Er ist spirituelles Zentrum der Diözese Innsbruck, ein Kulturdenkmal ersten Ranges, fehlt in keinem Reiseführer, wird besucht und bestaunt von rund 700.000 Menschen im Jahr: der Dom zu St. Jakob im Herzen der Innsbrucker Altstadt. Heuer feiert er sein 300-Jahre-Jubiläum. Und das will gewürdigt werden.
Einen Atemzug vom Goldenen Dachl entfernt öffnet sich die Pfarrgasse zum Domplatz, der Raum schafft, um die Fassade des Doms mit ihren Strukturen und Ornamenten zu betrachten, seine stattliche Höhe, die Kirchtürme, die weit über die Gebäude der Altstadt hinausweisen.
Von der Pfarrkirche zum Dom
Die Kirche ist eng mit der Geschichte der Stadt Innsbruck verknüpft. Als 1180 ein neuer Markt am rechten Innufer etabliert und damit Innsbruck gegründet wurde, entstand auch eine neue Kirche. Die erste urkundliche Erwähnung der Jakobskirche findet sich im Jahr 1270. Ursprünglich Filialkirche des Stiftes Wilten und Pfarrkirche der Stadt, wurde sie mit der Gründung der Diözese Innsbruck 1964 zum Dom. 2024 feiert die Landeshauptstadt also ein weiteres Jubiläum: Seit 60 Jahren ist Innsbruck nun Bischofssitz.
Ein barocker Prachtbau
Seine heutige Form erhielt das Gotteshaus zwischen 1717 und 1724. Nach dem Tod des Architekten Johann Jakob Herkomer nahm der Planer Johann Georg Fischer wesentliche Änderungen vor und vollendete das barocke Bauwerk. Die Weihe fand am 9. September 1724 statt.
Mag für einige der Dom außen zwar imposant, in seiner Aufmachung aber relativ schlicht wirken, kommt man im Innern aus dem Staunen und Schauen nicht mehr heraus. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wo anfangen mit dem Beschreiben. Immerhin ist anlässlich des 300-Jahre-Jubiläums eine umfangreiche Publikation erschienen, die sich den zahlreichen Facetten und Details des Gebäudes und der Geschichte des Doms widmet.
Buch zum Jubiläum
328 Seiten umfasst „Der Innsbrucker Dom zu St. Jakob. Bekanntes und Unbekanntes aus seiner Geschichte“, erschienen im Tyrolia Verlag (siehe Buchtipp).
Beim Blättern darin wird die Qual der Wahl noch offensichtlicher: Da wären die wunderbaren Deckenfresken von Cosmas Damian Asam und seinem Bruder oder die Silberbüste des hl. Jakobus des Älteren oder die große Mariahilf-Glocke, die zweitgrößte historische Kirchenglocke Tirols, um nur einige Schätze des Innsbrucker Doms zu nennen.
Nicht zu vergessen: das berühmte Gnadenbild Mariahilf von Lucas Cranach im Hochaltar. Über sie erzählt mein Bloggerkollege Werner Kräutler hier eine interessante Geschichte. Und nicht zuletzt das Grabmal Maximilians III., Tiroler Landesfürst von 1612 bis 1618, und, und, und … Man muss einfach über die Marmorböden des Doms streifen, in einer der Bänke Platz nehmen, die Pracht und die Würde auf sich wirken lassen.
In neuem Glanz
Zumal anlässlich des 300-Jahre-Jubiläums auch noch umfassende Renovierungs- und Restaurierungsmaßnahmen vorgenommen wurden. Im Zuge von Grabungsarbeiten am Vorplatz traten Funde zutage, die nicht nur die Herzen der Archäologinnen und Archäologen höherschlagen ließen. Unter anderem fanden sich im Boden vor den Pforten des Doms Holzreste und Skelette, was darauf hindeutet, dass sich hier ein Friedhof befand.
Zudem wurde eine Kapelle aus dem 15. Jahrhundert freigelegt, die bisher nur aus historischen Quellen bekannt war. Mittlerweile ist die Grabungsstelle wieder aufgeschüttet und der Eingang um einen schlichten, aber eleganten barrierefreien Zugang ergänzt.
In der Unterkirche
Mein Lieblingsort im Dom St. Jakob ist die Unterkirche, die über eine Treppe neben den Bänken zu erreichen ist. Die Initiative für diesen sakralen Raum ging vom damaligen Bischof Reinhold Stecher aus, der Gläubigen und Kontemplation Suchenden einen Ort des Rückzugs und der Stille abseits der Touristenströme bieten wollte. Zudem sollte die Unterkirche für kleinere liturgische Feiern wie Taufen dienen.
Gebaut wurde sie im Zuge einer großen Renovierungs- und Umbauphase Anfang der 1990er Jahre. Seit der Wiedereröffnung des Doms 1993 ist dieser sakrale Raum jenen Menschen vorbehalten, die Einkehr und Stille suchen. Der ovale Raum strahlt für mich eine unglaubliche Friedlichkeit aus: Harmonierende Materialien wie afrikanischer Granit, Chromstahl und Gold geben ihm klare Strukturen. So konzentriert die schlichte, aber hochwertige Ausstattung den Blick aufs Wesentliche und lässt einen zur Ruhe kommen. Von hier gelangt man zudem in die Bischofsgruft, über die sich auch einiges erzählen ließe.
Facettenreicher Ort
Am besten jedoch ist es, den Dom zu St. Jakob zu besuchen und diesen bedeutenden sakralen, kunst- und kulturhistorischen Raum auf sich wirken zu lassen – dessen heutige Gestalt vor 300 Jahren geprägt wurde. Zur Vertiefung empfehle ich den umfangreichen Band, den die Dompropstei anlässlich des Jubiläums in Auftrag gegeben hat (siehe Buchtipp). Zahlreiche Fachleute beleuchten in kurzweiligen wie gehaltvollen Texten spannende Aspekte des Doms, seine Bedeutung für die Stadt Innsbruck und natürlich die Kirchengemeinde sowie seine große Geschichte.
Buchtipp: „Der Innsbrucker Dom zu St. Jakob. Bekanntes und Unbekanntes aus seiner Geschichte“, hrsg. von Matthias Egger, Florian Huber und Lukas Morscher, Tyrolia Verlag 2024
Fotos, wenn nicht anders angegeben: © Susanne Gurschler
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Innsbruck ist ihre Herzensstadt, der Blick auf die Nordkette ihr Seelenschmeichler. Journalistin, Sachbuchautorin, Bücherwurm, Hobbyfotografin, Hundebesitzerin, BergGeherin #ghostsofinnsbruck
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