Alle Jahre wieder ereilt sie uns pünktlich zur Zeitumstellung: Die Glühwein-Sehnsucht. Denn da werden die Abende schlagartig finster und frisch – und fröstelnd will man sich dann wo wärmen! Gottlob rettet uns ein heimischer Geheimtipp vor dem sicheren Kälteschock: Der Glühweinstand am Fischerhäusl, gemütlich (und windsicher!) versteckt in einem lauschigen Seitengässchen der Innsbrucker Altstadt. Warum man hier früh kommen sollte, welches alte Geheimnis hinter dem köstlichen Glühwein steckt und was das Fischerhäusl von den umliegenden „Glüh-Standln“ der Weihnachtsmärkte unterscheidet: Eine kleine Genussanleitung zum Saison-Start.
Glüh me: Rot-Weiß-Rot
“Da Glühwein lafft scho, magst glei oan?”, scherzt der Benedikt, als ich ihn einen Tag vor dem großen Saison-Opening beim Fischerhäusl in der Herrengasse treffe. (="Der Glühwein ist schon bereit, magst du einen?") Aber natürlich sage ich ja, denn die Sonne glüht gerade ihr letztes Gold über die Gipfel der Nordkette und schnell wird es spürbar kühler. Rot oder weiß, will er wissen – die Gretchenfrage aller Glühweinstandler. Ich nehme heute den Weißen und frage, ob’s ihm nach 30 Jahren nicht irgendwann fad wird? Keinesfalls, lacht der Benedikt – im Sommer sind wir ja das Team Tomaselli und versorgen an verschiedenen Standorten (und zwei neuen Automaten) mit selbstgemachtem Eis. Im Winter drehen wir die Sache einfach um und schenken beim Fischerhäusl unseren heißen Glühwein aus – und ehrlich gesagt: Darauf freuen wir uns schon das ganze Jahr.
Hier, in der Herrengasse neben dem Dom, hat man das Glühwein-Glück schon gefunden.
Vorm Goldenen Dachl rechts, unterm Kronleuchter links zum Dom und dann den Glühwein-Düften folgen.
Wham schon, denn schon.
Als kleiner Bub half der Benedikt hier schon aus, seit vier Saisonen macht er selbst den Chef. Was sich in gut 30 Jahren verändert hat? „Der Hot Aperol hat den Orangenpusch inzwischen abgelöst, auch das Feierabendbier (Zillertal Pils) bleibt neben den Heißgetränken überraschend beliebt“, lacht der Benedikt, „dafür ist unser Glühwein-Geheimnis immer noch das Gleiche.“ Grundsätzlich gilt übrigens „Afterworkstatt Aprés-Ski“, weswegen das Fischerhäusl einfach komplett auf Hochprozentiges verzichtet (einzige Ausnahme: Bratapfel-Punsch mit Schuss). Sieben Tage die Woche sorgen stattdessen echte Weihnachtsklassiker für Stimmung – doch selbst die Playlist (hier zum Streamen) wurde so weit entschärft, dass „Last Christmas“ wirklich erst ganz zum Schluss gesungen wird, verspricht der Benedikt.
Stimmung statt Spirituosen lautet die Devise - der DJ macht's echt gut!
Glühwein-Standl für Generationen - hier sind einfach alle willkommen - und gerne zu Gast!
Die Preise sind okay, der Glühwein echt gut - gegen Pfand darf man auch den Becher behalten.
Und sonst: Immer montags ist „Student Day“ und die Happy Hour (sonst 16-19 Uhr) gilt den ganzen Abend (bis 22 Uhr). Für den kleinen Hunger gibt’s Bierbrezen oder Fleischkäs-Semmeln von der hauseigenen Speckeria, für den großen Hunger das Restaurant Fischerhäusl gleich nebenan (in Kombination Glühweinstand echt heißer Tipp für Weihnachtsfeiern!). Und gleich noch ein Tipp: Früh kommen, Abendstimmung mitnehmen und vor dem großen Ansturm wieder gehen. Die exklusive Afterwork-Location in der Herrengasse hat in Innsbruck nämlich längst viele Freunde gefunden, und spätestens ab 18:00 Uhr bilden sich lange Warteschlangen. Wer mit Freunden kommt, sollte daher beim Benedikt unbedingt und rechtzeitig „a Tischerl“ reservieren.
Das Glühwein-Geheimnis
Im kuscheligen Licht der Heizstrahler mundet „der Weiße“ so vorzüglich, dass ich gleich auch „den Roten“ verkosten muss. Beide vom Feinsten, nicht zu süß, fruchtig und würzig, eine echt feine Rezeptur! Vorsichtig erkundige ich mich nach den Details. Aber der Benedikt lacht nur und meint: „Das Geheimnis unseres Glühweins kennt nur der Meraner (Anm: feine Innsbrucker Weinkellerei). Ich könnte es dir gar nicht verraten – und das ist eigentlich auch gut so.“ Ein bisschen beleidigt hab ich zwar schon g’schaut, aber eh verständlich. Darum gibt’s an dieser Stelle jetzt halt mein Geheimrezept – für‘s ganz private Fischerhäusl-Feeling at home.
Die Deko übrigens von MK-Illumination - die auch den Lumagica-Lichterpark im Hofgarten bestücken.
Die Motive wechseln alle paar Jahre wieder - freut die Sammler!
Je später, desto voller: Früh kommen und mit Gruppen reservieren lohnt sich.
Lange warten muss man trotzdem nie - das Team um Hausherr Benedikt sind echte Profis.
Auch, wenn an diesem Wochenende alle Weihnachtsmärkte ihre (Glühwein-)Pforten öffnen: Am letzten Samstag vor Weihnachten schließt das Fischerhäusl seine legendären Pforten schon wieder – natürlich mit einer fulminanten Closing-Feier. Wer dann nicht erst bis zum nächsten Winter warten will, kann die Saison mit selbstgemachtem Glühwein und BestOfFischer-Playlist noch etwas verlängern.
Für etwa vier Tassen Glühwein:
- 0,75l guter (!) Weißwein (zb. Grüner Veltliner, Wachau, NÖ)
- 2-4 EL Zucker
- 2-4 Gewürznelken
- 1-2 Stange Zimt (kein Pulver!)
- 2-4 Kapseln Kardamom
- 1-2 Stück Sternanis
- Eine kleine Tasse Wasser/Schwarztee
- 1 Orange
- 1 winzige Prise Salz
- etwas Honig
Die Kardamom-Kapseln aufknacken und mit den restlichen Gewürzen in einem Topf bei mittlerer Hitze ein paar Minuten rösten, bis alles wunderbar nach Weihnachten duftet. Anschließend den Zucker (und Salz) zugeben, und mit einem Spritzer Wasser karamellisieren lassen. Mit etwas Tee oder Wasser ablöschen, Hitze auf niedrige Flamme zurückdrehen, 1-2 Stück Orangenzeste und eine Flasche (guten!) Weißwein zugeben. Vorsichtig erwärmen und so gut 20 Minuten ziehen lassen, Glühwein darf niemals kochen! Zum Schluss mit frischem Orangensaft und etwas Honig abschmecken, mit Orangenspalten anrichten und „Fischerhäusl-Style“ genießen! (Tipp: Wer den Becher-Pfand (3 Euro) beim Fischerhäusl lässt, darf die Motiv-Tasse sogar mit nach Hause nehmen.)
Fotos: Alle Bilder im Beitrag stammen vom Autor.
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Kleiner Schreiberling mit großen Leidenschaften. Geboren, aufgewachsen und veredelt in Tirol, liest gern und kocht fast wie Oma. Am liebsten immer irgendwo unterwegs und auf der Suche nach neuen Horizonten.
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