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Die Zeiten, in denen ich E-Biker belächelt habe, sind vorbei. Inzwischen weiß ich die Vorzüge des motorisierten Fahrrads zu schätzen. Es hat einfach was, sich weniger überwinden oder sogar abrackern zu müssen. Moderate Bewegung ist eh viel gesünder und hält mindestens genauso fit. Und dank der E-Power kommt man auch nach Feierabend noch locker hoch hinaus.

In seinem Leben nach dem Profisport setzt Stephan Görgl weiterhin aufs Skifahren bzw. Freeriden. Für den Sommer hat der 40-Jährige das E-Bike für sich und seine Gäste entdeckt.

In seinem Leben nach dem Profisport setzt Stephan Görgl weiterhin aufs Skifahren bzw. Freeriden. Für den Sommer hat der 40-Jährige das E-Bike für sich und seine Gäste entdeckt.

So wie bei der Sund(t)owner-Tour von und mit Stephan Görgl. Sie bildet einen allwöchentlichen Fixpunkt im Sommerprogramm von „Görgl Intense“. Wir treffen uns spätnachmittags an der Talstation der Patscherkofelbahn. Roman und Uli stellen sich als meine heutigen Weggefährten vor. Gemeinsam rollen wir die Bikes der Zillertaler Manufaktur Nox Cycles aus dem Hänger, die Stephan für uns mitgebracht hat.

Im Hänger Marke Eigenbau verstecken sich die E-Bikes der Zillertaler Manufaktur Nox Cycles.

Im Hänger Marke Eigenbau verstecken sich die E-Bikes der Zillertaler Manufaktur Nox Cycles.

Uli (l.), Roman (Mitte) und meine Wenigkeit bilden heute die kleine aber feine E-Bike-Gruppe rund um Guide Stephan (r.)

Uli (l.), Roman (Mitte) und meine Wenigkeit bilden heute die kleine aber feine E-Bike-Gruppe rund um Guide Stephan (r.)

Nach ein paar Instruktionen vom Chef starten wir. Zuerst geht's noch gemächlich durch den Wald.

Nach ein paar Instruktionen vom Chef starten wir. Zuerst geht’s noch gemächlich durch den Wald.

Es folgen kurze Anweisungen wie das Cockpit zu bedienen ist und los geht’s! Rund 1.300 Höhenmeter liegen vor uns. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang wollen wir auf dem Gipfel des Innsbrucker Hausbergs, dem Patscherkofel, sein. Knapp zwei gemütliche Stunden hat Stephan für die Auffahrt über den Forstweg veranschlagt. Die Strecke ist mir bekannt. Ohne Motor ein wahrlich strapaziöses Unterfangen! Mit aber ein echter Genuss!

Genießen, nicht schinden!

Nach einigen Kehren ein kurzer Stopp. Unser Guide verrät uns erste Tipps und Tricks für den richtigen Umgang mit dem Bike. Ich staune nur so, wie viel davon neu für mich ist. Von der idealen Parkposition über die optimale Trittfrequenz bis hin zum richtigen Bremsen lerne ich wirklich allerhand dazu. Und versuche natürlich auch gleich, alles in der Praxis zu beherzigen.

Bald schon öffnet sich das Gelände und die ersten wunderbaren Ausblicke tun sich auf.

Bald schon öffnet sich das Gelände und die ersten wunderbaren Ausblicke tun sich auf.

Herrlich, wenn man im steilen Gelände einfach einen Gang höher schalten kann!

Herrlich, wenn man im steilen Gelände einfach einen Gang höher schalten kann!

Brandaktuell und immer mehr gefragt: E-Bikes liegen voll im Trend. 25 kg wiegt meine „Waffe“. Wenn man weiß wie, ist das Rad trotzdem einfach zu handeln.

Brandaktuell und immer mehr gefragt: E-Bikes liegen voll im Trend. 25 Kilogramm wiegt meine „Waffe“. Wenn man weiß wie, ist das Rad trotzdem einfach zu handeln.

Daneben bleiben genügend Zeit und Luft, um das Erlebnis voll auszukosten. Um den Blick schweifen zu lassen in die umliegende Bergwelt und hinunter auf die Stadt, deren Häuserzüge immer kleiner erscheinen. Ich schwitze leicht, aber die Anstrengung hält sich in angenehmen Grenzen. Motorstufe drei von vier hat eine Intensität, die zudem einen feinen Plausch mit den Männern zulässt.

E-Bike-Touren mit Mehrwert

Roman ist aus reinem Spaß an der Freude E-Biker. „So bin ich öfters aktiv und komme mehr in die Natur.“ Uli hingegen hilft es dabei, sich von einer schweren Krankheit zu erholen: „Ich soll es nicht übertreiben, deswegen ist das E-Bike mein Mittel der Wahl. Es taugt mir voll!“ Stephan hat dem Reha-Thema in seinem Programm übrigens ein separates Kapitel gewidmet. Auch der 40-Jährige selbst kam verletzungsbedingt auf den E-Geschmack.

Stephan Görgl will in seinen Kursen unter anderem die Faszination Berg greifbar machen. Als E-Biker der fast ersten Stunde hat der 40-Jährige ein umfangreiches Repertoire an Wissen, das er leidenschaftlich an seine Gäste weitergibt.

Stephan Görgl will in seinen Kursen unter anderem die Faszination Berg greifbar machen. Als E-Biker der fast ersten Stunde hat der 40-Jährige ein umfangreiches Repertoire an Wissen, das er leidenschaftlich gerne an seine Gäste weitergibt.

Die richtige Technik ist beim E-Biken Gold wert.

Die richtige Technik ist beim E-Biken Gold wert.

Er mischte lange sehr erfolgreich im alpinen Ski-Weltcupzirkus mit und musste dabei ein paar Stürze verkraften: „In einer dieser Rehabilitationsphasen entdeckte ich das E-Bike für mich. Mir war sofort sonnenklar, dass es bei mir persönlich und beruflich bald eine wichtige Rolle einnehmen wird.“ Und so kam es. Seit Stephan Görgl seine Profikarriere beendet hat, liegt sein Fokus im Sommer nun ausschließlich auf E-Bike-Touren und allem, was dazu passt. Im Winter bleiben aber die Brettln seine Passion – die er ebenfalls gerne mit Gästen teilt.

Vorbei an der Patscher Alm schrauben wir uns zügig nach oben.

Vorbei an der Patscher Alm schrauben wir uns zügig nach oben.

Da, wo im Winter die Skitourengeher entlangschlurfen, biegen auch wir Richtung Gipfel ein.

Da, wo im Winter die Skitourengeher entlangschlurfen, biegen auch wir Richtung Gipfel ein.

Stephan betätigt sich im Sommer ausschließlich auf dem E-Bike sportlich: „Der Trainingseffekt ist enorm. Ich bin superfit und habe sogar bessere Werte wie 'normale' Biker.“

Stephan betätigt sich im Sommer ausschließlich auf dem E-Bike sportlich: „Der Trainingseffekt ist enorm. Ich bin superfit und habe sogar bessere Werte als ’normale‘ Biker.“

Mit viel Leidenschaft entwickelt der ausgebildete Bike-Guide mit seinem Team Angebote für Anfänger und Fortgeschrittene. Kurze Spritztouren wie die unsere finden sich bei den Terminen von „Görgl Intense“ genauso wie zweitägige Durchquerungen des wunderbaren Naturpark Karwendel. Allen Ausflügen gemein ist, dass sie professionell geführt sind und die Faszination in und um Innsbruck greifbar machen. Und dass sie dich trotz teils doch beachtlicher Geschwindigkeiten langsamer werden lassen und zur Ruhe führen, anstatt dich in Richtung Höchstleistung zu pushen.

Techniktraining inklusive

Was mir noch gefällt: Stephan vermittelt auch drumherum wertvolles Wissen. Dezent aber irgendwie doch bestimmt macht er darauf aufmerksam, was zu beachten ist. Am Sportgerät, am Fahrverhalten und was die Achtsamkeit in den Bergen mit alpinen Gefahren etc. generell angeht. Neuerdings wird er auch von Unternehmen verstärkt für Sicherheitsworkshops gebucht. Ein wenig Techniktraining schadet nicht nur nicht, sondern bringt’s ganz einfach! Das durfte und darf ich nach wie vor am eigenen Leib erfahren.

Finale!

Finale!

Genuss, die Erste …

... die Zweite ...

… die Zweite …

... und die Dritte.

… und die Dritte. So muss Sund(t)owner!

Die idyllische Patscher Alm haben wir indessen bereits hinter und gelassen. Wir passieren die Hochmahdalm und eine kurze, aber steile Passage später biegen wir schon auf das Flachstück ein, das zur Bergstation der Patscherkofelbahnen führt. Die Ausblicke, die sich hier auftun, sind jedes Mal aufs Neue atemberaubend! Nochmal einen kleinen Schluck aus der Trinkflasche und schon nehmen wir zügig den letzten Aufschwung in Angriff.

E-Spielerei am Patscherkofel

Vorbei an den Kühen, die hier oben auf Sommerfrische weilen, radeln wir zum Gipfelkreuz. Die letzten Sonnenstrahlen scheinen uns ins Gesicht. Das Panorama ist ein Traum. Ein schöner Moment! Die Tour war zwar entspannt, hungrig sind wir dennoch. Die Datteln, die Stephan verteilt, regen den Appetit zusätzlich an. Also nichts wie hinunter zum Bergrestaurant „Das Kofel“, wo die verdiente Einkehr ansteht. Zuvor gibt der Wahl-Innsbrucker logischerweise noch ein paar Anweisungen für eine rasante und trotzdem möglichst sichere Abfahrt.

Feiner Ausklang auf der Sonnenterrasse des Bergrestaurants "Das Kofel".

Feiner Ausklang auf der Sonnenterrasse des Bergrestaurants „Das Kofel“.

Daumen hoch für den gelungenen Feierabend!

Daumen hoch für den gelungenen Feierabend!

Im letzten Sonnenlicht rollen wir talwärts – wie über den Titel der "Sund(t)owner-Tour" versprochen!

Im letzten Sonnenlicht rollen wir talwärts – wie versprochen!

„Beide Füße auf die Pedale und diese in die Waagrechte bringen“, ruft er mir zu und demonstriert sogleich lässig, wie so ein Downhill in Perfektion aussieht. In den Kurven dann das Gegenteil: Fuß hinunter, Rad nach innen beugen und den Körper mehr hinauslehnen. Das gelingt nicht sofort. Aber Übung macht auch hier den Meister, denk ich mir und nehme mir fest vor, dranzubleiben. Mit vielen neuen Eindrücken im Rucksack gönnen wir uns kurz darauf auf der Sonnenterrasse ein gutes Abendessen.

Echtes Wohlgefühl

Glücklich und zufrieden ob des gelungenen Feierabends könnte die Stimmung am Tisch kaum besser sein. Im letzten Abendlicht brausen wir schließlich gemeinsam talwärts. Es war eine erfüllende Tour. Eine willkommene Unterbrechung der Arbeitswoche, die dich wieder Kraft tanken lässt für weitere Herausforderungen. Oder die, wie Stephan sagt, „die Uhren zwischendurch zurück auf Null dreht“. Es ist seine Philosophie ganzheitliche Sport-Erlebnisse für außergewöhnliche Menschen zu konzipieren. Ich meine, er versteht sein Handwerk.

Uns hat Stephan mit seiner Philosophie überzeugt.

Uns hat Stephan mit seiner Philosophie überzeugt.

Alle Fotos: Tamara Kainz

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