Krampus & Tuifl | TYPISCH INNSBRUCK EP16

Zottelige, dunkle Gestalten mit wilden, teilweise richtig gruseligen Masken laufen durch die Dunkelheit und zeigen spektakuläre Shows. Mitten im Herbst, zwischen Halloween/Allerheiligen und Weihnachten, gibt es bei uns in Tirol eine ganz eigene Tradition: Das "Krampus-Laffn" (Krampuslaufen) oder auch "Tuifl-Laffn" (Teufellaufen) genannt. In der Pflege dieser lebendigen Tradition steckt viel Arbeit, Herz und Zeit. Vom Larven schnitzen über die Probe der Shows bis zu den Krampusläufen gibt es viel zu tun. Eine Herzenssache für die Schnitzer und Vereine. Wir schauen uns diesen alten Tiroler Brauch gemeinsam näher an. 

Video Podcast Krampus & Tuifl: Tradition in Tirol

EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN BEIM LARVENSCHNITZEN 

Ein Krampus wäre kein Krampus ohne seine unverkennbare Larve. Diese Masken, eben Larven genannt, sind typischerweise aus Holz, handgeschnitzt und wahre Meisterwerke. Jede Krampus-Verein entscheidet selbst über das genaue Aussehen seiner Larven. Von ganz ausgefallen bis hin zu traditionell - beinahe jeder Stil ist heutzutage bei Krampus-Läufen vertreten. Eines haben die Krampus-Larven aber alle gemeinsam: Sie schauen zum Fürchten aus. 

Wir sind bei einem der bekanntesten Larvenschnitzer in der Region Innsbruck, um uns das Handwerk mal genauer anzuschauen. Von innen ist die Werkstätte von Norbert Danler in Ellbögen wirklich klein. Dafür ist sie von außen nicht zu übersehen. Am Rande einer Dorfstraße gelegen, hat Norbert seine Schnitz-Meisterwerke vor seiner Schnitzerei meterlang aufgereiht zur Schau aufgestellt. Es ist beinahe unmöglich an der Werkstätte vorbeizukommen, ohne kurz inne zu halten und zu staunen. 

Er schnitzt für Tirol und Japan

In Norberts kleiner Schnitzerei ist kaum Platz für zwei, und doch verbringt Norbert seinen Tag von früh bis spät am liebsten zwischen Holzmaterialien und seinen Werkzeugen. Von Krampus-Larven bis hin zu Krippenfiguren - dort entstehen wahre Meisterwerke. Der Profi-Schnitzer erzählt uns von seiner jahrelangen Erfahrung im Schnitzhandwerk und von den Besonderheiten seiner eigenen Tiroler Krampus-Larven, die es schon bis nach Japan geschafft haben. 

Darüber hat mein Kollege Werner Kräutler schon ausführlich berichtet. In seiner Blogstory erzählt er, wie traditionell der Tiroler Krampus in Japan noch ist. Wie einst auch in Tirol ist er dort ausschließlcih mit dem Nikolaus und zwei Engeln unterwegs. In Tirol hat er sich weiterentwickelt, quasi "emanzipiert". Und ist heute oft ganz ohne Nikolaus unterwegs. Dafür mit beeindruckenden Shows und Choreografien. UND: Manchmal sogar in einer weiblichen Version. 

MITTEN DRIN BEIM KRAMPUS-LAUF IN ARZL

Beim Larvenschnitzer in Ellbögen auf den Geschmack gekommen, will ich mir jetzt natürlich die Larven "in Action" anschauen. Wie gut, dass während der Krampus-Hochsaison in Tirol beinahe in jedem Ort in der Region Krampus-Läufe oder auch Shows stattfinden. Ich entscheide mich für den Krampus-Lauf in Arzl, in Innsbruck. 15 verschiedene Krampus-Vereine sind vertreten und stellen ihre Larven und Kostüme zur Schau.

NEUE TRADITIONEN BEI DEN VÖLSER TUIFL

Eine Gruppe fällt beim Krampus-Umzug in Arzl besonders auf: Die Völser Tuifl. Nach alter Tiroler Tradition stecken nämlich nur Männer unter den Krampus-Kostümen. Nicht aber bei den Völsern! Manche ihrer Krampus-Larven stellen weibliche Krampusse dar. Seit ihrer Vereinsgründung sind bei den Völser Tuifl auch Frauen mit dabei. Denise Bretter-Triendl ist eine von ihnen. Gemeinsam mit ihrem Mann, Christoph Bretter-Triendl, hat sie den Verein vor einigen Jahren gegründet, nachdem sich andere Tiroler Krampus-Vereine gegen die Aufnahme einer Frau in den Verein gesträubt hatten. Denise ist Obmann Stellvertreterin beim Tiroler Teufelspack, wie sich die Völser Tuifl nennen. Ihr Mann Christoph ist Obmann. Die beiden verbindet eine tiefe Krampus-Liebe, wie sie mir erzählen. 

Nach dem interessanten Gespräch mit Denise und Christoph, bekomme ich noch eine private Krampus-Show von den beiden im Garten. Schlussendlich sind mir die zwei aber ohne ihren grusligen Larven doch lieber 😉 

Alles in allem, habe ich jetzt ein ganz anderes Bild der alten Tiroler Krampus-Tradition bekommen. Wie schwierig es sein kann, Traditionen neu auszulegen, welcher Aufwand hinter den Larven und Kostümen steckt - all das hat mir gezeigt, dass die Figur des Krampus weitaus komplexer ist, als "nur" eine zottelige, dunkle Gestalt im Dunkeln. 

Vielleicht habt auch ihr jetzt Lust auf eine Krampus-Show oder einen Krampus-Lauf in der Region bekommen. Termine dafür findet ihr hier

Ich freue mich schon auf die nächste Folge Typisch Innsbruck mit euch 🙂 
Bis dann! 

Eure Sandra

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