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Kunst nicht nur betrachten, sondern bei einer Führung näher kennenlernen, darüber reden, sich austauschen und dabei ganz nebenbei Italienischkenntnisse vertiefen: So wird ein Museumsbesuch zum Erlebnis für die Sinne! Willkommen bei Ci vediamo al museo!, einer von vielen Terminreihen im Rahmen der Kulturvermittlung in den Tiroler Landesmuseen.

Programm für alle

In den Tiroler Landesmuseen mit den fünf Häusern Ferdinandeum, Tiroler Volkskunstmuseum, Hofkirche, Zeughaus und Tirol Panorama mit Kaiserjägermuseum wird ein buntes und vielfältiges Rahmenprogramm angeboten. Von Themenführungen über Kreativworkshops, Konzerte und Vorträge bis hin zum After Work gibt es viel Spannendes zu entdecken. Diese interessanten Programmformate fallen in den Bereich der Kulturvermittlung, und diese ist ein weites Feld.

Kultur vermitteln und erklären

Laura Manfredi ist seit mehreren Jahren Teil des Kulturvermittlungsteams der Tiroler Landesmuseen. Die Italienerin ist außerdem bildende Künstlerin, Sprachtrainerin, Bloggerin für Innsbruck Tourismus und vieles mehr. Ich treffe sie, um mehr über ihr Projekt „Ci vediamo al museo!“ zu erfahren. Aus dem Treffen wird ein angeregtes Gespräch über Kunst und die Vermittlung derselben, über Sprachen, Ausbildungen, Arbeitsaufgaben und so weiter und so fort.

Laura lädt seit 2020 einmal im Monat zur dialogischen Führung „Ci vediamo al museo!“ und richtet sich mit diesem Angebot an alle, die ihre Italienischkenntnisse (ab dem Niveau A2) vertiefen möchten. Viele Menschen in Tirol lernen Italienisch als Fremdsprache und suchen Gelegenheiten für italienische Konversation. Das Museumsangebot ist daher die ideale Ergänzung zu Sprachkursen. In einer Stunde führt Laura ihre Gruppe (limitiert auf maximal zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Anmeldung) durch eine der Sonderausstellungen oder durch einen Teil der Schausammlungen in einem der Häuser der Landesmuseen.

Interaktive Führung oder besser: ein Dialog

Dabei vermittelt sie neben dem jeweiligen Themenschwerpunkt auch neue Vokabeln, die sie auf eine Tafel aufschreibt. Laura hat Erfahrung als Sprachtrainerin in der Erwachsenenbildung und erklärt mir: „Es ist erwiesen, dass man sich neue Wörter besser merken kann, wenn man sie nicht nur hört, sondern auch sieht.“ Für jeden, der schon einmal versucht hat, eine Sprache zu lernen, leuchtet das ein. Ich bin beeindruckt, wie gewissenhaft und professionell Laura ihre Spezialführungen vorbereitet: Zur Vertiefung gibt es immer Zusatzmaterialien für die Gruppe, etwa Handouts mit Vokabeln und Redewendungen oder ein passendes Musikstück zum Anhören. Wichtig ist aber, dass Zeit und Raum für den Dialog bleibt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können und sollen sich auf Italienisch austauschen. Oft gibt es Fragen zur Sprache, wie zum Beispiel ein Wort verwendet wird, ob es ein Verb dazu gibt usw. Als Muttersprachlerin kann Laura hier bestens helfen und auch in sprachlichen Fragen vermitteln.

Erlebnis aus Kunst und Sprache

Das Format verbindet also das Ausstellungserlebnis mit einem Sprachlabor, das laut Laura eine perfekte Ergänzung für gängige Sprachkurse darstellt, weil es im Museum einfach um andere Themen geht als in den Lehrbüchern. Außerdem ist es meistens so, dass Menschen, die eine Sprache lernen, sich auch für Kultur interessieren. Entsprechend groß ist der Zulauf zu den Führungen: Die Veranstaltungen sind eigentlich immer ausgebucht, sogar wenn zwei Runden à zehn Personen je Termin angeboten werden. Einige „Stammkundinnen und Stammkunden“ gibt es übrigens auch, was meiner Meinung nach schon sehr für Lauras Kompetenz, Begeisterung und Charme spricht. Frühzeitige Anmeldung unter Tel. +43 512 59489-111 oder anmeldung@tiroler-landesmuseen.at wird also empfohlen.

Kulturvermittlung erleben

Die Termine für „Ci vediamo al museo!“ und das Programm der Tiroler Landesmuseen sind online einsehbar.

Lernen, lernen, lernen

Ganz ehrlich: Ich bin von diesem Angebot unglaublich beeindruckt, und es freut mich aufrichtig, dass es auch so gut angenommen wird. Je mehr ich dazu von Laura erfahre, umso intensiver denke ich mir: Ja, so macht das Erlernen von Sprache wirklich Spaß. Und der Mehrwert ist enorm!

Laura ist seit ungefähr zehn Jahren in Tirol, und ich frage sie, wie es für sie war, Deutsch zu lernen. Obwohl sie sehr gut Deutsch spricht, sagt sie: „Ich bin immer noch dabei, zu lernen. Jeden Tag.“ Sie lacht. „Es hört nicht auf.“
Sie spricht mir aus dem Herzen, denn so ist das mit Fremdsprachen. Und sogar in der Muttersprache lernt man immer wieder etwas Neues dazu, und es ist doch stets spannend, seinen Wortschatz und Horizont zu erweitern.

Kulturvermittlung und Kunst im Blut

Laura Manfredi absolvierte die Kunstakademie in Mailand und arbeitete in Italien als Künstlerin, Kulturvermittlerin und Journalistin. Bei den Tiroler Landesmuseen startete sie in einem Team aus Restauratorinnen und Restauratoren, um die Übersiedlung der Sammlungen ins neue Depot in Hall in Tirol vorzubereiten. Dabei beschäftigte sie sich vor allem mit Objekten aus dem Volkskunstmuseum und mit der historischen Sammlung des Zeughauses. Davon profitiert sie bis heute: „Der große Vorteil ist, dass ich diese Sammlungen und Objekte einfach sehr gut kenne“, erklärt sie.

In der Kulturvermittlung erstellt sie seit mehreren Jahren Konzepte für Ausstellungen und Rahmenprogramme. Die Vorbereitung beginnt oft schon bei der Entstehung einer Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Kuratorin oder dem Kurator. In der Durchführung ist Laura natürlich auch involviert, dabei ist das Feld der Kulturvermittlung wirklich sehr breit: Themen- und Spezialführungen, Kreativworkshops, Rahmenprogramme, spezielle Angebote für Kinder und Familien sowie museumspädagogische Formate für Schülerinnen, Schüler und Studierende zählen dazu. Darüber hinaus gilt es Saaltexte, Inhalte für die Museums-App oder für Audio-Guides vorzubereiten. Der bewusste und sensible Umgang mit Sprache ist dabei stets ein wichtiger Aspekt. Kulturvermittlung kann auch eine interaktive Station in einer Ausstellung sein, wie zum Beispiel eine Zeichenstation mit Anleitungen. Ich bin fasziniert von der Vielseitigkeit und dem Umfang der Vermittlungsarbeit.

Kunst als Bereicherung

Der Kontakt mit dem Publikum bereitet Laura die größte Freude an der Kulturvermittlung. „Kunst, egal in welcher Form, ist immer eine Bereicherung, finde ich“, so Laura. Oft sei die Kunst aber nicht „einfach so“ zu verstehen und zwar unabhängig davon, ob das Kunstwerk 300 Jahre alt ist oder ganz modern. Man brauche ein paar Informationen und Hilfestellungen dazu oder jemanden, der Fragen anstößt. Und genau das ist Aufgabe der Kulturvermittlung.

Das ist schon eine extrem spannende, wichtige und schöne Sache. Bei Laura schwingt ganz viel Herzblut dabei mit, das merkt man. Die Begeisterung, die bei Führungen oft weitergegeben wird, ist immer das, was mir persönlich auffällt, was mich „ansteckt“ und mitreißt. Für mich ist das unbezahlbar.

Künstlerischer Ballast

Laura macht auch selbst Kunst – mit ihrer fundierten Ausbildung und einer riesigen Portion Begeisterung. Sie arbeitet vor allem mit Drucktechniken und mit Papier. Ihre Werke waren bereits in Ausstellungen in Italien, Österreich, Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Lettland, Litauen, Polen, Portugal, der Schweiz, Serbien, Spanien, China, Japan, Korea und Amerika zu sehen.

Für diese künstlerische Arbeit besitzt Laura eine Druckerpresse. „Das ist mein Ballast, der mich am Boden hält“, sagt sie dazu. Und weiter: „Die Presse wiegt 300 Kilo. Das macht Umziehen echt schwierig, das müsste ich mir besonders gut überlegen.“ Dass Laura neben ihrem Vollzeitjob bei den Tiroler Landesmuseen und den zahlreichen Blogartikeln für ihre Radierungen, Drucke und Kunstprojekte noch Zeit findet, verdient meine volle Bewunderung und großen Respekt. In ihren italienischen Artikeln für diesen Blog, seit 2015 rund 100 an der Zahl (!), beschreibt Laura oft Ausstellungen und Kulturveranstaltungen oder gibt spannende Einblicke in den Museumsbetrieb.

Wir sehen uns im Museum!

Museen haben in den letzten Jahrzehnten ihr (oftmals) verstaubtes, ja sogar langweiliges Image abgelegt. Dazu haben neue Präsentationsformen, Konzepte und technische Möglichkeiten beigetragen. Nicht zuletzt wird aber der persönliche Kontakt mit kompetenten Kulturvermittlerinnen und Kulturvermittlern wie Laura immer wichtig, erfolgreich und unersetzbar sein. Danke dafür!

Ci vediamo al museo!“ heißt frei übersetzt übrigens „Wir sehen uns im Museum!“ – Ja, warum denn eigentlich nicht? Ganz sprachunabhängig sollten wir alle doch einfach öfter ins Museum gehen und neue Eindrücke sammeln. Ich nehme es mir für die Zukunft jedenfalls ganz fest vor …

Ich bedanke mich herzlich bei Laura für interessante Gespräche, viele Einblicke und für „Ci vediamo al museo!“ im April 2024 durch die Ausstellung „The Museum Game“ von Anna Scalfi Eghenter. Es war ein Erlebnis, auch wenn ich Italienisch leider weder spreche noch verstehe. Danke.

Links

Termine fürCi vediamo al museo!“ in den Tiroler Landesmuseen, Tel. +43 512 59489-111, anmeldung@tiroler-landesmuseen.at, www.tiroler-landesmuseen.at

Blogartikel von Laura Manfredi
Offizielle Homepage von Laura Manfredi
Artikel über „Ci vediamo al museo!“ in der Tiroler Tageszeitung vom 20.08.2023

Titelbild: © Tiroler Landesmuseen

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