header patscher alm

Mit Speck fängt man normalerweise Mäuse. Bisweilen fühle ich mich als Maus. Dann nämlich, wenn ich davon höre, dass auf einer Almhütte feinste Kost verabreicht wird. Und so musste ich ganz einfach einem Tipp eines Igler Freundes nachgehen der von der Küche der Patscher Alm geschwärmt hatte.

Innsbrucks Hausberg wird derzeit umgebaut. Das ist für Besucher unübersehbar. Patscherkofel-Afficionados wie ich und viele Gäste der Landeshauptstadt lassen sich keineswegs entmutigen, den Berg zu erklimmen. Entweder mit der Seilbahn, dem Mountain-Bike oder gar zu Fuß. Ich entschied mich ausnahmsweise für die Patscherkofelbahn mit anschließendem Abstieg zur Patscher Alm. Für Ortsunkundige: Von der Bergstation aus führt ein Weg zum Gipfel des Kofels. Unmittelbar nach der Baustelle geht’s dann aber scharf rechts den Forstweg hinunter zur Patscher Alm.

Kühe am Patscherkofel

Die teils behornten Weidetiere nehmen bisweilen den Weg zur Patscher Alm in Beschlag. Auch ihnen dürfte die außergewöhnliche Aussicht auf das Stubaital nicht entgehen…

Was mir früher – und vor allem im Winter – weniger aufgefallen war: der Weg zur Patscher Alm wird eigentlich vom Stubaital ‚beherrscht‘. Die Serles eröffnet den Rundblick, der über den Habicht zum Zuckerhütl mit seinem Gletscher führt und weiter zu den ‚Nordtiroler Dolomiten‘, den Kalkkögeln. Der halbstündige Abstieg zur Alm wird so zu einem ganz außergewöhnlichen, ich möchte fast sagen dramatischen Panoramaspaziergang,

New Orleans Feeling samt Blues auf der Patscher Alm

Dass auch Markus Linder auf dem Weg zur Alm war, überraschte mich einigermaßen. Was ich nicht wusste: Mein alter Bekannter aus Xiberg-Tagen und künstlerische Leiter des bereits legendären Innsbrucker New Orleans-Festivals koordinierte an diesem Sonntag die Auftritte verschiedener Musiker im Rahmen der Aktion „Der Hausberg hat den Blues“. Kulinarik mit Kultur, das lass ich mir sehr gern gefallen.

Linder und Vettorazzi auf der Patscher Alm

Die beiden Protagonisten des New-Orleans-Festivals, Markus Linder (im Vordergrund mit seiner Harmonika) und Bernhard Vettorazzi praktizieren den Blues bei ihrem Ausflug auf den Patscherkofel.

New Orleans Festival auf der Patscher Alm

Wolfi Mair und Christian Unsinn bei ihrem bejubelten Auftritt im Rahmen des New-Orleans-Festivals auf der Patscher Alm.

Was mir auf der Patscher Alm sofort aufgefallen ist: die liebevolle Atmosphäre. Nun gut, ich war schon länger nicht mehr da. Und das Wetter war sensationell, die Aussicht von der Terrasse aus fantastisch. Aber offenbar hat mit dem Pächterwechsel auch ein absolut vorteilhafter Wechsel im Erscheinungsbild stattgefunden.

Vom reifen Grauen Käse

Dass man auch vom Abwärtsgehen hungrig werden kann, war mir immer schon bewusst. Wenn aber dann noch die Bedienung mit einem kunstvoll garnierten ‚Graukäseteller’ quasi vor meiner Nase vorbei durch die Tischreihen der Terrasse hastet, ist’s soweit. Mein Bestellung war gleich einmal klar: Ein Graukäseteller musste es sein. Dabei hätte ich eine nicht unbeträchtliche Auswahl gehabt: Einerseits die bereits weitum berühmten Kaspressknödel, eine saure Sulz oder saure Wurst. Auch einen reich garnierten Speckteller hätt’s gegeben. Und was mir so richtig taugt: die Produkte, die Heidi Kaltschmid auf ihrer Patscher Alm auftischt ist samt und sonders aus regionaler Produktion.

Nun werdet ihr euch fragen: wie kann man bei Graukäse von ‚feiner Kost‘ reden? Ja, vielleicht nicht in Wien, in Tirol sehr wohl. Denn an der Reife des Käses auf einer Alm erkennt man die Qualität der Küche generell. Mit anderen Worten: reif vs. unreif, speckig oder weiß. Da zeigt sich die wahre Klasse einer Almküche.

Und dann die Wirtin: Heidi Kaltschmid, im schicken Dirndl, schmeißt seit etwas mehr als einem Jahr die Alm. Und wie. Was den graue Käse anlangt ist ihr nur zu entlocken, dass sie ihn höchstselbst zur Reife pflegt und des öfteren zwischen Küche und Stadl hin- und herpendelt.

Sportler wissen, wo’s gut schmeckt. Heidi Kaltschmid mit zwei Eishockey-Cracks der Innsbrucker Haie. Bild: patscherkofelblog

Aber wie gesagt, ich bevorzuge den Grauen Käse. Und in der Tat: der Käse ist exzellent. Samt der farbig-köstlichen Garnitur mit Paprika, Tomaten, Zwiebeln und Pepperoni. Als Abschluss meiner kulinarischen Erkundung der Patscher Alm wählte ich den hausgemachten Topfenstrudel. Ein Gedicht für Auge und Gaumen.

Graukäse auf der Patscher Alm

So genial wird der Graukäse auf der Patscher Alm präsentiert. Und er schmeckt genauso!

Der ‚Abstieg‘ auf der ‚Einheimischen‘-Route

Zugegeben, es war das allererste Mal dass ich den Heimweg von der Patscher Alm zu Fuß angetreten bin. Normalerweise fährt man mit Ski oder Fahrrad zu Tal. Denn schon bei der zweiten Kehre talwärts, unter der Patscher Alm, besteht ein Verbindungsweg zur Heiligwasserstraße. 

Route zur Patscher Alm

Die ‚Einheimischen-Route‘ von Igls auf die Patscher Alm quert die Olympiaabfahrt.

Einen ‚würdigeren‘ Abschluss dieser Patscherkofel-Rundtour zu Fuß als eine Einkehr in Heiligwasser kann ich mir nicht vorstellen. Es ist nicht nur der Blick auf die Hauptstadt der Alpen. Für mich ist es auch das ‚heilige Wasser‘, das hinter der Wallfahrtskirche aus dem Felsen rinnt. Dessen sagenumrankte Vergangenheit habe ich in einem eigenen Blog beschrieben, den ihr hier findet.

Heiligwasser

Das ‚heilige Wasser‘ von Heiligwasser fließt direkt aus dem Berg.

Ähnliche Artikel