Margret KoellIMG_0823

Zum 52. Mal finden heuer die Ambraser Schlosskonzerte statt, zum 49. Mal die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik – kein Festival ist mit der Stadt Innsbruck derart eng verwoben wie dieses. Vom 14. Juli bis zum 28. August 2015 wird einmal mehr musikalisch Einzigartiges geboten, werden kostbare Schätze gehoben.

Countertenor David Hansen singt in "Il Germanico". Foto: Tonje Thilesen

Countertenor David Hansen singt in „Il Germanico“. Foto: Tonje Thilesen

Gleich vorweg: Das gesamte Programm der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik hier unterzubringen, wäre – frei nach Loriot – möglich, aber sinnlos. Ein paar Glanzstücke herauszuheben, ist allerdings auch keine leichte Übung: Bei diesem Festival handelt es sich nämlich um einen Hochkaräter. Da funkelt sozusagen alles – von den Konzerten über die Opernaufführungen bis zum Rahmenprogramm. Hilft nur eines: Beherzt die Finger gespitzt und einige Edelsteine heraus gezupft aus dem klangvollen Potpourri!

Mezzosopranistin Patricia Bardon singt in "Il Germanico". Foto: Chris Dunlop

Mezzosopranistin Patricia Bardon singt in „Il Germanico“. Foto: Chris Dunlop

Geschichte

Ohne mich besonders aus dem Fenster zu lehnen: Kein Festival ist so eng mit der Innsbrucker Geschichte verwoben wie die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Immerhin war Innsbruck in der Renaissance und im Barock eines der bedeutendsten Musikzentren Europas. Begnadete Komponisten wie Paul Hofhaimer oder Pietro Antonio Cesti wirkten hier als Hofmusiker.

Eine ruhmvolle Vergangenheit, die der Innsbrucker Musiker Otto Ulf der Vergessenheit entriss. 1963 gründete er die Ambraser Schlosskonzerte, unterstützt von Lilly von Sauter, der damaligen Leiterin des Kunsthistorischen Museums Schloss Ambras. 1976 kamen die Festwochen dazu.

Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik sind das älteste Festival dieser Art. Sie heben nicht nur großartige Opernwerke aus vergangener Zeit ins Licht, sie sind auch der historischen Aufführungspraxis verpflichtet. Kurzum: ein Juwel.
Seit 2010 liegt die Programmierung des Festivals in den Händen von Alessandro de Marchi.

Mit dabei auch: Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble. Foto: Florence Grandidier

Mit dabei auch: Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble. Foto: Florence Grandidier

Ambraser Schlosskonzerte

Wie Perlen reihen sich die Konzerte des Ambraser Schlosskonzerte aneinander. Traditionell finden sie im prächtigen Spanischen Saal von Schloss Ambras – traditionell legen sie eine erstklassige Klangspur zu den eigentlichen Festwochen.

Ein besonderes Kleinod heuer: „Die Harfe der Kardinäle“ am 23. Juli. Die Harfe, so heißt es, sei ein ganz besonderes Instrument. Es heißt, sie singe, sie komme der menschlichen Stimme sehr nahe. Ob dem so ist, das zeigen Roberta Invernizzi (Sopran), Rebeka Rusó (Viola da Gamba) und Margret Köll (Viola Doppia) anhand von Werken unter anderem von Girolamo Frescobaldi, Luigi Rossi und Diego Ortiz. Köll hat ihre Ausbildung übrigens in Innsbruck genossen, und zwar am Konservatorium und am Mozarteum.

Harfenistin Margret Köll spielt bei den Ambraser Schlosskomzerten. Foto: Armin Linke

Harfenistin Margret Köll spielt bei den Ambraser Schlosskomzerten. Foto: Armin Linke

Oper

Was wären die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik ohne Oper(n)? Sie sind das Herzstück, der Diamant, der das Festival weit über die Landesgrenzen hinaus strahlen lässt. Großartige Schätze der Alten Musik werden der Vergessenheit entrissen und zum Leuchten gebracht.

Ich gebe zu: Da ist Sitzfleisch gefordert. Drei, vier Stunden und mehr kann eine Aufführung dauern. Aber was soll ich sagen: Wer ein echter Fan ist, hat das Sitzfleisch. Und wer einer werden will, der kriegt es.

Unbedingtes Muss heuer natürlich „Il Germanico“ von Nicola Antonio Porpora (Premiere am 12. August). Nach 300 Jahren ist die Oper erstmals wieder zu sehen. Nach 300 Jahren! So etwas darf man sich nicht entgehen lassen. Immerhin galt Porpora zu seiner Zeit als würdiger Konkurrent von Georg Friedrich Händel. Er war ein Star. Die Leute rissen sich um Karten für seine Aufführungen. Höchste Zeit also, dass Porpora eine Wiederentdeckung erfährt.

Modell des Bühnenbilds der Oper "Il Germanico". Foto: Thorsten Konrad

Modell des Bühnenbilds der Oper „Il Germanico“. Foto: Thorsten Konrad

Novität

Was ich an den Festwochen aber besonders mag: Es gibt seit einigen Jahren auch wunderbare Programmpunkte bei freiem Eintritt. Heuer erstmals auf dem Veranstaltungskalender das „Concerto Mobile“. Will heißen: Die Festwochen sind in Innsbruck unterwegs. Und zwar am 10. und 11. August.

Bei einer „Fiesta Española“ gibt’s Spanien-Feeling pur – mit Kastagnetten und Liebesliedern auf den Spuren von Cervantes sozusagen. „Concerto Mobile“ macht am 10. August Station auf dem Marktplatz, vor dem Goldenen Dachl und im Waltherpark, am 11. August bei der Annasäule, auf dem Vorplatz des DEZ und auf dem DDr.-Karl-Lugger-Platz im Olympischen Dorf.
Ein Klangteppich umhüllt die ganze Stadt. Ist das nicht wunderbar?

Obwohl: die ganze Stadt? – Nein.
Als eingefleischte Pradlerin vermisse ich natürlich einen Zwischenstopp des „Concerto Mobile“ im wunderbaren Rapoldi-Park im Stadtteil Pradl.
Nächstes Jahr dann, liebe Veranstalter. – Jä ☺

Das komplette Programm unter: www.altemusik.at

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik
Herzog-Friedrich-Straße 21/1
A-6020 Innsbruck
Tel: +43 512 571032
E-Mail: festwochen@altemusik.at

Tickethotline: +43 1 88088
Vorverkauf: Innsbruck Information, Burggraben 3, Innsbruck, Tel: +43 512 561561

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