hungerburg_zaha_hadid
Kristina Erhard
26. Oktober 2016
Originalsprache des Artikels: Deutsch

Zaha Hadid mag viel gewesen sein: Ausnahmearchitektin, Irakerin, Schuhfetischistin – vor allem aber war sie eine Frau. Eine, die Formensprache in der Architektur neu definierte. Und auf eine andere Charakterfrau traf: Hilde Zach, Ex-Bürgermeisterin von Innsbruck. Was die beiden gemeinsam haben? Nun – abgesehen von ihrer beider Ableben und diversen Spitznamen – die Vision eines Innsbrucks, in der die Architektur der Stadt ein modernes Antlitz gibt. Ist gelungen, zum Teil.

Modern und dennoch klassisch alpin: die Stationen der Hungerburgbahn wurden von Hadid den Gletscherformen angeglichen. Foto: Helene Binet

Modern und dennoch klassisch alpin: die Stationen der Hungerburgbahn wurden von Hadid den Gletscherformen angeglichen. Foto: Helene Binet

Visionärin launenhaft.

In einer Fernsehdokumentation wurde Hadid mal als „Löwin unter Wölfen“ bezeichnet. Ein Attribut, das sich viele Tiroler wohl auch gerne auf das Revers heften würden. Umso besser, dass man sich in Innsbruck auch post mortem von Zaha Hadids übermächtig-wirkendem Können überzeugen lassen kann: sowohl die Hungerburgbahn als auch die Bergisel-Sprungschanze sind von ihr. Ganz viel Löwen-haftes für ein so kleines Gehege. Dabei waren ihre Entwürfe anfangs umstritten – aber gut, auch das ist Innsbruck. Zarah Hadid präsentierte für die neue Hungerburgbahn einen Entwurf mit von Gletschern inspirierten Formen, in einer für sie typischen, außergewöhnlichen Formsprache. Die neue Hungerburgbahn verbindet die Innenstadt Innsbrucks in nur 8 Minuten Fahrzeit mit dem Stadtteil Hungerburg. Die Strecke beinhaltet vier Stationen – Congress, Löwenhaus, Alpenzoo und Hungerburg – die allesamt von Hadid entworfen wurden.

Launisch sie sie gewesen, so munkelt man. Eine Löwin unter Wölfen. Fest steht, dass Zaha Hadid sich in einer Männerdomäne bis ganz nach oben kämpfte - wie kaum eine Frau vor ihr. Foto: Werner Huthmacher

Launisch sei sie gewesen, so munkelt man. Eine Löwin unter Wölfen. Fest steht, dass Zaha Hadid sich in einer Männerdomäne bis ganz nach oben kämpfte – wie kaum eine Frau vor ihr. Foto: Werner Huthmacher

Kurvenkönigin.

Groß geworden ist Zaha Hadid als Dekonstruktivistin, mit spitzen Winkeln und messerscharfen Kanten. Im Laufe der Zeit wurde ihre Formensprache immer weicher, einiges wurde zu Gold, was in diesem Stil in exquisiten Beton gegossen wurde. Experten bezeichneten ihre Werke als kinetisch, als fließend und fluide, sie selbst wurde als „queen of the curve“, als Königin der Kurven, weltberühmt. Viele ihrer Konstruktionen aus Zement, Glas und Stahl bieten hohe, helle Räume – und oftmals keinen einzigen rechten Winkel.

Braucht es in Innsbruck auch nicht, lehnen sich Hadids Entwürfe auch immer an das Optische ihrer Umgebung an. So setzte sich die visionäre Architektin mit der Sprungschanze in Innsbruck ein Denkmal. Der Skisprung folgt wie kaum ein anderer Wintersport einem streng vorgegebenen Bewegungsablauf – entsprechend reduziert und eng sind die Vorgaben bei der Gestaltung einer Sprungschanze. Jedoch entwickelte Zaha Hadid eine fließende Gebäudeform, die den statischen Turm und die dynamische Absprungschanze in einer skulpturalen ­Einheit kombiniert.

Lauernde Cobrä Dynamischer Skispringer? Eine Mischung aus beidem? Die Sprungschanze am Bergisel etablierte sich zum Wahrzeichen von Innsbruck. Foto: Innsbruck Tourismus/Christof Lackner

Lauernde Cobra?  Dynamischer Skispringer? Eine Mischung aus beidem? Die Sprungschanze am Bergisel etablierte sich zum Wahrzeichen von Innsbruck. Foto: Innsbruck Tourismus/Christof Lackner

Fazit.

Ob es nun gefällt oder nicht: die Sprungschanze und die neue Hungerburgbahn sind sicherlich einzigartig so wie ihre Erschafferin in ihrer ureigenen Ausdrucksform. Und Zaha Hadid wird in ihren Formen weiterleben – als Löwin unter Wölfen, als tiefsinnige Künstlerin und als eine der ersten Frauen, die sich in einer Männerdomäne bis an die Spitze kämpfte. Auch in Innsbruck.

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