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Franz Winkler war ein gefeierter Volksmusikant und Komponist. Die Schlager des in Sistrans geborenen Sängers waren vor rund 70 Jahren das, was man heute Welthits nennt. Es ist aber ein ganz besonderes Lied, das ihn unvergesslich macht. 

Die Geschichte hat es gut mit Sistrans gemeint. Da war jahrhundertelang nichts wirklich Schlechtes, Sensationelles oder Außergewöhnliches los am Mittelgebirge. Sistrans war ein liebenswertes Bauerndorf, hatte eine eigene Alm und war damit zufrieden. Bis zum Jahre 1969, als urplötzlich die große Welt über das kleine Dorf hereinbrach. Der Ort stand für einen Tag lang nicht nur Kopf sondern auch gleichzeitig im Zentrum der europäischen Berichterstattung. Die Aufregung hatte einen überaus noblen Grund, war es doch die englische Königin Elisabeth samt Prinzgemahl Phillipp und Tochter Anne im Schlepptau, die das wunderschöne Örtchen am südlichen Innsbrucker Mittelgebirge visitierte.

Sistrans und der Blick auf die Nordkette

Sistrans und der Blick auf die Nordkette

Sinn- und Wahrsprüche zieren viele Hauswände in Sistrans.

Sinn- und Wahrsprüche zieren viele Hauswände in Sistrans.

Und dennoch gibt es Hinweise auf eine – allerdings bereits von historischer Patina bedeckten – speziellen und gar nicht so unbedeutenden Geschichte des Ortes. Und die begann einige Jahrzehnte vor der königlichen Stipp-Visite. 

Bei einem Spaziergang durch die teils verwinkelten Gässchen des Ortes stechen nämlich auch dem unbedarften Besucher zahlreiche Lüftlmalereien ins Auge, die ganz offensichtlich auch historische Bezüge aufweisen. Neben allerlei Sinn- und Wahrsprüchen an verschiedenen Hauswänden ist es eine Familie, die in den akkurat gemalten Grafitties des Öfteren genannt wird: Die Sängerfamilie Winkler. Da wird von Sistransern berichtet, die auszogen um Tiroler Liedgut in fernen Ländern darzubieten. Ähnlich der Walzerdynastie Strauss oder den berühmten Zillertaler Sängerfamilien Rainer und Strasser. 

Das große Fresko am Gasthof Glungezer kündet von den Musikanten und Sängern Sistrans'.

Das große Fresko am Gasthof Glungezer kündet von den Musikanten und Sängern Sistrans‘.

Mir war schon öfters ein Fresko ins Auge gestochen, das an der Nordwand des legendären Sistranser Gasthofs Glungezer von einer Sängerfamilie berichtet. Da ist von einer Emerenza Lechleitner die Rede, die mit ihren Kindern singend durch Europa tingelte und die es offenbar schaffte, in viele fremde Länder eingeladen zu werden. Ihr Sohn Rudolf setzte die Familientradition fort, war auch ein Musikant, widmete sich aber in seinem Brotberuf der Malerei. Deshalb auch eine Vielzahl unterschiedlichster Freskenmalereien, Fensterverzierungen, Heiligenbilder und Sinnsprüchen an den Sistranser Häusern. Claro.

In diesem Haus, der alten Schmitte in Sistrans, wurde Franz Winkler im Jahre 1906 geboren.

In diesem Haus, der alten Schmitte in Sistrans, wurde Franz Winkler im Jahre 1906 geboren. Ein mehr als mickriges Gedenkfresko (unten) erinnert an den großen Mann des Ortes.

Die Gedenktafel bzw. das Gedenkfresko am Geburtshaus von Franz Winkler

Das mickrige Gedenkfresko

Ein Enkel der sangesfreudigen Emerenza Lechleitner brachte es dann aber zu wirklicher Berühmtheit. Es war Franz Winkler. Eigentlich sollte der 1906 geborene Bub –  wie sein Vater Rudolf – Maler und Anstreicher werden. Aber die Musik hat ihn – trotz des vorhandenen Talents zur Malerei – schon sehr früh in ihren Bann gezogen. Und aus dem talentierten Buben wurde in der Folge ein berühmter Sänger und ein genauso berühmter Komponist.

Erste Erfolge in Buenos Aires

Eine Tournee in Südamerika im Jahre 1930? Für Franz Winkler offenbar kein Problem. Er besuchte seine beiden Brüder, die ausgewandert waren und spielte vermutlich vor den vielen deutschsprachigen Einwanderern auf. Und aus seinem damaligen Heimweh heraus entstand sein erster, riesiger Erfolg: Das Lied „Am Strande von Rio“. Ein Gassenhauer, wie es damals hieß. (Gassenhauer waren ‚Ohrwürmer‘, die von den Menschen auf den Gassen gesungen oder gepfiffen worden sind.) 

„Am Strande von Rio, da stand ganz allein ein blondes Mädel im Abendschein. Mein blonder Flieger, nimm mich hier fort, nimm mich in meinen lieben alten Heimatort. Fliege mit mir in die Heimat, fliege mit mir über’s Meer, fliege mit mir in den Himmel hinein …“ 

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Die Schunkelmelodie ist indes noch heute ein Ohrwurm. Wenngleich eher auf Oldies-Parties und Bällen der heutigen Rollator-Generation. Dennoch: Die Leute kennen den Text und singen ihn sogar noch lautstark mit, wie ich mich kürzlich auf einem Ball überzeugen konnte.

Seinen – für mich zumindest – größten musikalischen Wurf machte Franz Winkler einige Jahre später. Er komponierte jenes Lied, das ich als die eigentliche, die unbestritten schönste Hymne Innsbrucks bezeichnen möchte. Ein Lied, das heute noch von Touristen und Einheimischen meist gemeinsam aber immer mit Inbrunst gesungen wird. Ob auf Heimatabenden oder in Gasthäusern: „Innsbruck, du wunderschöne Alpenstadt“.

„Innsbruck, du wunderschöne Alpenstadt,
wo ich beim Weine ein Maderl geliebet hab,
wo ich die schönste Jugendzeit verbracht.
Innsbruck, ich liebe dich, bei Tag und auch bei Nacht.“

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Einen weiteren Welthit schrieb er in Vorarlberg

Noch während des Krieges heiratete Franz Winkler eine Bewunderin seiner Musik. Gemeinsam zog man nach dem Krieg zu seiner in Vorarlberg lebenden Schwester nach Lochau in Vorarlberg. Auch dort blieb Winkler seiner Kunst treu und komponierte nun ein Lied, das in Vorarlberg Kultstatus besitzt: Die Fischerin vom Bodensee. Und – er konnte es selbst kaum glauben – dieses Lied wurde damals zu einem Welthit. In den USA sangen die Carter-Sisters sein Lied, das den Titel „Willow, will you weep for me“ trug. Ja, es sind jene Carter Sisters, dessen Sängerin June Carter später den Großmeister des Country & Western Jonny Cash heiratete.

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Und wie so oft, sterben große Komponisten früh. Auch Franz Winkler. Er war erst 56 Jahre alt, als er am 8. Mai 1962 im Sanatorium Mehrerau bei Bregenz die Augen für immer schloss.

Wer detailliertere Informationen über diesen großen Sohn der Gemeinde Sistrans wünscht, dem empfehle ich die ganz ausgezeichnete Darstellung Franz Winklers auf der Website des Geschichts- und Heimatvereins Eglofs, bei dem ich mich herzlich bedanke.

Mein Tipp: Wer Ruhe und Erholung sucht, findet sie in Sistrans unter Garantie. Im Sommer wie im Winter. Samt einer Aussicht auf die Nordkette, die ihresgleichen sucht. Informationen finden Sie hier.

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