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Kaum zu glauben: Tirols allererster Bio-Bauernhof steht in der Hauptstadt der Alpen. Der Bio-Hof Appler-Wach ist seit 44 Jahren aber nicht nur ein Pionier des Bio-Landbaus in Tirol. Seit genau 40 Jahren ist die Familie Appler auch Vorkämpferin eines Begriffes, der heute in aller Munde ist: Regionalität. So lange schon versorgt sie mit ihrem Verkaufsstand in der Innsbrucker Markthalle die Landeshauptstadt und die umliegenden Gemeinden mit Bio-Produkten.

Meine Einkäufe verrichte ich seit eh und je in der Markthalle. Weshalb? Weil es dort viel Genuss auf kleinstem Raum gibt, wie auch mein Blogger-Freund Vil Joda bestätigt. Ein Verkaufsstand ragt jedoch – zumindest für mich – aus der Vielzahl der bunten Gourmetstände noch heraus: Der Bio-Marktstand des Buchrainer-Hofes der Familie Appler-Wach. Gemüse, Obst, Säfte und hofeigene Milch- und Fleischprodukte tragen nicht nur das Bio-Siegel. Die Qualität dieser LEBENSmittel ist in meinen Augen qualitativ kaum zu überbieten. Was ich allerdings bis vor einigen Wochen nicht gewusst hatte: Dass es sich dabei um Tirols ältesten Biobetrieb handelt. Und den wollte ich unbedingt besichtigen.

Ein Hof mit Tradition

Christoph Appler, Bio-Jungbauer holt mich von der Busstation in Arzl ab. Er will mir zumindest einen Teil seiner 92 verschiedenen Felder zeigen, die etwa 12 Hektar umfassen. Die restlichen Wirtschaftsflächen in der Größenordnung von rund 13 ha sind Grünland.

Christoph fühlt sich ganz in der Tradition seiner Vorfahren, die seit 1615 in Arzl ansässig sind und durchgehend Bauern waren. Wer eigentlich das „Sagen“ hat am Hof, will ich zuerst von ihm wissen. „Was den Ackerbau anlangt, ich“, sagt er. Für die Viehzucht, konkret für die 18 Michkühe, 20 Jungrinder und die 10 Hofschweine ist Vater Johannes zuständig, der sich 1968 als erster Bauer in Tirol entschloss, auf organisch-biologische Wirtschaftsweise umzustellen. Seine Mutter Loni fungiert seit 1995 als Chefbäuerin und hat auch den Verkauf unter sich. „Da kommen wir uns nicht gegenseitig ins Gehege“, meint ihr Sohn lachend. Und das sei vielleicht das Geheimrezept für einen Betrieb, der den Großteil seiner Produktion selbst und direkt vermarktet. 

Der älteste Bio-Hof Tirols, der Appler-Wach-Hof in Arzl.

Der älteste Bio-Hof Tirols, der Appler-Wach-Hof in Arzl.

Christoph Appler auf einem seiner typischen Felder mit Blick nach Innsbruck: in der Mitte eine Zeile Kren, damit auch wirklich jeder Zentimeter fruchtbares Land genutzt wird. Rechts die Lupinensaat, die Stickstoff anreichert für die nachfolgenden Nutzpflanzen.

Christoph Appler auf einem seiner typischen Felder mit Blick nach Innsbruck: in der Mitte eine Zeile Kren, damit auch wirklich jeder Zentimeter fruchtbares Land genutzt wird. Rechts die Lupinensaat, die Stickstoff anreichert für die nachfolgenden Nutzpflanzen.

Loni Appler-Wach hat als Bäuerin im Bio-Hof quasi die Hosen an. Sie ist auch für den Verkauf zuständig.

Loni Appler-Wach (vorne) hat als Bäuerin im Bio-Hof quasi die Hosen an. Sie ist auch für den Verkauf zuständig. Hier am Bio-Verkaufsstand in der Innsbrucker Markthalle.

Die Milchkühe und Jungtiere werden vom Senior-Chef Alois Wach betreut.

Die Milchkühe und Jungtiere, aber auch 10 Schweine werden vom Senior-Chef Johannes betreut.

Feldfrüchte von A wie Arzler Artischocken bis Z wie Zuckermais

Mit drei Mitarbeitern schmeißt Christoph den Gemüseanbau des Hofes. So unglaublich es klingt: er zieht 50 verschiedene Sorten Gemüse und 12 verschiedene Sorten Salate. Die Liste der angebauten Feldfrüchte ist lang. Sie reicht von A (wie Arzler Artischocken) bis Z (wie Zuckermais). Aber auch Fenchel, Broccoli, Porree, Bohnen und Sellerie, Kraut, Kohl, Kürbis, Karotten bis hin zu Getreide und Mais baut Christoph an. Das Korn wird hofintern verwendet, vor allem als Tierfutter.

Christoph auf einem seiner Salatfelder. Er züchtet insgesamt 12 verschiedene Salatarten.

Christoph auf einem seiner Salatfelder. Er züchtet insgesamt 12 verschiedene Salatarten.

Wie kann eigentlich ein Laie erkennen, ob ein Acker biologisch-organisch oder eben unter dem Einsatz von Kunstdünger und Unkrautvertilgern bearbeitet wird? „Relativ einfach“, meint Christoph. Bei organisch-biologisch bearbeiteten Äckern ist Unkraut quasi zugelassen. Dessen Entfernung erfolgt ausschließlich mechanisch. Und noch einen Unterschied gibt es: Brach liegende Äcker gibt’s bei Bio-Bauern nicht. Vor der Aussaat und nach der Ernte bevölkern „Zwischenpflanzen“ wie Lupinen (z.B. Erbsenpflanzen) den Boden. Die speichern Stickstoff in ihren Wurzeln und somit im Boden, der den Wirtschaftspflanzen später zur Verfügung steht.

Da rinnt dem Feinschmecker schon das Wasser im Mund zusammen: Der Bio-Hof Appler-Wach züchtet seit geraumer Zeit auch eine Kombination verschiedener chinesischer Salatsorten.

Da rinnt dem Feinschmecker schon das Wasser im Mund zusammen: Der Bio-Hof Appler-Wach züchtet seit geraumer Zeit auch eine Kombination verschiedener chinesischer Salatsorten.

Geackert im herkömmlichen Sinn wird auf dem Appler-Hof nicht mehr. Denn die schonende Behandlung des Bodens ist für Bio-Bauern ein ehernes Gesetz. Christoph benützt zum Beispiel eine ‚Kreiselegge‘, die den Boden auflockert und die wasserspeichernde Krümelstruktur des Bodens erhält. Zudem werden die sehr wichtigen Mikroorganismen (jene Bodenlebewesen, die Stickstoff, Phosphore und Kali für die Pflanzen aufschließen), nicht wie beim Umackern in untere Bodenschichten ‚verbannt‘. Damit können sie ihre wichtige Arbeit als Nährstofflieferanten der Pflanzen sofort aufnehmen.

Bio-Gemüse am Verkaufsstand der Familie Appler-Wach in der Innsbrucker Markthalle. In der kalten Jahreszeit werden auch Produkte anderer Bio-Bauern angeboten.

Bio-Gemüse am Verkaufsstand der Familie Appler-Wach in der Innsbrucker Markthalle. In der kalten Jahreszeit werden auch Produkte anderer Bio-Bauern angeboten.

Die Mondphasen bestimmen den bäuerlichen Rhytmus

Von vielen belächelt, von Christoph Appler jedoch strikt eingehalten: die Mondphasen. „Ich arbeite nach dem Thun-Kalender“ sagt er stolz. Ein bäuerlicher Kalender, der die günstigsten Tage für Saat, Pflege und Ernte datiert. Dass die Größenordnung dieses Hofes Managementfähigkeiten von den handelnden Personen verlangt ist klar. Für Christoph jedoch keine Hexerei. „Ich mache meinen Beruf aus Leidenschaft“, sagt er mit leuchtenden Augen. „Nur das Wetter sorgt ab und zu für Terminkollisionen, die aber meistens kein Problem darstellen.“

So schaut ein Feld aus, bevor es von Christoph bepflanzt wird. Schonender Umgang mit der Erdkrume ist ein Grundprinzip des organisch-biologischen Landbaus.

So schaut ein Feld aus, bevor es von Christoph bepflanzt wird. Schonender Umgang mit der Erdkrume ist ein Grundprinzip des organisch-biologischen Landbaus.

Hauszustellung mit der Bio-Box-Tirol

Die Direktvermarktung ist für die Familie Appler-Wach seit jeher das  Grundprinzip ihres Handelns. Christoph Appler ist auch einer der Begründer der Bio-Box-Tirol. Der Leitspruch „Tirols erster Bio-Bauer bringt’s bis vor ihre Haustür“ gilt vorerst nur für Innsbruck und die umliegenden Gemeinden. Die Liebhaber g’schmackiger Lebensmittel haben die Möglichkeit, ausgesuchte Bio-Produkte vor die Haustür geliefert zu bekommen.

Mein persönliches Resümee: Wer versucht, Bio und Regionalität zur Maxime seines Einkaufs zu machen, kommt am Bio-Pionier Appler-Wach aus Arzl kaum vorbei.

Wie kommen Sie zu den Bio-Produkten des Biohofes Appler-Wach?

  • Über die Bio-Box Tirol: https://biobox-tirol.com/
  • Am Marktstand in der Innsbrucker Markthalle:
    Erntestand im westlichen Teil der Markthalle (Bauernmarkt)
    Di + Fr + Sa von 7 Uhr 30 bis 12 Uhr 30
  • Stand beim Kranebitterhof in Kranebitten: jeden Mittwoch von 16-18 Uhr

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