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Es sind nicht nur Fans des Uralt-Adels, denen die alten Innsbrucker Ansitze wie das Palais Trapp ins Auge stechen. Auch ganz normale Liebhaber der Stadt fühlen sich zu den edlen, adeligen Palästen hingezogen.

Meist schon vor hunderten von Jahren errichtet, verbreiten prunkvolle Stadthäuser in Innsbruck heute noch das edle Flair der verblichenen Monarchie. Von einem der prunkvollsten Palais will ich hier berichten. Es ist wahrhaft ein Stadtschloss, so, wie man es in Innsbruck kaum erwarten würde. Und im Dezember 1769 konzertierte hier das Genie Wolfgang Amadeus Mozart im Rahmen eines denkwürdigen Konzertes.

Das Palais Trapp und der beeindruckende Innenhof

Die Fassade sagt viel, die Toreinfahrt sagt alles aus: die Einen versetzt das Palais Trapp in der Maria Theresienstraße vis a vis des Landhauses schon beim Eingang in eine Art gehobene Stimmung. Andere wiederum üben sich in Demut vor so viel Noblesse und vor allem vor dem Innenhof mit dem angeschlossenen Barockgarten. Eine Noblesse, die sich in exklusiven Geschäftslokalen ausdrückt. Wie etwa der renommierten Galerie Maier und dem vielfach ausgezeichneten Kaffeehaus ‚Im Hof’,  die sich im Innenhof des Palais befinden.

Der heute überaus stattliche Ansitz bestand ursprünglich aus zwei Häusern. Eines davon war bis 1601 eine „Bäckerbehausung und Badstube“, brannte aber 1620 ab. Nach dem Wiederaufbau wurde es offenbar als Schenke mit dem klingenden Namen „An den Sonnen“ genutzt, bevor das Areal von einem Graf Wolkenstein-Rodenegg erworben wurde. Ein zweites Haus gehörte dem Privatdiener der Philippine Welser, das ebenfalls 1620 ein Raub der Flammen wurde. Wenig später erstellte ein Wolkenstein den Neubau und erhielt die Berechtigung, sein Haus mit dem Namen ‚Wolkenburg‘ zu zieren. Er selbst nannte sich daraufhin „von und zu Wolkenburg“.

Sein heutiges Aussehen ist dem berühmten Innsbrucker Baumeister Johann Martin Gumpp d. Ä. zu verdanken, der dem Palais vermutlich zwischen 1700 und 1710 das heutige Aussehen verlieh. 1768 ging das Gebäude-Ensemble schließlich in den Besitz von Philipp Graf Künigl über und gelangte schließlich 1804 in die Hände der heutigen Besitzerfamilie, der Grafen von Trapp, einer Familie aus waschechtem Südtiroler Uralt-Adel. Und ist bis auf den heutigen Tag in deren Besitz geblieben.

Die Chuburg ist neben dem Palais Trapp im Besitz der Familie Trapp.

Die Churburg bei Schluderns

Die Churburg ist das Stammhaus der Trapps

Wie kamen Südtiroler Adelige überhaupt dazu, in Innsbruck teure Palais zu kaufen und zu erhalten? fragen sich sicher viele in Nordtirol. Ganz einfach: Innsbruck war die Hauptstadt Tirols. Hier fielen die wichtigen politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen. Grund genug für viele Familien des Südtiroler Adels, in Innsbruck ein standesgemäßes Palästchen zu halten. Zudem: in Sütirol lebten sie meist weitab vom Schuss. Da war ein Stadtpalais halt schon wesentlich geeigneter die edlen Roben, prachtvollen Kutschen und glitzernden Klunker zu präsentieren. So bewohnen die Trapps heute noch die Churburg bei Schluderns im Südtiroler Vinschgau. Dieses eigentliche Stammhaus erbte die ursprünglich aus der Steiermark stammende Familie, die 1655 in den österreichischen Gafenstand erhoben wurde. Seither führt man auch das Prädikat ‚von Matsch‘. Man ist übrigens nicht verwandt mit der ‚singenden Trapp-Familie‘ aus dem berühmten Film „The Sound of Music“, deren Adel kaum 150 Jahre zurückreicht.

So dürfte das heutige Palais Trapp (rechts)  zu jener Zeit ausgesehen haben, als Wolfgang Amadeus Mozart dort ein Konzert gegeben hatte.

Mozart gab hier sein einziges Konzert in Innsbruck und Tirol

Den kulturellen ‚Ritterschlag’ erhielt das Haus indes am 17. Dezember 1769. Das heutige Palais Trapp stand damals im Besitz des Grafen Künigl. Es wurde zum Ort eines denkwürdigen Konzertes, das der 13-jährige Wolfgang Amadé Mozart im Zuge eines Privatkonzertes gab, einer ‚musikalischen Akademie‘. Der geniale Kompositeur machte auf seiner ersten Reise nach Italien mit seinem Vater soeben Station im Innsbrucker ‚Weißen Kreuz‘. Leopold Mozart war erpicht darauf, seinen Sohn den Innsbrucker Adeligen zu präsentieren. So wurde in aller Eile ein Auftritt vorbereitet, in dessen Rahmen Mozart wohl eines seiner Klavierkonzerte gab. Es ist nicht bekannt, welches Konzert er – begleitet von der Dienerschaft des Adels, von Musik-Dilettanten und vermutlich einigen hinzugezogenen Berufsmusikern – gab. Ich nehme an, er präsentierte dabei sein jüngstes Werk, nämlich das 1767 entstandene, wundervolle 4. Klavierkonzert, das für die begleitenden Musiker relativ einfach umzusetzen war. 

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Es sollte sein einziger Konzertauftritt in Innsbruck und Tirol bleiben. Damals war es noch nicht üblich, Aufführungen in öffentlichen Konzertsälen zu geben. Sein Vater war vom Empfang durch den Innsbrucker Adel und dem Konzert enthusiasmiert: „ Der Wolfgang hat ein sehr schönes Concert, das er allda prima Vista gespielt, bekommen. Wir sind, wie gewöhnlich, mit allen Ehren empfangen […] worden.

„…seinem Ruhm neuen Glanz beygelegt…“

Die ‚Innsbrucker Montägige Ordinari Zeitung’ stimmt am Montag, 18. Dezember 1769 in den Jubel über das Konzert ein. „Gestern wurde Mozart zu einem Concerte, welches der hohe Adel veranstaltet hatte, eingeladen, in welchem er die schönsten Proben seiner ganz besonderen Geschicklichkeit ablegte. Dieser junge Tonkünstler, welcher dermalen 13 Jahr alt ist, hat also auch hier seinem Ruhm einen neuen Glanz beygeleget und durch seine ausserordentlichen Talente die Stimmen aller Musikverständigen zu seinem Lobe vereiniget. Morgen wird solcher seine Reise nach Italien fortsetzen.“

Heute noch verströmt das Palais Trapp ein Flair von leichtfüßigem Barock, verspielten Mozart’schen Kadenzen, Weltläufigkeit, Exzellenz und Aristokratie. Ein Gefühl, das man kurzfristig sogar persönlich genießen kann. Denn für zahlungskräftige Kunden wird im Gebäude an der Westseite des Palais eine Wohnung freigehalten.

Der Westflügel des Palais Trapp

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