Lukas Schmider Imker

„Wenn die Biene von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“

– Albert Einstein

Uns allen ist bewusst geworden, wie wichtig die Bienen für unser Ökosystem sind. Umso dankbarer sind wir den Imkern, die uns nicht nur mit Honig versorgen, sondern auch einen wertvollen Beitrag für unsere Umwelt leisten. Ich hatte die große Ehre und Freude, mit dem Imker Lukas Schmider zu plaudern. Er gewährte mir faszinierende Einblicke in seinen Arbeitsalltag, und ich erfuhr viele spannende Fakten über Bienen. Zum Beispiel, was Läuse mit Waldhonig zu tun haben oder was eine Beute ist. Außerdem habe ich den Bienenlehrpfad in Sistrans besucht und verrate euch, wo ihr noch mehr über die kleinen Nektarsammler erfahren könnt und wo es leckeren Honig und tolle Bienenprodukte zu kaufen gibt.

Süße Arbeit: ein Interview mit Lukas Schmider

Wie bist du zum Imkern gekommen?
Lukas Schmider: „Ich habe aus purem Interesse angefangen. Vielleicht liegt es aber auch in meinen Genen. Mein Großvater hatte Bienen. Allerdings konnte ich ihn leider nie kennenlernen und habe nur durch Erzählungen von seiner Arbeit erfahren.“

Wie hast du angefangen? Braucht man eine spezielle Ausbildung, um als Imker tätig zu sein?
„Theoretisch kann jeder mit dem Imkern beginnen, allerdings bin ich mir nicht sicher, wie erfolgreich man ohne Ausbildung ist. Die Thematik ist doch sehr umfangreich, und es gibt allerhand zu wissen und zu beachten. Ich selbst habe 2019 einen Kurs am Bildungszentrum LLA Imst gemacht und meine ‚Imkerkarriere‘ mit drei Völkern begonnen. Seit 2023 bin ich sogenannter Facharbeiter in Bienenwirtschaft und betreue Bienenvölker auf den Dächern des Kaufhaus Tyrol und des Alpenvereinsgebäudes in Innsbruck, außerdem in Grinzens, Götzens und auf der Hungerburg.“

Apropos Bienenvölker: Wie viele Bienen leben in einem typischen Volk?
„Das variiert je nach Jahreszeit. Im Winter sind es um die 10.000, im Sommer sind es fünf- bis sechsmal so viele. Die Winterbienen leben ungefähr ein halbes Jahr, sind etwas dicker, da sie mehr Nahrung bekommen und weniger arbeiten müssen. Eine Sommerbiene hingegen ‚arbeitet sich ab‘ und hat eine ungefähre Lebensdauer von nur drei Wochen.“

Wie sieht dein typischer Arbeitsalltag aus?
„Alltag gibt es, so gesehen, keinen. Meine Arbeit ist sehr umfangreich, und es ist immer viel zu tun. Jetzt im Frühling geht es hauptsächlich darum, den Honigraum aufzusetzen.“

Honigraum? Kannst du uns erklären, was das ist?
„Die Bienen wohnen in speziellen Kisten, die Bienenbeuten genannt werden. In diesen Beuten gibt es zwei wichtige Bereiche: Unten befindet sich der Brutraum, in dem die Bienen Eier legen und die Larven aufziehen. Oben ist der Honigraum, in dem, wie der Name schon vermuten lässt, der Honig gelagert wird. Im Frühling, wenn alles blüht, vermehren sich die Bienen und brauchen daher mehr Platz. Um zu verhindern, dass sie aufgrund von Platzmangel anfangen zu schwärmen und ein neues Volk gründen, ist es eben im Frühling essentiell, den Honigraum aufzusetzen. Zwischen Brut- und Honigraum wird ein Gitter angebracht, durch das die ‚normalen‘ Bienen durchpassen, die größere Königin jedoch nicht. So wird verhindert, dass Eier oder Larven im Honig landen.“

Und wie kommt dann der Honig aus dem Honigraum ins Glas?
„Im Honigraum befinden sich die Waben. Diese werden, sobald sie reif sind, entnommen (wir Imker nennen das ‚Ernten‘). Dann werden sie entdeckelt, das bedeutet, die hauchdünne Wachsschicht wird von den Waben abgetrennt, und anschließend werden sie geschleudert. Dafür habe ich einen eigenen Raum, der natürlich der Lebensmittelverordnung entspricht und strengen Hygienemaßnahmen unterliegt.“

Wie oft erntest du?
„Das hängt stark vom Wetter ab, wenn es gut läuft, zweimal im Jahr. Das erste Mal ernte ich meist im Juni den Blütenhonig, Ende Juli dann den Waldhonig.“

Was ist der Unterschied zwischen Blüten- und Waldhonig?
„Anders als Blütenhonig wird Waldhonig nicht aus Blütennektar gewonnen, sondern aus Honigtau, einer süßen Flüssigkeit, die von kleinen Insekten wie Blattläusen ausgeschieden wird, während sie den Saft von Bäumen aufnehmen. Dieser Honigtau wird von den Bienen gesammelt, und daraus entsteht der dunklere, süße Waldhonig, der sich geschmacklich vom helleren Blütenhonig unterscheidet. Dennoch lasse ich zur Sicherheit Proben meines Honigs im Labor analysieren, bevor ich ihn deklariere.“

Du betreust mehrere Bienenvölker. Hat die Bienenart auch etwas mit dem Geschmack des Honigs zu tun?
„Nein, ein Beispiel: Bei den Bienen am Dach des Alpenvereinsgebäudes handelt es sich um die dunkle Biene – die sogenannte Tiroler Urbiene. Man darf jedoch nicht meinen, dass der von diesen Bienen produzierte Honig dunkler wäre. Auch der Geschmack unterscheidet sich nicht. Dieser hängt nämlich, wie gesagt, davon ab, was die Biene konsumiert.“

Beeinflussen äußere Umstände deine Arbeit als Imker?
„Die Varroamilbe ist ein aus Asien eingeschleppter Parasit, der Honigbienen befällt und leider mittlerweile in jedem Stock zu finden ist. Wenn man die Bienen nicht behandelt, würde das Volk nicht länger als zwei Jahre überleben. Man kann also ganz klar sagen: Ohne uns Imker gäbe es keine Honigbienen.“

Vielen Dank für deine Zeit und das interessante Gespräch. Verrätst du uns noch, wo man deine Produkte kaufen kann?
„Jeden Samstag zwischen 9 und 18 Uhr kann man im Kaufhaus Tyrol an unserem Stand Honig und andere Bienenprodukte erwerben. Wer mag, kann mir auch gerne per Instagram oder E-Mail seine Bestellung schicken.“

Den Bienen auf der Spur

Ein schöner und lehrreicher Spaziergang für die ganze Familie ist der Bienenlehrpfad am Sistranser Mühlteich. Ich war mit meinen Jungs schon dort, als sie noch kleiner waren, und habe bereits einen Beitrag darüber geschrieben – schaut doch mal hier. Kürzlich war ich wieder am Mühlteich, und es hat sich nichts geändert. Der liebevoll gestaltete Bienenlehrpfad ist einfach super interessant und so schön gelegen – wirklich immer wieder einen Ausflug wert!

Nachwuchsimker am Patscherkofel

Ein toller Familienausflug ist auch der Bienenlehrpfad am Patscherkofel. Man wandert von der Bergstation bis zur Hochmahdalm. Kurz vor der Hochmahdalm befindet sich Kofele’s Bienenlehrpfad, wo man an sieben Stationen mehr über die fleißigen Nektarsammler erfährt. Auf der Alm gibt es einen Flyer mit spannenden Fragen, die die kleinen Bienenexpertinnen und -experten sicher beantworten können, um das richtige Lösungswort zu knacken und sich eine wohlverdiente Überraschung abzuholen.

Ein absolutes Highlight für Bienenfreunde ist die Veranstaltung „Kofele wird Imker“, die dieses Jahr am 28. Juli 2024 stattfindet. Schaut zwischen 10 und 16 Uhr im Seminarraum Patscherkofel in der Bergstation der Patscherkofelbahn vorbei, dort erwarten euch spannende Spiel-, Mitmach- und Bastelstationen. Außerdem wird der Kofel-Imker Michael Pauli den Kindern Wissenswertes über seine Tätigkeit erzählen, und kleine (und große) Naschkatzen haben die Möglichkeit, Michael Paulis Honig zu verkosten.

Die SUMSI-Welt: Wie leben unsere schwarz-gelben Freunde?

Wer immer noch nicht genug hat und mehr über Bienen erfahren möchte, besucht am besten die SUMSI-Welt im Alpenzoo. Wusstet ihr, dass es weltweit rund 20.000 verschiedene Bienenarten gibt und 700 davon allein in Österreich leben? Wir alle kennen die Honigbiene, eines der wenigen Insekten, die von uns Menschen als „Haustier“ gehalten werden. In der SUMSI-Welt ist ihr eine eigene Informationseinheit gewidmet, in der Interessierte spannende Einblicke in ihre Welt erhalten. So kann man Bienenstöcke von innen betrachten, sich die Sprache der Bienen erklären lassen und mehr über die Arbeit des Imkers erfahren.

Wer hat den besten Honig?

Für alle, die nach so vielen Informationen über Bienen jetzt richtig Lust auf Honig bekommen haben und wissen wollen, wo es den besten gibt, hier meine Tipps:

Wer Wert auf Bioqualität legt, bestellt seine Bienenprodukte am besten bei der Bioimkerei Gritsch in Silz. Maximilian Gritsch garantiert, dass seine Produkte frei von Rückständen aus der Varroabehandlung sind (Lukas hat uns ja schon erklärt, dass leider kein Bienenstock frei von der schädlichen Varroamilbe ist). In der Bioimkerei Gritsch wird ausschließlich kontrolliert rückstandsfreies Biowachs verwendet, und die Varroabehandlung erfolgt mit organischen Säuren. Neben dem köstlichen Honig werden auch andere Produkte wie Propolistropfen, Bienenwachs und verschiedene Kosmetikprodukte angeboten.

Alles, was die Biene hergibt

Schon unsere Vorfahren in der Steinzeit aßen Honig, und auch als Heilmittel haben Honig und andere Bienenprodukte eine uralte Tradition. So wurde Propolis, ein harzartiger Baustoff der Honigbienen, schon im alten Ägypten zum Einbalsamieren von Mumien verwendet. Wegen seiner antimikrobiellen Wirkung war es in der Antike auch ein beliebtes Mittel zur Wundbehandlung. Noch heute machen wir uns diese Heilmittel zunutze. Unser Imker Lukas empfiehlt Propolis zum Beispiel bei Entzündungen im Mundbereich oder bei Fieberblasen. Ich persönlich mag Kosmetikprodukte mit Bienenwachs. Wenn meine Lippen besonders trocken sind, schmiere ich mir manchmal sogar etwas reinen Honig darauf – das wirkt Wunder. Meine Mutter schwört auf Produkte mit Gelée royale, einem der exklusivsten Bienenprodukte, das die Bienen zur Aufzucht ihrer Königin verwenden. Was auch immer man sucht, ob Kosmetika, leckeren Honig oder duftende Kerzen, im Tiroler Bienenladen wird man garantiert fündig!

Ich habe Honig schon immer gemocht, am liebsten im Winter im Tee. Aber jetzt, wo ich mehr über die Arbeit der Imker und die süßen kleinen Bienen erfahren habe, schätze ich den leckeren Honig noch mehr.

Informationen

Imkerei Lukas Schmider
Instagram
TikTok
E-Mail: info@imkereischmider.at

Bioimkerei Gritsch
Homepage
E-Mail: max.gritsch@gmx.at

Tiroler Bienenladen
Homepage
E-Mail: info@tirolerbienenladen.at

Titelbild: © Emanuel Kaser

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