titel sellrain skitour
Marius Schwager
13. März 2015
Originalsprache des Artikels: Deutsch

Links, rechts, links rechts. Skitouren ist eigentlich eine recht monotone Angelegenheit, die so gar nicht in unsere schnelllebige Zeit passt. Stundenlang marschiert man geradeaus, stets einen Fuß vor den anderen gesetzt. Es ist kalt, manchmal schneit oder regnet es. Man schwitzt und anstrengend ist es zu allem Übel auch noch. Warum tun sich Menschen so etwas nur an? Ein Erfahrungsbericht aus dem Sellrain.

Zugegeben, es war nicht meine erste Skitour, die mich ins Wörgetal führte. Gänzlich abgeneigt bin ich dieser Sportart offensichtlich nicht. Ehrlich gesagt ist das einfache Berggehen mit Tourenski in der abgeschiedenen Bergwelt eines meiner liebsten Hobbies. Ganz so schrecklich kann es also doch nicht sein, wie die einführenden Worte vermuten ließen. Wer Ruhe, Abgeschiedenheit und auch mitunter sportliche Betätigung sucht, sollte Skitourengehen im Sellrain auf seine Bucketlist schreiben. Einfach zugängliche Täler mit genussvollen Touren warten auf die, die sich weg von den Skigebieten trauen.

Skitour Sellrain

Der Start der Skitour zum Wetterkreuzkogel führt durch lichten Wald zur oberen Issalm.

Die Schneekristalle glitzern in der Morgensonne. Etwa 10 Zentimeter Neuschnee sind über Nacht gefallen. Der Himmel ist stahlblau, der alte Bergwald schneebedeckt. Die Luft ist klar, ruhig. Kein Lift rattert, nur das sanfte Schleifen der Skitourenfelle auf der frischen Schneedecke ist zu hören.

Skitour Sellrain

Der Wald lichtet sich, das Gelände wird offener udn weitläufiger.

Die Seitentäler im Sellrain haben allesamt gemeinsam, dass sie einfach per Auto und Bus zu erreichen sind und dennoch eine für Tirol ungewohnte Ruhe ausstrahlen. Kein Tal ist mit Liften und Kunstschneepisten verbaut. Kein Massentourismus zerstört die Idylle. Mit meinen beiden Freunden genieße ich die Ruhe und Beschaulichkeit. Einige andere Tourengeher tun es uns gleich. Ein freundliches „Griaß di“ und ein Lächeln gehören zum guten Ton beim Skitourengehen.

Skitour Sellrain

Unsere Tour führt uns letztlich auf den Wetterkreuzkogel. Der Wind hat im oberen Bereich mal wieder zugeschlagen. Kaum sind wir an unseren höchsten Punkt der Tour angelangt, ziehen Wolken über die Gipfel. Die nächste Schlechtwetterfront ist im Anmarsch. Heute verschieben wir die sonst so gerngesehene Gipfeljause. Felle abziehen, schnell die verschwitzten Hemdchen umgezogen und schon rauschen wir wieder zurück ins Tal.

Auch wenn der stundenlang Aufstieg der kurzen Abfahrt zeitlich nicht nachkommen kann, ist vielleicht genau das das Besondere am Skitourengehen. Ok, ich muss zugeben, Skitourengehen ist vielleicht doch eine ziemlich coole Sache. Zur Nachahmung dringend empfohlen.

Skitour Sellrain

Skitour Wetterkreuzkogel

Der Aufstieg führt uns zunächst durch den charakteristischen und romantischen Bergwald entlang des Sommerweges bis zur Lichtung der Oberen Issalm. Wir halten uns links und gehen dem flachen Wörgetal entlang. Am Ende des Tales schwenken wir in einer langgezogenen Rechtskurve auf einen Rücken zu. Es wird nun zunehmend steiler, bis wir schließlich das Gipfelplateau des Wetterkreuzkogels erreichen. Die gesamte Tour ist wenig steil und auch für Anfänger geeignet. Skifahren sollte man dennoch können. Der Einstieg im Wald kann teilweise etwas vereist sein und stellt die schwierigste Stelle der Tour da.

Die Abfahrt erfolgt dem Aufstiegsweg entlang. Wer es, wie unsereins gerne etwas steiler mag, sieht alle entsprechenden Variationsmöglichkeiten bereits beim Aufstieg und entdeckt diese am besten auf eigene Faust.

Skitour Sellrain

Skitour Sellrain

Am Wetterkreuzkogel holen uns die Wolken ein. Die gemütliche Gipfeljause fällt heute leider aus.

Insider-Tipp

Nach erfolgreicher Tour treffen sich die alten Sellrainer-Skitourenhasen und –füchse zum Beispiel im „Gasthaus Ruetz“ in St. Sigmund, wo neben echten Tiroler Schmankerln auch diverse Wildgerichte zu den Spezialitäten des Hauses zählen. Manch einer tut dies gar ganz heimlich – auch ohne zuvor eine Skitour gegangen zu sein.

Informationen

Unerfahrene Skitourengeher sollten sich in erfahrenere Hände begeben. Im Zweifel ist ein staatlich geprüfter Bergführer die bessere Alternative. Ohne Erfahrung, Gebietskenntnis und Lawinen-Notfallausrüstung empfiehlt sich dies ohnehin.

Informationen Skitour Wetterkreuzkogel

Gehzeit: 2-3h
Höhendifferenz: 860m
Schwierigkeit: einfach
Startpunkt: Parkplatz unterhalb des Stausees von Kühtai auf der rechten Seite bei einer Bushaltestelle/kleinen Brücke
Kartenmaterial: AV-Karte Stubaier Alpen/Sellrain Nr.31/2 (1:25.000)

Komplette, detaillierte Tourenbeschreibung „Wörgetal – Wetterkreuzkogel“ auf tourenwelt.at

Hilfreiche Informationen für Einsteiger und zum Auffrischen finden sich beim Tourenlehrpfad Lampsenspitze.

Skitourenrennen der besonderen Art für Interessierte: Wildsaustaffel

 

Alle Bilder: Marius Schwager, Fahrer: Lea Hartl, Lorenzo Rieg

 

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