stubaier_freitagsmusig_test
18. Oktober 2016
Originalsprache des Artikels: Deutsch

Das Erbe der Volksmusik

Niemals konnte ich mit Volksmusik etwas anfangen – dieses antiquierte Heile-Welt-Geheul, das seit den 70ern mit den Zillertaler Schürzenjägern mein Trommelfell vernarbt. Gebürsteter Kommerz ist aber keine Volksmusik, sondern ein unerhörter Missbrauch von Tradition; sozusagen volkstümlich. „Diesen Unterschied kennen viele Hörer leider nicht“, bedauert der Gründer der Stubaier Freitagsmusig, Peter Margreiter. Er setzt sich in seiner schwarzen Tracht mit Hut und weißem Hemd in einem Café am Sparkassenplatz in Innsbruck neben mich. Mit ihm ist seine Frau Sonja, die mir vertraulich eine Portion Freitagsmusig in CD-Form zusteckt. Und das Beste: Am Ende des Artikels gibt’s noch ein GEWINNSPIEL.

„Seit den 70ern wurde traditionelle Volksmusik mit Kitsch umschmeichelt, ging durch eine Konserve und wurde darin farbloses Kulturgut für den Export“, fährt Peter fort. Nachdem ihr wisst, von wem er spricht, kann ich die Täter der Gegenwart auch bedenkenlos nennen: Die Oberkrainer, DJ Ötzi, Andreas Gabalier, Hansi Hinterseer und inszenierte Heimatabende stehen für aalglatte Traditions-Mucke, die sich den Elementen der Volksmusik zwar bedient, aber keine ist. Punkt. Doch kein Punkt, denn es geht noch weiter; die Volkstümlichen sind nämlich erfolgreich: „Traditionelle Volksmusikanten musizieren oftmals für ein Würstel und ein Bier, kommerziell ausgerichtete Gruppen machen das große Geld“, ärgert sich Sonja.

Stubaier Freitagsmusig, Achtung Volksmusik

Peter Margreiter und seine Frau Sonja Steusloff-Margreiter treffen sich mit mir in einem Café am Sparkassenplatz in Innsbruck. Foto: Vil Joda.

Widerstand aus Innsbruck

Vor 50 Jahren wurde der Tiroler Volksmusikverein gegründet. „Seine Mitglieder wollen überlieferte Volksmusik erhalten, diese den Jungen vermitteln und sich der volkstümlichen Schlagermusik entgegenstellen“, erzählt Peter. Er ist Obmann des Vereins. „Unsere Mission ist die Pflege der traditionellen Volkskultur in Musik und Tanz.“ Während die einen Kohle machen wollten, in dem sie Tradition kommerzialisierten, haben sie die anderen gewissenhaft gepflegt und weiterentwickelt.

Volksmusik kam zu Unrecht zu einem Ruf, der ihr so nicht zusteht. Entweder sei sie kommerziell oder rieche nach alt: Tradition, die Neues ausschließt, immer so war, so ist und stets so bleiben soll; das Bestehende also konserviert. Dieses Verständnis von Volksmusik ist nicht mehr so fest im Heute verankert: „Tradition ist vielmehr Vertrauen auf die Überlieferung und mit einem Augenzwinkern in die Zukunft schauen“, lacht Peter.

Stubaier Freitagsmusig, Achtung Volksmusik

Die Stubaier Freitagsmusig in Vollbesetzung: vl.: Peter, Sonja und Hubert Eberl auf der Seegrube in Innsbruck. Foto: Thomas Erichsen.

Das Genre Freitagsmusig

Sie klingt an vielen Stellen wie Volksmusik durch ein Fenster betrachtet: Offen hüpft und springt sie wie die Berge auf und ab. Gekippt weht plötzlich Jazz herein. Zu nähert sich die Fanfare des Star Wars Medleys und bricht festen Schrittes pompös herein. „Das ist Tradition, die lebt, weil sie traditionelle Fragmente in ein zeitgenössisches Feld bringt. Heute wird das Alte charmant verarbeitet – ein typisches Phänomen des aktuellen Musikverständnisses.“

Die verkochten Tiroler, Werner Pirchner, Bluatschink und die Stubaier Freitagsmusig sind solche Traditions-Rebellen, oder Eisbrecher, für die es auch eine Welt hinter der Nordkette gibt: Sie machen Volkmusik, die auch für Traditionsverweigerer mehr als nur einmal hörbar ist; für Kommerzhasser kann sie gar kein Mainstream sein. In der Literatur wird sogar von einem eigenen Genre gesprochen: Neue Volksmusik, VolXmusik, Volkspunk, Weltmusik oder Crossover sind Begriffe, die das neue Alte beschreiben. Bei Peter und Sonja habe ich nachgefragt, wie sie sich sehen und was andere über sie denken:

  • Wer sind eure Hörer?
    „Jedes Alter, Akademiker, Arbeiter, Metler, Klasskihörer und Jazzer.“
  • Warum sollte man Freitagsmusig hören?
    „Weil wir gute, handgemacht Musik machen, die nicht 3 mal durch die Konserve gegangen ist.“
  • Was ist Volksmusik für euch?
    „Ein Begleiter von der Wiege bis zur Bahre. Macht man oft für ein Würstel und ein Bier und ist eine Lebenseinstellung.“
  • Was würde Karl Moik über euch sagen?
    „Sie müssten halt etwas komponieren, zu dem man schunkeln kann.“ Und Peter würde folgendes tun: „Wir würden dankend ablehnen. Wir singen nicht über die schöne Heimat, Wälder und Berge.“
  • Was sagen Radiomoderatoren über euch?
    „In der ORF Spielweise wurden wir so beschrieben: unkonventionell, interessant und schön.“
  • Wie beschreibt ihr euch?
    Schmissig, feinfühlig, unkonventionell, gesellig, kreativgeladen, aushaltig, flexibel, spontan, tirolerisch, weltoffen, unzertrennlich, genusssüchtig, traditionsverhaftet, gutaussehend, anlassautonomselbstspielend, atemberaubend, durstig, sprachgewandt, freundlich, redselig, eigenbauverliebt und kompostionskreativ, fernsehtauglich, erdig, einfach Freitagmusig.
  • Entdecken wir Volksmusik gerade neü
    „Viele Junge finden zur Volksmusik zurück.“
  • Und Warum?
    „Vielleicht sehen sie sich bei zu viel Globalisierung ein wenig nach Heimat? Außerdem wird gute Volksmusik als hörbar entdeckt.“

 

Hier der erste Track zum Reinhören: Der Wirtshausmarsch:

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Achtung, Stubaier Freitagsmusig!

Im Untertitel des Artikels heißt es, dass die Stubaier Freitagsmusig mit Lederhosen durch die Galaxis fliegt und Volksmusik macht, die auch für Szenefremde geeignet ist. Mit ihrem Star Wars Medley brechen sie aus der vermeintlich altväterlichen Volksmusik aus und zeigen, wie progressiv sie sein kann. Ist sie daher für Nicht-Volksmusiker geeignet? Nein, sie war schon immer dafür geeignet. Nur hat sie die Kommerzialisierung zu unrecht in Verruf gebracht. Trifft Volksmusik Alltag? Nein, sie ist längst Alltag in weiten Teilen der Bevölkerung. Nur so manche Städter wollen lieber modern sein, sehen Tradition als Rückschritt und verneinen sie als Teil unseres Seins und unserer Identität. Dabei sehen sie nicht, wie richtungsweisend diese sein kann.

Stubaier Freitagsmusig, Achtung Volksmusik

Weil es mir so gut gefallen hat, das Bild, hier die drei von der Seegrube mit Blick auf Innsbruck. Foto: Thomas Erichsen.

 

Tipps:

  • Die Stubaier Freitagsmusig ist vielerorts um Innsbruck zu hören. Werft doch mal einen Blick auf ihre Homepage, dort findet ihr alle Termine, ein Konzert wird euch gefallen. Falls sie es bei einem Auftritt nicht spielen, fragt höfflich nach dem Star Wars Medley, Peter spielt es euch gerne.
  • Der 22. Alpenländische Volksmusikwettbewerb von 27.-30.10.2016 ist ein Muss für Volksmusikfreunde: Im Congress Innsbruck geht es um den heißbegehrten Herma Haselsteiner-Preis, auch in der Stadt wird musiziert, Flaschmobs werden inszeniert und die wertvolle Volkmusik wird von Alt zu Jung tradiert. Eintritt: schlanke 6,- Euro
  • Achtung Volksmusik! ist übrigens der Titel eines ihrer Alben.

 

Stubaier Freitagsmusig, Achtung Volksmusik

Das Wetter war nicht gnädig, es war nass und kalt. Die drei haben sich aber dennoch die Zeit mit mir genommen und haben geduldig geposed. Sie würden mich wohl fragen, ob mich der Blitz gestreift hat, wenn dieses Bild nicht gezeigt hätte. Foto: Vil Joda.

 

Für alle, die sehnsüchtig darauf gewartet haben, endlich das Star Wars Medley:

 

https://www.youtube.com/watch?v=t_GJacgkz9U

 

Gewinnspiel:

Zu gewinnen gibt es einmal zwei Freikarten für den 22. Alpenländischen Volksmusikwettbewerb von 27.-30.10.2016 in Innsbruck.

Gewinnfrage: Aus wie vielen Künstlern besteht die Stubaier Freitagsmusig?

a) 2
b) 3
c) Die richtige Antwort ist weder a noch b noch c, sondern etwas zum Naschen.

Die richtige Antwort bitte bis 25.10.2016, 12:00 Uhr, per Mail an: m.nadegger@innsbruck.info.

Teilnahmebedingungen:
Die Teilnehmer sind mit der Erfassung ihrer Daten einverstanden. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel stimmt der/die Einsender/in zu, dass seine/ihre Daten vom Tourismusverband Innsbruck & seine Feriendörfer zum Marketingzweck verwendet werden dürfen. Diese Zustimmung kann der/die Einsender/in jederzeit schriftlich mittels Abmeldung im Newsletter widerrufen. Jeder/jede Teilnehmer/in erklärt sich im Fall des Gewinns damit einverstanden, dass der vollständige Name und Wohnort auf den Websites www.innsbruck.info\/blog, www.innsbruck.info und der offiziellen Facebook-Fansite von Innsbruck Tourismus veröffentlicht werden. Der Gewinn wird unter allen Einsendungen bis inkl. 25.10.2016, 17:00 Uhr, verlost. Die Gewinner werden am 25.10.2016 verständigt. Die Teilnahme ist kostenlos. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinne können nicht in bar abgelöst werden.

 

 

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