
Das Innsbruck Nature Film Festival fand heuer zwischen dem 15. und 18. Oktober statt und unsere Landeshauptstadt hätte sich nicht besser präsentieren können. Die bunt gefärbten Bäume strahlten mit der Nordkette und dem blauen Himmel um die Wette. Es war beinahe schon kitschig. Fast so, als wollte Innsbruck sagen: „Ihr wollt Natur, hier habt ihr Natur!“ Die aus aller Welt angereisten Filmemacher, -liebhaber und Jurymitglieder waren hellauf begeistert und unsere Alpenmetropole erwies sich wieder einmal als perfekter Austragungsort.
In a nutshell
Für all jene, die noch nichts vom INFF gehört haben, hier ein kleiner Überblick: Das Innsbruck Nature Film Festival (kurz INFF) fand heuer bereits zum 21. Mal statt und ist somit ein fixer Bestandteil der Innsbrucker Festival Landschaft. Begonnen hat alles Anfang der 2000er mit den Innsbrucker Naturfilmtagen, ins Leben gerufen von Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer. Im Mittelpunkt standen auch heuer wieder die Filme. Jedoch hatte das INFF auch abseits der Leinwand so einiges zu bieten. Ein großartiges Rahmenprogramm, bestehend aus Workshops, spannenden Vorträgen, der Ausstellung "100 Jahre Genbank Tirol" und vielem mehr ließ Gäste und Einheimische Natur hautnah erleben. Natur – wie ihr euch beim Festivalnamen wohl schon gedacht habt – ist das Schlagwort, unter dem sich die 50 Filme, die im renommierten internationalen Wettbewerb laufen, vereinen.
Die Ausstellung "100 Jahre Genbank Tirol" im Foyer des Metropol Kinos gab interessante Einblicke in die Landwirtschaft. © Elisabeth de Koekkoek
Über den Dächern Innsbrucks
Für mich war das Innsbruck Nature Film Festival ein einziges Vergnügen. Ein Highlight jagte das nächste. Ich hatte die Möglichkeit, viele tolle neue Leute kennenzulernen, ja sogar einen für einen Oscar nominierten Filmemacher. Leider konnte ich an der Eröffnungsfeier nicht persönlich teilnehmen. So begann für mich das Festival am Sonntag mit der Naturführung „Hoch über Innsbruck im Reich von Steinbock, Schneehuhn und Co.". Ich möchte euch nicht langweilen und versuche meine Schwärmereien über die Nordkette in Grenzen zu halten. Nur so viel sei gesagt: Wenn ihr in Innsbruck seid, müsst ihr auf die Seegrube. Wenn ihr mir nicht glaubt, schaut bei meinem Kollegen Danijel vorbei. Er ist ein begnadeter Fotograf und in diesem Beitrag findet ihr wundervolle Fotos, die die Schönheit der Nordkette perfekt einfangen.
In wenigen Minuten aus dem Stadtzentrum in den größten Naturpark Österreichs © Elisabeth de Koekkoek
Richtiges Schuhwerk gefragt
Ach ja und noch ein kleiner Tipp: Vergesst nicht, ihr befindet euch in hochalpinem Gelände. Auch wenn man bequem mit der Bahn bis aufs Hafelekar fahren kann, empfiehlt sich doch gutes Schuhwerk. Ich erwähne das nur, weil ich beim Schreiben dieses Beitrags an unsere Wandertruppe zurückdenke und so mancher gut daran getan hätte, diesen Tipp zu befolgen. Aber wie dem auch sei, dank unseres Wander- und Naturführers Manuel Stabentheiner war der Ausflug nicht nur lustig, sondern auch ausgesprochen lehrreich. Ich durfte so viel Neues erfahren. Wusstet ihr zum Beispiel, dass der Alpensalamander zu den wenigen Salamanderarten gehört, die lebend gebären, oder dass Murmeltiere ausgesprochen reinliche Tiere sind und in ihrem Bau eigene Toilettengänge haben?
Dank unseres Wander- und Naturführer Manuel Stabentheiner kamen wir alle gut ins Tal. © Elisabeth de Koekkoek
Nach der großartigen Naturführung – die übrigens für alle Teilnehmer kostenlos war, ein großes Danke an die Nordkettenbahnen und das INFF – ging es für mich gleich weiter ins Metropol Kino. Vom Berg direkt vor die Leinwand, genau das macht das INFF aus: Natur erleben und verstehen, ob im realen Leben oder im Film. Bei der Kids Animal Session – die ich zusammen mit meiner Familie besuchte - durften wir das Marderweibchen Freya begleiten und haben uns auf die Spuren der freilebenden Papageien in Köln begeben. Abgerundet wurde die Kids Session durch ein spannendes Q&A mit dem Protagonisten des Films „Freche Viecher: Sittiche. Invasion der schrägen Vögel“.
Der Teufel und die Kohle
Ein bisschen traurig bin ich schon, dass ich mir nicht alle Filme anschauen konnte. Jeder, den ich sehen durfte, war auf seine ganz eigene Art und Weise gut. Egal ob lustig, spannend oder einfach nur schockierend, sie haben mich alle berührt und/oder zum Nachdenken gebracht. Zwei meiner persönlichen Highlights möchte ich euch nicht vorenthalten. Beide Filme beschäftigen sie sich mit dem Thema Kohleindustrie, beide zeigen deren fürchterliche Auswirkungen auf die ansässige Bevölkerung.
Der vollkommen zurecht ausgezeichnete Kurzfilm „300 Meter - Garzweiler Tagebau II“ gibt Einblicke in das Leben von Waltraud Kieferndorf, die zusammen mit ihrer Familie in Nordrhein-Westfalen an der Kante zur Tagebau-Mine Garzweiler II lebt und die aus ihrem Haus wohl vertrieben wird, da ihr ganzes Dorf – für die Kohleindustrie – platt gemacht werden soll. Der zweite Film, der mich unglaublich mitgenommen hat, ist „Devil Put the Coal in the Ground“. Es handelt sich um ein bedrückendes Zeitzeugnis über die Kohleindustrie und deren Rückgang in West Virginia.
Eine schwere Entscheidung
Ich sage euch, ich bin froh, dass ich nicht in der Jury sitzen musste. Denn ich hätte mich garantiert nicht entscheiden können. Besonders als ich am Montag die einmalige Gelegenheit hatte, beim Directors Lunch im Gasthof Weisses Rössl einige der Filmemacher persönlich kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, merkte ich, was für eine unglaubliche Liebe, Leidenschaft und Begeisterung hinter ihrer Arbeit steckt. Nie hätte ich ihre Werke bewerten können. Musste ich ja auch Gott sei Dank nicht, denn dafür gibt’s Leute, die wissen, wie das geht, und sie haben einen wirklich guten Job gemacht.
Filmprofis unter sich: Film Curator Katja Trippel, Festival Manager Thilo Bohatsch, Festival Director Johannes Kostenzer, Ceremony Host Chiara Spagnoli Gabardi © APA-Fotoservice/Hetfleisch
Naturspektakel und Ökothriller
Die jeweils mit € 3.000,00 dotierten Hauptpreise konnten der Naturfilm „Patrick and the Whale“ und die Umweltdokumentation „Wood – Der geraubte Wald“ für sich gewinnen. Beide Filme sind österreichische Produktionen, deren Protagonisten aus der weiten Welt kommen und so dem Publikum im Innsbrucker Metropol Kino wunderschöne emotionale Bilder aus den Tiefen des Ozeans und packende Szenen im Öko-Thriller servierten.
Der Produzent von Patrick & The Whale: Wolfgang Knöpfler.
Die Regisseurinnen von Wood der geraubte Wald Ebba Sinzinger, Michaela Kirst. © APA-Fotoservice/Hetfleisch
Grüße aus Hollywood
Wie eingangs erwähnt durften wir während des INFF sogar ein wenig Hollywood-Luft schnuppern. Christian Berger, Oscar-nominierter Filmemacher, der das Festival zusammen mit seiner Frau vier Tage lang besuchte, vergab den Spezialpreis für die beste Kamera an das französische Duo Marie Amiguet und Vincent Munier für ihren Film „Panthère des Neiges“. „Sie sehen das Licht, die Landschaften, die Tiere und die Menschen. Sie sind auch Autoren mit Ihrer Kamera und Ihrer Regie. Es ist mir eine Ehre, Ihnen diesen Preis für Ihren wunderschönen ‚Schneeleoparden‘ zu verleihen.“, so Christian Berger.
Noch mehr Gewinner
Der Preis für den besten Kurzfilm ging, wie gesagt, an „300 Meter - Garzweiler Tagebau II“. Als bester animierter Kurzfilm wurde „L`Air de Rien – Slipping Away“ ausgezeichnet. Der Wild Women Award ging an Salomé Jashi mit ihrem Film „Taming the Garden“, den Spezialpreis für den besten Film zum Thema Boden bekam der Film „Pleistocene Park“, der Young Talents Kurzfilm Award der Tiroler Tageszeitung ging an „Little Things“ und den Preis für den besten Film zum Thema Biodioversität in der Landwirtschaft konnten sich Camilla Becker und James Becket mit „The Seeds of Vandana Shiva“ sichern.
That's a Wrap
Die Preisverleihung war nicht zuletzt wegen der bezaubernden Moderatorin Chiara Spagnoli Gabardi sehr gelungen. Mein persönlicher Favorit war aber der Youtuber, Filmemacher, TikToker und Poet Tomfoolery. Ich kann ihn in diesem Beitrag nicht unerwähnt lassen, denn zum einen hat er meine Meinung, was TikToker und Social Media Creator im Allgemeinen angeht, komplett geändert und zum anderen ist er ein begnadeter Poet, der mit seinem Gedicht über Innsbruck die Preisverleihung absolut bereichert hat. Ich kann euch nur wärmstens ans Herz legen, ihm auf Social Media zu folgen – es lohnt sich.
Danke und bis zum nächsten Mal
Abschließen möchte ich mit den Worten von Chiara Spagnoli Gabardi, zumindest sinngemäß. Denn sie erinnerte das Publikum noch einmal daran, wie wichtig es ist, auf unsere Umwelt aufzupassen. Auch wenn wir nicht viel tun können, jede kleine Geste zählt: so zum Beispiel, wenn wir den Zug statt dem Auto nehmen, gebraucht einkaufen oder uns für Bioprodukte entscheiden. Das alles mag nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein, aber viele Tropfen ergeben einen Fluss! In diesem Sinne danke, dass ich bei diesem wundervollen Festival dabei sein und darüber schreiben durfte. Es war mir eine Ehre und ich freue mich auf nächstes Jahr!
Titelbild: © Terra Mater Studios GmbH - Romain Barats
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Mama, Serienjunkie und Naturmensch mit einer großen Vorliebe für gutes Essen und die Berge!
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