Der Schnee schaut bereits von den Gipfeln herunter, die ersten Wintersportler schnallen schon wieder die Skier an. Die meisten Hütten und Almen sind schon geschlossen, die Wandersaison neigt sich ihrem Ende zu. Im Herbst spielt sich das Draußen sein eher in tieferen Lagen ab. Ein gemütlicher Spaziergang oder ein netter Ausflug – das sind die Aktivitäten, die uns jetzt auch anlässlich des österreichischen Nationalfeiertages am 26. Oktober aus dem Haus locken. Wer beides gemeinsam will, hat in und um Innsbruck unzählige Möglichkeiten. Eine davon ist eine Fahrt mit der Stubaitalbahn. Nicht nur Eisenbahnfans sind von der „Stubaier“ mit ihren Besonderheiten und ihrer bewegten Geschichte begeistert. Eine Fahrt mit der charmanten Stubaitalbahn entschleunigt, besticht mit landschaftlichen Reizen und bietet Panorama pur!
Die Stubaitalbahn verkehrt auf 18 idyllischen Kilometern von Innsbruck bis nach Fulpmes im Stubaital. Foto: IVB
Brennende Lärchen
Eine Stunde dauert die Reise auf der gut 18 Kilometer langen Strecke vom Innsbrucker Hauptbahnhof bis zur Endstation bei der Remise in Fulpmes im Stubaital. Eine Stunde voller Eindrücke, die man nicht vergessen wird.
Mit einer Geschwindigkeit von rund 40 km/h beträgt die Fahrtzeit bis zur Endstation eine Stunde. Ent- statt Beschleunigung! Foto: IVB
Anfangs noch durch dichter besiedeltes Gebiet geht es mit herrlichem Ausblick auf die Tiroler Landeshauptstadt mit der imposanten Nordkette im Hintergrund über Natters und Mutters in den Weiler Kreith, bevor die Strecke durch einen kleinen Tunnel und über eine historische Brücke in weitläufige Lärchenwälder führt. Die so genannten Telfer Wiesen auf der Sonnenseite des vorderen Stubaitals sind sommers wie winters und speziell dazwischen ein Genuss. Vor allem in der buntesten Jahreszeit erfreuen sie unsere Sinne mit leuchtenden Gelb-, Orange- und Rottönen. Der „goldene Herbst“ macht seinem Namen hier wahrlich alle Ehre!
Gelb, orange, rot – in den Telfer Wiesen macht der goldene Herbst seinem Namen alle Ehre! Foto: IVB
Die Telfer Wiesen zählen zu den schönsten Gegenden Tirols für kleine oder größere Wanderungen. Wer Lust hat, kann einfach bei der gleichnamigen Haltestelle oder bei der Haltestelle Luimes oder Telfes aus der Stubaitalbahn aus- und später (woanders) wieder einsteigen.
Die Telfer Wiesen sind eine der schönsten Gegenden für herbstliche Spaziergänge. Foto: Tamara Kainz
Anstelle der reizenden Bahnhofsgebäude, die sich sonst entlang der Strecke als Fotomotiv anbieten, trifft man bei den Haltestellen im Grünen nur auf ein paar Kühe und Schafe. Wenn überhaupt. Foto: Tamara Kainz
Das Naherholungsgebiet erster Güte lädt zu kleineren oder auch größeren Wanderungen ein. Foto: Tamara Kainz
… oder zum Verweilen an einem der Naturschauplätze. Foto: Tamara Kainz
Wenn die Zeit reicht, lässt sich der Ausflug perfekt mit einem Abstecher zum mitten im Grünen gelegenen Alpengasthaus Stockerhof (+43/664/5328806) – unter anderem für seine leckeren Kuchen bekannt – oder zum Greifvogelpark von Mathias Premm verbinden, wo während der Sommermonate täglich Flugvorführungen stattfinden. Achtung: Bis zum Frühjahr bleibt die Pflegestation geschlossen!
Kombinationstipp Nummer 1: Ein Abstecher zum Alpengasthaus Stockerhof. Foto: Tamara Kainz
Kombitipp 2: Ein Besuch bei Mathias Premm in seinem Greifvogelpark in Telfes. Achtung: Während der Wintermonate geschlossen! Foto: Tamara Kainz
Highlight bei Touristen
Ich fahre weiter Richtung Fulpmes. Bei Traumwetter. Die Bahn ist heute nicht sehr stark frequentiert. Nur zwei Touristen, Thomas und Roland, teilen sich das Abteil mit mir. Wie ich genießen sie die Ausblicke auf die wunderbare Natur inmitten beeindruckender Bergwelt und die schneebedeckten Dreitausender vom Stubaier Gletscher, die in der Sonne glitzern. Was für ein Panorama!
Thomas und Roland aus Deutschland fanden die Fahrt auch „sehr schön“: „Gut, dass wir das gemacht haben!“ Foto: Tamara Kainz
Und immer wieder reicht der Blick kilometerweit – zum Patscherkofel, dem südseitigen Hausberg der Innsbrucker, zur Serles, zum Habicht – bis hinein zum Stubaier Gletscher … Foto: Tamara Kainz
Ruhig ist es. Das leise, aber regelmäßige tak-tak lädt dazu ein, sich unbemerkt im Takt zu wiegen und seinen Gedanken nach zu schweifen. Die 2008 neu eingeführten Niederflurwagen entsprechen dem modernsten Stand der Technik, erreichen aber trotzdem nur die moderate Geschwindigkeit von 40 km/h. Da geht es auf der Brennerautobahn, die von weitem zu sehen ist, schon hektischer zu. Ein angenehmes Gefühl, weit davon entfernt zu sein!
Das „Pfeifsignal“ wird nicht nur zu Warnzwecken vor Bahnübergängen verwendet, sondern zwischendurch auch mal um einen Bekannten zu grüßen. Aber bitte nicht verraten! Foto: Tamara Kainz
Einmal kurz hupen für die Autofahrer die am Bahnübergang warten hier, ein freundlicher Gruß durch den Lautsprecher an einen Passanten da – die Stubaitalbahn ist mehr als ein Verkehrsmittel. Sie ist eine Institution. Genauso wie viele ihrer Chaffeure. Robert Schennach aus Mutters zum Beispiel lenkt die Garnituren seit 16 Jahren: „Es war mein Wunsch hierher versetzt zu werden. Ich bin schon als Schulbub immer mit der Stubaitalbahn gefahren. Sie fasziniert mich bis heute.“
Robert Schennach ist Fahrer mit Leib und Seele. Die Strecke hat ihn schon als Bub fasziniert. Foto: Tamara Kainz
Wie er nutzen immer noch viele Schüler und Berufspendler die Bahn täglich. Aufgrund der aussichtsreichen Streckenführung gilt sie jedoch auch als Highlight bei den Touristen, die nach Tirol kommen. Fotomotive gibt es reichlich!
Die „Stubsi“ in der Remise in Fulpmes. Insgesamt säumen fünf historische Bahnhofsgebäude den Weg. Foto: Tamara Kainz
Seit 1904
Die Stubaitalbahn besteht seit 1904 und verbindet Innsbruck mit dem Stubaital. Dem Bau gingen lange Diskussionen voraus, wie das eben immer so ist, wenn Großes entstehen soll und viele Entscheidungsträger involviert sind. Ursprünglich als Wechselstrombahn betrieben, wurde mit der Modernisierung im Jahr 1983 auf Gleichstrom umgestellt. 2008 erhielt die Stubaitalbahn die aktuell eingesetzten Niederflurbahnen und damit einen modernen, behindertengerechten Fuhrpark mit modernster Antriebstechnik. Leider wurden die vormals wöchentlichen Ausfahrten der Nostalgiebahn vor einigen Jahren eingestellt. Wer aber das nötige Kleingeld besitzt, kann sie über die Innsbrucker Verkehrsbetriebe noch immer für Hochzeiten, Geburtstage oder andere Feierlichkeiten anmieten.
Offiziell eine Nebenbahn mit eingleisiger Streckenführung und Zugleitsystem, die im Stadtgebiet aber als Straßenbahn geführt wird – trotzdem sind nicht nur Eisenbahninteressierte begeistert. Foto: IVB
Die Stubaitalbahn wird zwar mit straßenbahnähnlichen Fahrzeugen betrieben, nach dem Eisenbahngesetz ist sie jedoch eine Nebenbahn und muss deshalb auch über ein Zugleitsystem verfügen. Die Trasse ist eingleisig – nur in den historischen, teilweise denkmalgeschützten Bahnhöfen ermöglichen zwei nebeneinander liegende Schienenpaare ein Kreuzen von zwei Bahnen. Eine weitere Besonderheit stellt die Streckenführung zwischen dem Stubaitalbahnhof in Innsbruck-Wilten und der Innenstadt bis zum Hauptbahnhof dar. In diesem Bereich fährt die Stubaitalbahn nämlich als Straßenbahn.
Es gäbe noch viel zu berichten, aber noch besser ist wohl, du nimmst dir Zeit, all das selbst zu erFAHREN!
Infos:
Tickets gibt es an den Automaten in den fünf Bahnhöfen entlang der Strecke: Stubaitalbahnhof, Mutters, Kreith, Telfes und Fulpmes oder direkt beim Fahrer. Bis Kreith verkehrt die Stubaitalbahn untertags im Halbstunden-, bis Fulpmes im Stundentakt. Den genauen Fahrplan finden Sie hier.