Krampus ©Innsbruck Tourismus/Alexander Tolmo

Was den einen die besinnliche Adventszeit, ist den anderen eine Zeit des wilden, nächtlichen Herumpolterns. Anfang Dezember, genauer vom 1. bis zum 5. Dezember, treiben in Tirol nach zwei Jahren der Pandemie wieder die Krampusse, bei uns nahezu liebevoll die ‚Krampeler‘ genannt, ihr Unwesen.

Der Brauch der Teufelstänze geht auf den vorchristlichen Glauben an Wintergeister zurück, die die Menschen zum Winterbeginn so richtig in Angst und Schrecken versetzen sollten. Im Christentum war es dann der heilige Nikolaus, dessen Namenstag am 6. Dezember gefeiert wird. Und dieser vermeintlich heilige Mann hatte urplötzlich einen Krampus als Begleiter. Meist ging es um die irrige Ansicht, ‚schlimme‘ Kinder mit dessen Hilfe in Angst und Schrecken zu versetzen, um sie solcherart in ‚brave‘ Kinder zu verwandeln. Inzwischen ist auch in Tirol der heilige Nikolaus nur noch mit einem Gesellen namens Knecht Ruprecht unterwegs.

Zurück zu den ‚Krampelern‘, wie die ‚Teifl‘ im Volksmund genannt werden. In den letzten Jahren haben sie es mitunter so toll getrieben, dass jetzt jeder der wilden Gesellen eine Nummer erhält, damit er wiedererkennbar bleibt. Denn hinter der anonymen Maske und meist mit viel Alkohol im Kopf war es allzu leicht, Revanche zu üben oder Frauen massiv zu belästigen. 

Krampuslarven als kleine Kunstwerke

In Tirol tragen diese Teufelsgestalten vielfach höchst kunstvoll geschnitzte und präparierte Masken – wenngleich sich auch hier amerikanische Sitten und Satansmasken breitmachen, die nichts mit dem Tiroler Krampelerlaufen zu tun haben. Denn in Tirol ist die sogenannte Larve mit einem übergeordneten Symbol versehen, mit zwei Hörnern. Der Teufel selbst wird meist mit einem weit aufgerissenen Maul, bleckenden Zähnen und Augen dargestellt, um den Betrachtern das Fürchten zu lehren. Die Kleidung besteht vor allem aus Ziegen- oder Schaffellen, als Gürtel dienen rasselnde Ketten, an denen auch eine oder sogar mehrere Glocken angebracht sind.

In Tirol werden die Masken der Krampeler noch immer von Maskenschnitzern hergestellt. Einer davon ist Norbert Danler aus Ellbögen im Wipptal. Seit nunmehr 50 Jahren fertigt er die Krampusmasken aus Zirbenholz an, die sich in seinem Atelier am Mühlbach in Ellbögen schon beinahe auftürmen. Der Ort für die Werkstatt könnte für einen Krampelermaskenschnitzer nicht besser gewählt werden: Hier ist es so richtig unheimlich, an einem steil abfallenden Bach gelegen und bis zu Mittag kaum von der Sonne beschienen. Und seit vor einigen Jahren ein japanischer Unternehmer bei ihm auftauchte, sind Danler-Tuiflsmasken sogar in Tokio bekannt. Was dann auch die britische BBC auf den Plan gerufen hatte.

Neben einer Vielzahl verschiedener Masken und Maskenrohlinge beleben aber auch hölzerne Edelweißschnitzereien und Krippenfiguren diese einzigartige Werkstatt. Nicht zu vergessen die hier gelagerten, massiven Hörner, die nur darauf warten, in die Masken eingearbeitet zu werden. 

Danler wird immer wieder gefragt, was denn eigentlich der Unterschied zwischen den Krampelern und den Schiachperchtn sei: „Die Krampeler treiben ihr Unwesen zwischen dem 1. und 5. Dezember.“ Und, ganz wichtig: „Die Anzahl der Hörner ist unterschiedlich. Die Krampusse haben nur ein Paar Hörner, während die Perchtn mehrere Paar haben, die in der Larve eingearbeitet sind.“ Unterschiede gibt es auch in regionaler Hinsicht. So sind zum Beispiel die Krampusmasken in Osttirol völlig verschieden zu jenen im Wipptal. Und Danler schnitzt eigentlich nur Wipptal-Krampusmasken.

Im Atelier ist keine Maske zu sehen, die genauso ausschaut wie eine andere. Nach welchen Vorlagen schnitzt Danler nun jeweils eine Larve? Das komme auf die Person an, die sie bestelle, sagt er: „Ich schnitze quasi eine persönliche, individuelle Maske für jeden, der eine bei mir bestellt.“ Dazu braucht er mindestens eine Woche. Und der Preis? Der hängt meist von der Qualität der Hörner ab. „Wenn’s Steinbockhörner sind, wird’s richtig teuer“, erklärt Danler. Aber woher hat er die? „Ganz einfach: Wenn ein Jäger einen Steinbock erlegt, präpariert er den Kopf und stellt ihn in seiner Wohnung aus. Seine Nachkommen hängen die Trophäe ab und legen sie auf den Dachboden. Die Enkel sind der Hörner dann überdrüssig und verkaufen sie. So komme ich zu teils gewaltigem Gehörn, das sich natürlich sehr gut auf Masken macht.“

Sonne und Mond als Helfer

Interessant ist auch, dass Danler seine Masken quasi ‚reifen‘ lässt. Das beginnt beim Holz und endet bei den Farbtönen der Maske. „Normalerweise wird das Holz für die Masken im Dezember geschlagen, damit es nicht reißt“, erzählt er. Er lagert sein Zirbenholz zudem zwei bis drei Jahre, um sicherzugehen, dass die Larve so bleibt, wie er sie schnitzt.

Und nach der Bemalung der Maske hängt er sie einige Zeit in Sonne und Mond. Weshalb eigentlich, wollte ich wissen. „Damit sie leicht verbleicht und die grellen Farben einen weicheren Farbton erhalten“, sagt er. 

Kontakt:

Norbert Danler, Ellbögen-Mühlbach, Tel. 0664 144 20 60

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