ausstatten, sondern auch hier rund um Innsbruck herstellen lassen“.

Handgemachtes: Einige, leider relativ wenige Handwerksbetriebe mit Onlinevertretung gibt es noch in Innsbruck und den Feriendörfern. Ein positives Beispiel ist die Handweberei Knoflach.

Das 6020 Magazin hat einige Gedanken und Links zu fairer Mode in Innsbruck zusammengestellt.

Nachhaltiges zum Thema Essen

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Wiltener Bauernmarkt, Foto: MS

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Tiroler Wald- und Berghonig von fleißigen Bienchen – leckerer geht’s kaum. Foto: MS

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Vom Knödel bis zum Sonntagsnachtisch: Selbstgemachtes am Bauernmarkt. Foto: MS

Innsbruck ist umgeben von alpiner Landschaft, entsprechend gering sind die landschaftlichen Nutzflächen. Dennoch findet man mehr als ausreichend und vor allem sehr schmackhafte, gesunde, und regionale Speisen  – vom Almochsen bis zum Salatblatt. Neben der täglich geöffneten Markthalle mit lokalen Spezialitäten und dem morgendlichen Bauernmarkt (bis 12 Uhr), sind die Bauernmärkte am Wiltener Platzl (Samstags 7.30-12 Uhr), am Sillpark (Freitags 9-18 Uhr), am Sparkassenplatz (Freitags 8.30-14 Uhr), am Brunnenplatzl in St.Nikolaus (Samstags 8.30-11 Uhr), in der Reichenau (im Sommer 7-18 Uhr) sowie am DEZ (Freitags 12.30-18 Uhr) geöffnet. So viel Frisches, großteils Bioware (also solche Bioware, die schon immer „Bio“ war und daher auch nicht wirklich gekennzeichnet ist) habe ich persönlich noch in keinem Supermarkt gefunden. Mitunter finden sich auch selbstgemachte Köstlichkeiten wie Schnaps aus alten Apfelsorten, Berghonig, traditionelle Knödel und Käse- sowie Wurstwaren. Wer hier geplant und sinnvoll einkauft, kann ohne Probleme 50% seines Wochenbedarfs an Lebensmitteln lokal, regional und ziemlich nachhaltig decken.

Ein weiterer Geheimtipp für Fans klassischer Tiroler Bauernprodukte sind die vielen kleinen Bauern am Innsbrucker Stadtrand sowie in den Feriendörfern. Teils etwas versteckt, verbreiten immer mehr Bauern ihre traditionellen Köstlichkeiten in kleinen Holzhäuschen oder gekühlten Automaten. Wo man in anderen Ländern in den bekannten „24/7“-Shops nur zuckerhaltige Marketingprodukte kaufen kann, gibt es hier echte, traditionelle Landwirtschaft auf die Hand und konsumentenfreundlich rund um die Uhr. Frische Rohmilch und andere Milcherzeugnisse, Kartoffeln, Eier, Speck und auch mal hausgemachte Kuchen findet man hier 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Auch wenn wir alle nur auf unser Smartphone schauen, der Fortschritt kommt manchmal vielleicht doch im traditionellen Bauernkleid daher.

Tiroler Direktvermarkter: Hier gibt es oft Bio-Qualität, ohne Bio-Siegel, einfach, weil man schon immer nachhaltig gewirtschaftet hat.

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Einer der vielen Bauern-Direktverkaufsstellen. Foto: MS

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Bezahlt wird in die Kasse auf Vertrauensbasis! Foto: MS

Nachhaltige Ideen

  • Insteps der verpackungsfreie Supermarkt in der Markthalle
  • Upcycling Studio: Aus alt wird neu
  • Ho+Ruck Second Hand Möbelmarkt
  • Markthalle: Zwischen allerlei Spezialitäten aus der ganzen weiten Welt finden sich auch regionale und nachhaltige Produkte, insbesondere natürlich am morgendlichen Bauernmarkt
  • Frisches vom Bauern bequem vor die Haustüre geliefert gibt es von einigen lokalen und regionalen Bauernhöfen. Eine Bauernkiste oder Biobox kann man sich in verschiedenen Größen und Formen bestellen und erhält wöchentlich die aktuell frischen Bauernprodukte direkt vom Feld.
  • Die Lieblings-Bauernläden von Blogger Vil.

Nachhaltige Freizeitgestaltung

Als alpine Metropole hat man in Innsbruck die Vorteile direkt vor der Haus- bzw. Hoteltür. Die alpine Naherholung, also Skifahren, Skitouren, Wandern, Rodeln, Klettern, Kayaken, Raften, Trailrunning und Mountainbiken ist nur einen Steinwurf entfernt. Bis auf das winterliche Skifahren sind die meisten Aktivitäten ressourcenarm oder verbrauchen gar keine Rohstoffe. Im Winter bringen die kostenlos nutzbaren Stadt- und Postbusse die Wintersportler in ihre Wunschregion, günstiger und nachhaltiger geht es kaum. Obendrein spart man sich den Stress eines eigenen Autos und die Parkplatzsuche in der Innenstadt. Gerade in der Ferienzeit und am Wochenende fahren die Öffis zu bergsportlerpassenden Zeiten.

Outdoorsportler finden in Innsbruck den Skitouren-Fellhersteller Kohla mit heimischer Produktion sowie die lokale Ski- und Snowboardschmiede Spur Art. Reparaturen an eurem Wintersportgerät könnt ihr in der Ski und Brettl Werkstatt und der Snowboard Klinik erledigen lassen. Innsbrucks Fahrrad- und Mountainbike-Werkstätten findet ihr hier.

Nachhaltiger Wintersport: Eine Skitour in den Kalkkögeln. Foto: MS

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Nachhaltiger Wellnesssport? Den Gamsbart an den Hut und losgewandert! Foto: MS

Nachhaltiger Transport

Innsbruck hat – wie die allermeisten größeren Städte – ein ausgesprochenes Parkplatzproblem und glänzt immer wieder durch neue Höchstwerte in der Luftverschmutzung. Innsbruck hat allerdings auch einen Hauptbahnhof und Radwege. An- und Abreise auf der Schiene ist für nachhaltig agierende Menschen daher nicht nur eine Option, sondern es ist monetär als auch aus Umweltschutzgründen sinnvoller.

Für alle die sich innerhalb der Stadt bewegen, und keine tonnenschweren Güter transportieren müssen, ist das Fahrrad das Fortbewegungsmittel der Wahl. Keine Emissionen, günstig in der Herstellung, Anschaffung und fast ungeschlagen in der Haltbarkeit bringt euch ein Drahtesel in der Innenstadt Innsbrucks fast immer – und das mit großem Abstand – am schnellsten ans Ziel. Innsbruck ist klein genug um binnen 30 Minuten auf dem Inntal-Radler-Highway durch die ganze Stadt zu fahren. Selbst mit dem schnellsten Auto schafft man das kaum auf legale Weise. Bei schlechtem Wetter oder akutem Faulheitsanfall sind die Öffis natürlich eine gute Alternative mit geringem CO2 Verbrauch.

Tipp: Gönnt euch die kosten- und werbefreie Smartride App des Verkehrsverbunds Tirol, damit seid ihr in und um Innsbruck minutengenau auf dem aktuellen Verbindungsstand.

Für euer Smartphone im Apple Store, auf Google Play und auch im Microsoft Store.

Gebraucht statt neu: Flohmärkte

Wer zu viel hat, zu wenig oder einfach nur Spaß am Tauschen und Zweit-Verwerten, folgende Flohmärkte in Innsbruck sind regelmäßig geöffnet:

  • Sonntags 6-13 Uhr auf dem Parkplatz der Metro in Neu-Rum
  • Sonntags 6.30-15 Uhr im Einkaufszentrum CYTA in Völs
  • Samstags 7-14 Uhr auf dem großen Parkplatz am VAZ-Hafen, Innrain 149.

Alternative Horizonterweiterung zum Thema Nachhaltigkeit

Andere Form der Horizonterweiterung: Selbstgemachte Spirituosen auf der Kemater Alm. Foto: MS

Diskussionen zu einem weniger konsumorienterten Leben, sowie diverse verschiedene Initiativen und Konzerte finden sich traditionell im Treibhaus und rund um die Bäckerei.

Und zu guter Letzt noch der Super-Schlaubi-Schlau-Tipp vom Ökonomen: Wer weniger konsumiert und kauft, verbraucht nicht nur weniger, sondern muss auch weniger (Zeit) dafür arbeiten und hat logischerweise – Trommelwirbel – mehr Zeit zur freien Gestaltung. Mit mehr freier Zeit kann man zum Beispiel prima auf einer Sommerwiese auf der Nordkette liegen, am Innufer die Beine ins Wasser hängen, auf einer Almhütte die gute Luft und Aussicht genießen oder anderen eine Freude machen. Nachhaltig bedeutet übrigens auch Teilen: Der Autor und andere Leser freuen sich über eure Tipps in den Kommentaren zu einem nachhaltigerem Leben in und um Innsbruck.

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