Stöttlalm klein

Früher, als Urlaub noch vor allem „Sommerfrische“ war, gehörte das Mieminger Plateau zu den beliebtesten Sommer-Urlaubsgebieten Tirols. Eine Position, die es in Zukunft wieder erlangen wird. Davon bin ich zutiefst überzeugt.

„Sommerfrische kann es nur bei uns in den Alpen geben“, meinte kürzlich einer meiner Bekannten. „Denn dort, wo es im Sommer heiß ist, ist’s ganz sicher nicht frisch.“ Das hat was für sich. Ich wollte dann sozusagen die Probe auf’s Exempel machen: an einem heißen Tag in der wunderschönen, der Sonne zugewandten Landschaft des sonnenüberfluteten Mieminger Plaeaus spazieren gehen. Oder halt wandern. Und testen, ob auch da noch von ‚Frische‘ gesprochen werden kann inmitten des Hochsommers auf dem sonnenverwöhnten Plateau.

Ich wählte eine Kurz-Wandertour, wie sie besser, interesssanter und erholsamer nicht sein könnte und startete beim Gasthof Post in Obermieming in Richtung Stöttlalm. Um dann auf einem leicht ansteigenden Forstweg bis zur Oberen Stöttlbrücke weiter zu spazieren. Auf der Rückkehr nach Obermieming zum Ausgangspunkt – ich wählte die andere Bachseite – wollte ich noch die neue, aus Holz gestaltete und überdachte Fußgängerbrücke über den Stöttlbach besichtigen.

Gasthof Post Obermieming

Der altehrwürdige Gasthof Post in Obermieming ist der Ausganspunkt der Sommerfrische-Wanderung.

Weiher am Golfplatz Mieming

Ein Blickfang erster Güte: Der Weiher am Golfplatz bei der Stöttlalm mit den Bergen des Tiroler Oberlandes.

Bizarre Berge, kühle Wälder

Mieming ist ja vor allem als Standort des 18-Loch-Championgolfkurses und eines 9-Loch-Parcours bekannt. Es ist auch der Golfplatz, der die Spaziergänger und Wanderer eine Zeit lang sozusagen ‚begleitet‘. Konkret: von der St. Josefskapelle in Obermieming bis zur ‚Stöttlalm‘, einer Raststation nicht nur für müde Golfer. Der fantastische Blick auf die Berge der Stubaier Alpen und der Mieminger Kette entschädigt für die – bisher geringen – Anstrengungen.

Danach taucht man ein in einen ausgedehnten Föhrenwald. Dicht an dicht stehen diese anspruchslosen Bäume auf einem Untergrund, der einst ein riesiger Schwemm-Schuttkegel gewesen ist. Dazwischen die in Tirol „Kranebitten“ genannten Wacholderbüsche. (Im Herbst suche ich in diesem Gebiet immer nach Wacholderbeeren, aus denen ich fantastischen Sirup mache. Das Rezept gibt’s hier.) Und immer wieder geben die Bäume den Blick auf die mächtigen Kalkriesen der Mieminger Berge frei, die Griesspitzen. Aber da will ich nicht hinauf, denn sie gehören zu den anspruchsvollsten Kletterbergen der gesamten Kette.

Reiter am Sonnenplateau

Ein Paradies nicht nur für Fußgänger. Auch Reiter lieben die Wege am Mieminger Plateau.

Sommerfrische am kristallklaren Bach

Die ganze Wucht und Energie des Wassers ist am riesigen, im Sommer meist ausgetrockneten Gebirgsbachbett des Judenbaches ersichtlich. Und wer vergessen hatte, die Trinkwasserflasche mitzunehmen, bekommt kein Problem: Ein Brunnen in der Nähe der Trinkwasserfassung löscht auch den größten Durst mit seinem fantastisch-kalten Wasser. Nach einer rund eineinhalbstündigen Wanderung erreicht man dann die Obere Stöttlbrücke, die hier über den rauschenden Wildbach führt. Ein Plätzchen, das dem Wort ‚Sommerfrische‘ zu 100 Prozent gerecht wird. Denn das Wasser ist nicht nur kristallklar, es ist auch sehr kalt. Und so wird eine Rast am Bach zur willkommenen, wunderbar-natürlichen ‚Abkühlung‘.

Sommerfrische Mieming

Der Stöttlbach mit seinem kühlen, smaragdgrünen Wasser sorgt für Frische inmitten des Hochsommers.

Eine Holzbrücke mit Stil

Der ‚Abstieg‘ nach Obermieming führt wiederum durch dichte Föhrenwälder. Die Aussicht allerdings, die wechselt. Anstelle der bizarren Kalkfelsen der Mieminger Berge rücken nun die Berge der Stubaier Alpen ins Blickfeld der erholungssuchenden Wanderer. Die Aussicht reicht bisweilen bis zur Martinswand, jener jäh abfallenden Felswand vor Innsbruck, in der einst Kaiser Maximilian bibberte und betete. Und nach rund einer Dreiviertelstunde passiert man dann eine Brücke, die erst kürzlich generalsaniert worden ist. Und nun als Schmuckstück dieses Wanderweges bezeichnet werden kann: die Untere Stöttlbrücke.

Die wunderbar gelungene ’neue‘ Untere Stöttlbrücke. Gebaut im Stil alter Tiroler Holzbrücken.

Was mir besonders gefällt ist die überachte, fachmännisch ausgeführte Holzkonstruktion, die sich wunderbar in das Landschaftsbild einpasst. So muss Brücke! Für mich ist die Brücke ein kleiner Beleg für die Anstrengungen, das Mieminger Plateau zu einer führenden „Sommerfrische“-Station zu machen.

Details der Wanderung:

Strecke: Die Wanderung beginnt beim Gasthof Post in Obermieming, direkt bei der Haltestelle des VVT-Busses. Ich empfehle herzlich, selbst aus Innsbruck mit dem VVT-Bus anzureisen. Die Verbindungen sind sehr gut.

Der Wanderweg ist hervorragend beschildert. Bis zur Brücke dem Schild „Ob. Stöttlbrücke“ folgen. Beim Abstieg dem Schild „Obermieming“ folgen.

Dauer: circa 2,5 Stunden hin- und retour.

LINKTIPPS:

Winterspaß am Sonnenplateau

Wanderbeschreibung Obermieming – Stöttlalm

Morgenwanderung am Stöttlbach. Blogbeitrag mit vielen schönen Fotos.

Rezept für Wacholderbeer-Sirup Ein etwas anderer Sirup

Alle Bilder: Werner Kräutler

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