So erfahren wir im Stadtturm auch vom Leben und Arbeiten der Türmer, die im Sommer 18, im Winter 16 Stunden Dienst verrichten mussten. War Gefahr im Verzug, wurde die Sturmglocke geläutet, und im Brandfall eine Laterne in das Fenster in Brandrichtung gestellt. Historische Aufzeichnungen der Innsbrucker Stadtarchive beklagen jedoch die lockere Arbeitsmoral und wohl auch anhaltende Trunkenheit unter den Turmwächtern. Als ich schließlich mit meinem neuen Buch die steile Stadtturmstiege runterstolpere, muss ich unwillkürlich an die sturzbetrunkenen Turmwächter denken, die hier einst womöglich regelmäßig runtergekugelt kamen. Auf diesen Stufen werde ich nun wahrscheinlich immer wissend schmunzeln müssen – wieder eine Geschichte mehr. Vor dem Stadtturm spielt die Stadtmusik Saggen gerade ein spontanes Blaskonzert, Innsbruck weiß unterwegs wirklich zu belohnen. Auf meinem Heimweg nach St. Nikolaus begegne ich auf Innsbrucks ältester Brücke wie immer auch dem Wach-Kreuz. Diesmal aber bleibe ich stehen, schlage die Innsbrucker Stadtspaziergänge auf und lasse mir erzählen.
Fotos, sofern nicht anders angegeben: © Christian Weittenhiller