Rennradfahren in Innsbruck
Moritz Busch
01. Oktober 2014
Originalsprache des Artikels: Deutsch

Ob Feierabendtour am Inn oder sportliche Ganztagestour durch den Alpenpark Karwendel: Innsbruck verspricht für das Rennrad das ganze Spektrum an Routen und Schwierigkeitsgraden. Ich habe den Selbsttest gemacht und geschaut, was für Freizeitsportler machbar ist!

Wie ich kennt ihr sicher dieses Kribbeln beim Blick aus dem Fenster auf gutes Wetter: Diese Lust, das Rennrad aus dem Keller zu holen und einfach loszufahren. Abschalten. Frische Naturluft, die Stadt hinter dir wird kleiner und kleiner, idyllische Aussichten links und rechts. Was ich mich gefragt habe: Wie viel dieser Freiheit bekomme ich in Innsbruck mit profillosen Reifen am Rennrad?

Rennrad in Innsbruck: Passt das?

Nun, ich selbst bin frisch aus dem Flachland nach Innsbruck gezogen, klassischer Alpenneuling. Berglandschaften wie NordkettePatscherkofel und Co. waren in meinen Gedanken lange unbezwingbare Hindernisse. Konditionell herausfordernd bis unbezwingbar, dazu dichter Wald, steile Felsen und maximal Wege für Mountainbiker oder Downhiller. Ich sah mich schon nur im Stadtgebiet fahren… Soweit meine Vorurteile. Doch als ich aus dem Umzugswagen das erste Mal ins Inntal blickte, wurde mir klar: Da geht was. Und ich sollte Recht behalten: Die Liste der möglichen Rennradtouren rund um Innsbruck ist lang. Sehr lang. Eins vorweg: Bevor ihr losfahrt, macht euch kurz mit den österreichischen Rechtsvorschriften für Radfahrer vertraut und checkt kurz hier, ob euer Bike den Bestimmungen entspricht. Insidertipp: Ladet eure Stecklichter auf! Da ist die Gesetzesmacht rigoros, ich spreche aus Erfahrung. Ich teile mit euch meine ersten Eindrücke und wage für euch einen Blick auf Touren, vor denen ich derzeit noch mit Ehrfurcht erstarre. Aus mir Flachlandtiroler wird eben nicht von heute auf morgen ein Bergsteiger…

Szenerie am Inntal-Radweg nach Buch in Tirol

Auch in stadtferneren Gebieten sind selbst kleine Straßen rennradtauglich: Wie hier kurz vor Buch in Tirol.

 

Kurztouren bis 40km

Fahren im Stadtgebiet ist problemlos. Der übliche, abrupt im Nirgendwo endende Radweg findet sich in jeder Stadt, dafür bietet Innsbruck am Marktplatz und dem Einkaufszentrum Sillpark Rad-Servicestationen zum Luftdruck prüfen und anpassen – praktisch! Für die Feierabend-Ausfahrt ist der auf Tiroler Gebiet 150km lange Inntal-Radweg mein Ausgangspunkt. Der Radweg ist vom Fußgängerweg abgetrennt, Anstiege gibt es ebenso wenig wie Straßenbahnschienen, Ampeln oder Bordsteinkanten – der Weg lädt ein, es einfach laufen zu lassen. Nur Wurzelwellen und herbstliche Kastanien sind weniger erfreulich.

Inntal-Radweg Beschilderung nach Innsbruck

Viele der Radwege sind ausführlich beschildert – Verfahren beinahe ausgeschlossen!

Der ebene Weg nah am Fluss – und leider teils auch nah an der Inntal-Autobahn – bietet hügelige Abzweigungen zu den umliegenden Gemeinden. So bieten sich in nahem Umfeld viele Optionen für kurze Touren durch kleine Dörfer abseits vom Stadttrubel. Mein letzter Kurztrip ab Innsbruck führte mich über Völs mit seiner ikonischen Alten Pfarrkirche St. Blasius nach Axams und über Natters zurück (30km, 350hm). Es braucht keine weite Fahrt, um die Uhren ländlich ticken zu lassen…

Tagestouren bis 100km

Wer einen ganzen Tag Zeit hat, kann die italienische Grenze unter anderem über die alte Brenner Bundesstraße 182 ebenso erreichen wie die Tiroler Schönheiten Achensee und Sonnenplateau Mieming. Es gilt die Faustregel: Je weiter ihr euch vom Fluss entfernt, desto mehr Höhenmeter sammelt ihr ein. Samstag, Sonne, Startschuss – für mich ging es auf zum Achensee. Zuerst via Inntal-Radweg über Hall mitten durch die schöne Altstadt von Schwaz. Danach gibt es südlich vom Inn die ersten Höhenmeter bis zur Abzweigung nach Jenbach. Dort beginnt nach etwa 40 gefahrenen KM ab Wiesing der Anstieg – knappe 500hm auf etwa 6km verteilt. Für mich schon knackig, daher hab ich einmal am Straßenrand pausiert und den Moment eingefangen.

Pausenplatz mit Aussicht in der Steigung zum Achensee

Mein Pausenplatz mit Aussicht

Kleiner Tipp: Es gibt einen Radweg ab dem Gasthof Dorfwirt in Wiesing hoch zum Achensee (Rote Schilder, Nr. 29) – dieser verläuft nach etwa 1,5km Anstieg ab dem Café Rofan über Schotter. Ab dort führt euch die Achenseestraße (L181) über das Panoramarestaurant Kanzelkehre mit Blick ins Alpbachtal bis nach oben! Oben angekommen erwarten euch die Dörfer Eben und Maurach, bis ihr die Füße ins kalte Wasser des Achensees eintauchen könnt. Wer im Spätsommer fährt, kann mit etwas Glück die geschmückten Kühe beim Almabtrieb erleben – so wie ich!

Das Warnschild für den Almabtrieb in Wiesing

Für mich ungewohnt, hier in Wiesing ganz normal: Warnung vor tierischem Straßenverkehr!

Für den Almabtrieb geschmückte Kühe nahe des Achensees

Uralte Tradition, für mich trotzdem ganz neu: Geschmückte Kühe nach dem Almabtrieb!

Für die Abfahrt lockt die Landesstraße, da der Straßenbelag hohe Geschwindigkeiten problemlos zulässt! Zurück nach Innsbruck geht es bis Schwaz auf neuer Strecke nördlich des Inns, bevor die Strecke Schwaz-Innsbruck sich dann doppelt. Alles in allem eine sehr coole Tour (95km, 800hm), und für mich das Ende der Fahnenstange körperlicher Machbarkeit! Aber ich bin ja auch Flachland-Freizeitfahrer… Für euch Profis gibt es da noch andere Highlights: Etwa die Karwendeltour!

Ganztagestouren über 100km

Nennt es die Endprüfung, eine verkappte Tour de France Etappe oder die wohl spektakulärste Rennradroute, die Innsbruck zu bieten hat: Die Karwendeltour für Rennradler. 178km, 1600hm, zwei Länder und das Ganze rund um und im Alpenpark Karwendel. Ich würde euch gern persönliche Eindrücke mit auf den Weg geben, aber diese Tour geben meine Oberschenkel noch nicht her. Definitiv ein Ziel, am Ende meines Alpenaufenthaltes diese Tour fahren zu können, denn die Erfahrungsberichte vom Jedermannrennen Achensee-Radmarathon lesen sich verdammt gut!

Also: Keine Angst vor den Bergen und rein in den Sattel!
Ich dusch jetzt meine Beine eiskalt ab und dann ab auf’s Sofa, ausruhen.
Euch viel Spaß beim Fahren!

Bilder: © Moritz Busch

PS: Wer es lieber abseits der asphaltierten Strecken mag, mein Kollege Vil hat da die Tipps!

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