Es wird ein großartiger Event, der ehemalige Sportstars mit Hobbyathleten vereint: Die Winter World Masters Games kommen 2020 nach Innsbruck. Und das Rahmenprogramm mit richtig guten Konzerten wird sowieso der Hit.
Ich treffe das Mastermind, Georg Spazier, der Winter World Masters Games 2020 in seinem Büro am Innrain, in dem es auch früh morgens schon wuselt: Im kleinen, aber feinen Team ist jeder in seinem Element und ein Meister seines Fachs. Da ich nicht alle interviewen kann, bleibe ich beim Leiter des Teams länger hängen. So bekommen wir einen Eindruck wie viel Arbeit in diesem Event steckt und eine geballte Ladung spannender Insights: erste Reihe fußfrei. Bei mir ist die Vorfreude auf ein lässiges Festival schon riesig. Als Innsbrucker werde ich es vor Ort aufsaugen: mit Familie, Freunden und Bekannten.
Wie sind die Winter World Masters Games (WWMG) nach Innsbruck gekommen?
Entstanden ist das Ganze im Jahr 2015, weil wir nach den YOG (Youth Olympic Games) und in Vorbereitung auf die Children´s Games das Multiwintersport-Knowhow frisch entwickelt haben. Das einzige was in der Olympischen Veranstaltungsfamilie in Innsbruck noch gefehlt hat waren die WWMG. Und so sind wir mit dem Verband und dem IOC in Kontakt getreten, haben uns die Veranstaltung in Quebec 2015 angeschaut und im Frühjahr 2016 beworben und Ende April 2016 den Zuschlag bekommen. Parallel zur Rad WM hatten wir somit eine sportliche Agenda: Startaufgaben waren erste Planungsschritte, Reservierungen, Vertragsgestaltungen und Personalsuche. Auf viele Sachen konnten wir aufbauen, wie das volunteer team tirol, das im Zuge der Children´s Games gegründet wurde. In Summe konnten und können wir wegen der Bündelung von Großprojekten Synergien nutzen. Damit sparen wir viel Geld. Und im Jänner finden die Spiele statt und wir freuen uns drauf.
Was ist zu erwarten?
Zum einen ist es das größte Multisportevent, gemessen an Teilnehmern, welches es jemals gegeben hat. Das wird ein Weltrekord werden. Es kommen über 3.000 Teilnehmer und wahrscheinlich nochmal 500 – 700 Begleitpersonen wie Trainer und Betreuer, die sich ebenfalls anmelden müssen. Diese reisen im Schnitt nochmals mit 1,6 Personen an. In Summe werden mit freiwilligen Helfern und Sportvereinsmitarbeitern 6.000 – 7.000 Menschen bewegt, verköstigt, unterhalten und sportlich durchs Programm geführt. Dann gibt es auf der Maria-Theresien-Straße das Masters Village. Einen Treffpunkt, wo jeden Tag Konzerte, Tanzveranstaltungen und Kulturprogramm über die Bühne gehen und ausgewählte Siegerehrungen gefeiert werden. Wir werden internationales Flair und Publikum haben, das wieder einmal nur wegen dieses Ereignisses nach Innsbruck kommt. Das ist die Einzigartigkeit, die diese Veranstaltung mit sich bringt.
Wo wohnen so viele Menschen?
Das Schöne ist, dass wir uns erstmals nicht direkt darum kümmern müssen. Zudem kommt mit dem internationalen Publikum eine massive Wertschöpfungskomponente nach Innsbruck und Tirol. Unterkunft und Verpflegung zahlen die Teilnehmer selbst on top zur Anmeldegebühr. Das heißt: Diese Wertschöpfung wird die eingesetzte Summe leicht rechtfertigen, vermutlich im besten Verhältnis vieler Großprojekte. Die Menschen bewohnen von Pensionen über 5 Sterne Hotels bis zu Unterkünften von Privatvermietern vom Mittelgebirge bis Seefeld und natürlich zum größten Teil in Innsbruck Stadt. Wir werden nicht wissen wer genau wo wohnt. Für uns ist es angenehm nicht für die Unterkunft verantwortlich zu sein. Das wäre auch bei dieser Dimension kaum machbar.
Wie sind die Rückmeldungen?
3.000 Athleten werden kommen, fast doppelt so viele wie beim Vorgängerevent in Quebec. Innsbruck Tourismus ist auch schon begeistert, weil so viele Buchungen hereinkommen. Und vor allem ist die Aufenthaltsdauer länger als beim gewöhnlichen Stadt-Touristen. Die Buchungslage ist schon jetzt gut und wird mit dem Schnee und Wintergefühl noch besser werden.
Wie kann man sich anmelden?
Über Innsbruck2020.com findet man alle Infos und Modalitäten zur Anmeldung. Bei drei Sportarten kann man sich nicht mehr anmelden. Biathlon, Eiskunstlauf und Curling sind bereits ausverkauft! Als erstes davon übrigens Eiskunstlauf. Ski Alpin wir bald voll sein. Die einzige Sportart hinter den Erwartungen ist Eishockey. Da müssen sich 15 Leute gleichzeitig Urlaub nehmen und Zeit aufwenden. Wir haben aber schon 16 Mannschaften. Das ist eben bei Mannschaftssportarten anders als bei Disziplinen, die individuell gebucht werden können.
Wie hoch ist die maximale Teilnehmerzahl gesamt und pro Disziplin?
Die maximale Teilnehmerzahl wird bei circa 3.400 Personen liegen. Mit den Begleitpersonen könnten wir auf über 4.000 kommen. Das hängt von der Disziplin ab und ist teilweise vorgegeben aufgrund von Kapazitäten sprich Eiszeiten. Wie viele Eisplätze haben wir zur Verfügung für Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Curling und Short Track? Dadurch errechnet sich die Kapazitätsdauer, um alle unterzubringen. Im freien Raum beim Langlaufen hätte man theoretisch die Möglichkeit weiter voll zu machen. Aber im Stadion in Seefeld haben wir gleichzeitig Skispringen, Nordische Kombination, Langlaufen, Biathlon und Ski Orientierungslauf. Da geht es um die optimale Zusammenstellung des Sportplans und um die Sicherstellung der Qualität, die sich jeder von Tirol und den Sportstätten erwartet. Auch Verschiebungsszenarien bei Ski Alpin, Langlaufen und Skibergsteigen sind ein Thema in der Planung. Die größten Sportarten werden Langlauf, Ski Alpin und Eiskunstlauf sein.
Werden auch Spitzenathleten erwartet? Gibt es Anmeldungen, wo man denkt, wow, der macht auch mit?
Ja es werden ehemalige Olympioniken dabei sein. Einige unserer Botschafter wie Andi Goldberger, Andreas Widhölzl sowie Manni Pranger und Niki Hosp werden bei den Masters Games dabei sein. Es könnte auch sein, dass Luc Alphand dazu kommt. Einerseits gibt es ehemalige Spitzensportler, die nicht mehr an Wettkämpfen teilnehmen wollen und andererseits gibt es viele, die als Junioren oder junge Erwachsene aus Kadern hinausgefallen sind und später wieder angefangen haben und den Spaß an internationalen Wettkämpfen wiederentdeckt haben. Und dann gibt es Urlauber, die einfach so mitmachen, gerne Gleichgesinnte ihrer Sportart treffen und das Flair genießen. Es wird also ein bunter Mix von Können und Ehemaligen, die schon bei Großevents am Start waren, sein.
Wie hoch ist das Startgeld?
Das Startgeld beträgt 180 Euro für Individualsportarten, bei Eishockey ist das Startgeld für die ganze Mannschaft 1.000 Euro. Für Tiroler, ÖSV-Mitglieder und Skikartenbesitzer gibt es Vergünstigungen. Ansonsten ist in der Anmeldegebühr der komplette öffentliche Transport, Welcome Bag, verschiedene Goodies mit Vergünstigungen von Partnern, die Teilnahme an der Eröffnungs- und Abschlussfeier und Specials, die wir uns haben einfallen lassen, dabei. Darin enthalten sind selbstverständlich auch Eiszeiten, Präparierung von Skipisten und Loipen, Lifttickets und Trainingsmöglichkeiten.
Wie viel kosten die Zuschauertickets?
Die Tickets sind frei, alle Zuschauer herzlich willkommen. Wir gehen davon aus, dass viele davon Familien, Bekannte, Verwandte und Freunde der Athleten sein werden. Auch Neugierige, die sehen wollen wie ein 80-Jähriger über den Skisprungbalken geht, werden erwartet. Beim Eiskunstlauf sind bestimmt auch viele Zuschauer, denn das ist eine eingeschworene Gemeinde. Und dann wird natürlich das Rahmenprogramm in der Maria-Theresien-Straße viele Menschen anlocken: mit coolen Bands und lässigen Einlagen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.
Kann man auch in mehreren Sportarten teilnehmen?
Ja. Multisportanmeldungen gibt es, da haben wir so um die 40 Athleten, die in verschiedenen Disziplinen mitmachen: in Kombination aus verwandten Sportarten wie Eisschnelllauf und Langlauf oder Ski-Alpin und Langlauf.
Jetzt bewegt dieser Event nicht nur die Generation 30+ sondern auch Schüler in bewährter Form? Wie ist da die Resonanz und was ist die Idee dahinter?
Die Idee dafür ist schon vor ein paar Jahren entstanden. Wir wollten die Investitionen in Mieten für Sportstätten, Aufbau von freiwilligen Helfern und Bezahlung von Vereinsleistungen nutzen, um etwas für den Nachwuchs zu tun. Aus diesem Anlass haben wir zusammen mit der Bildungsdirektion des Landes Tirol die Tiroler Schulwinterspiele 2016 gestartet und diese im gleichen Jahr mit den Children’s Games initiiert. 2018 haben wir die Schulwinterspiele ohne Großveranstaltung gemacht und jetzt legen wir sie mit den WWMG 2020 zusammen. Die letzten beiden Male haben über 2.000 Schüler aus ganz Tirol mitgemacht. Ähnliches wie 2018 wird auch dieses Mal wieder erwartet, auch wenn für die Schüler ein Termin unmittelbar nach den Weihnachtsferien im Jänner nicht ideal ist. Besser wäre die Woche vor den Semesterferien gewesen. Aber in Summe ist die Resonanz gut und 1.500 Schüler werden es bestimmt werden.
Hat es bei den Sportstätten Investitionen oder Neubauten gegeben?
Nein das war nicht notwendig, denn alle Sportstätten sind in sehr gutem Zustand. Die Infrastruktur in Seefeld ist dank der Nordischen WM auf dem neuesten Stand, der Patscherkofel hat eine neue Bahn, die Olympiaworld wurde vor ein paar Jahren renoviert, die Kleinschanze in Kitzbühel wurde neu gebaut. Die Hallen in Telfs und Kitzbühel für Eishockey und Curling sind auch gut in Schuss. Und beim Skibergsteigen brauchen wir nur einen Hang und Schnee.
Wie ist die Stimmung im Team?
Es knistert. Wir biegen langsam auf die Zielgerade ein. Wir perfektionieren gerade die einzelnen Abläufe in den Venues. In der Olympiaworld sind wir mit drei Sportarten und Sportpartnern in einem engen Zeitkorsett unterwegs: mit langen Schichten von in der Früh bis spät abends. Dementsprechend werden hier Dienstpläne ausgearbeitet, auch für die Volunteers. Dann geht es darum die Vereine und Verbände mit den Volunteers zusammenzubringen und den Spirit, gemäß unserem Motto „spirit together“, zu entwickeln. Damit alle motiviert und gut drauf in die Veranstaltung starten. Denn die Spiele bewegen sich über einen langen Zeitraum mit sehr langen Tagen. Jetzt dreht sich alles um den Feinschliff und das Zusammenspiel der Zulieferer. Und der Druck und die Spannung nehmen auch zu. Deshalb freuen wir uns jetzt schon, wenn es dann losgeht. In Summe sind wir sehr gut unterwegs, die Stimmung passt und der Schnee ist auch schon da.
Wie lange arbeitet ihr schon daran?
Vom Grundkonzept bis zur Bewerbungsphase 2016 wurde mit wenigen Ressourcen, aber aufbauend auf bestehende Pläne gearbeitet. Dann ging es um Terminreservierungen, Vorankündigungen, Erstgespräche und ein detailliertes Budget. 2017 wurde eine Person installiert, die sich nur auf dieses Projekt konzentriert. Dann kamen über das Jahr 2018 im Marketing und Kommunikationsbereich 1,5 Personen dazu. Nach Abschluss der Rad-WM und Crankworx 2019 ist ein Großteil vom bestehenden Team zu den WWMG 2020 übersiedelt. In voller Mannschaftsstärke arbeiten wir seit diesem Sommer. Wir haben versucht solange wie möglich die Struktur schlank zu halten, weil das Personal natürlich ein Kostentreiber ist. Wir sind gut aufgestellt und haben bereits jetzt fast alle Volunteer-Stellen besetzt. Es hilft natürlich sehr, dass die handelnden Personen in den Veranstaltungsstätten, Sportclubs und Verbänden in ihren Bereichen Profis sind.
Wie sieht es mit dem Verkehrskonzept aus?
Wir setzen auf Öffis. Beim Skibergsteigen im Praxmar und Eishockey in Telfs werden wir teilweise auch mit Shuttles operieren: möglichst überall öffentlich anreisen, dies forcieren wir im Sinne des Green Event Gedankens. Es ist bei weitem nicht so aufwendig wie bei den YOG, ICG oder der Rad-WM. Wir besetzen nicht den öffentlichen Raum und es wird für die Bevölkerung keine Einschränkungen geben.
Was wünscht du dir für den Event?
Schönes Wetter, gute Kulisse, unfallfreie Wettkämpfe und eine Stimmung von internationalem Miteinander und freundschaftlichen Begegnungen zwischen den Einheimischen und den Gästen, die extra hierherkommen, weil sie so viel Gutes von Innsbruck und Tirol gehört haben. Und „a gscheide Party in der Maria-Theresien-Straße und a gscheide Party mit den Volunteers zum Abschluss. Dass der Olympische Spirit überschwappt.“
Anmerkung: Die Winter World Masters Games sind keine offiziell olympische Veranstaltung. Sie lassen aber den olympischen Geist hochleben. Dabei sein ist alles! Und das für alle über 30. Wir freuen uns auf große sportliche Leistungen und internationale Begegnungen in Innsbruck
Bewerte den Artikel
Zeige mir den Ort auf der Karte
Sinnvoll sind schöne Sentenzen sowie schlanke Silben. Ich texte frei über Bewegendes in Berg und Tal von Frühling bis Winter.
Ähnliche Artikel
„Wenn die Biene von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine…
Als ich Isobel Cope das erste Mal traf, war ich gerade dabei, meine Radiosendung Sensations in the…
Klick. So eine Datenschutzerklärung ist ratzfatz akzeptiert. Klick. Und schon weiß der Computer Bescheid: Über dich, über…
Die gebürtige Peruanerin Sandra Chamochumbi Castro ist Mitglied der von Enrique Gasa Valga neu gegründeten…