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Kristina Erhard
25. Juli 2015
Originalsprache des Artikels: Deutsch

… Der „Patscherkofl“ isch der zwiderste Gsell, a alter Stänkerer, meiner Seel. Hat er nit heut an’ Schneaball gschmissn, und der «Frau Hitt» ihrn Neblschleier derrissn!…so zänkisch ist er nicht, der Patscherkofel, wie im Gedicht aus dem Jahr 1963 von der Innsbrucker Mundartdichterin Anni Kraus dargestellt. Ganz im Gegenteil. Ein sanfter, ruhiger Gesell ist er, der Innsbrucker Hausberg – liebevoll auch schlicht „Kofel“ genannt. Und zu seinen Füßen die südlichen Feriendörfer Innsbrucks.

Das Mittelgebirge und seine südlichen Feriendörfer.

Auf einem breiten Plateau über der Stadt liegen die sogenannten „südlichen Feriendörfer“ Innsbrucks: von den Bewohnern auch gerne „Mittelgebirge“ genannt, finden sich darauf zwischen grünen Äcker und noch grüneren Wäldern kleine Dörfer, in sich geschlossen und immer noch traditionell in ihrem Ortsbild – trotz ihrer Nähe zur Stadt. Die farbenprächtigen Fassadenmalereien auf den alten Einhöfen strahlen mit den bunten Geranien auf deren Balkone um die Wette, barocke Kirchen zieren die Dorfmitten. Igls, Lans, Sistrans, Aldrans…..die Namen erinnern an die vorchristliche Besiedlung durch die Kelten, auch die Römer erkannten die verkehrsgünstige Lage der ehemaligen Seitenmoräne über den damaligen Sümpfen des Inntals und bauten eine gepflasterte Römerstraße, die Via Raetia, über den Brenner entlang der Berghänge des Wipptals weiter in den Norden. Viele Gasthöfe wie der „Wilde Mann“ in Lans oder der „Grünwalderhof“ in Patsch erinnern noch an den regen Zustrom an Händlern und Reisenden und verköstigen auch heute noch hungrige Besucher mit typischen Tiroler Schmankerln.

Das Mittelgebirge: ein Plateau mit seinen südlichen Feriendörfern über Innsbruck. Foto: Kristina Erhard

Das Mittelgebirge: ein Plateau mit seinen südlichen Feriendörfern über Innsbruck. Foto: Kristina Erhard

Ein Vulkan namens Kofel.

Über den Dörfern thront der Innsbrucker Hausberg, der Patscherkofel. Den Kindern in den Dörfern an seinem Fuße wird auch heute noch gerne erzählt, dass der Patscherkofel einst ein Vulkan war und so seinen prägnanten, fast perfekten halbkreis-förmigen Gipfel bekommen hätte. Tatsächlich ist der Patscherkofel mit knapp 2.300 Höhenmetern einer der kleineren Gipfel der Tuxer Alpen und wurde in den Eiszeiten von den Gletschern komplett bedeckt und dadurch rundgeschliffen. Die geomorphologische Geschichte des „Kofels“ und seine besondere subalpine Landschaft kann man ohne Hast und Anstrengung am Zirbenweg entdecken. Von der Bergstation der Patscherkofelbahn wandert man circa sieben Kilometer den Lehrpfad entlang gemütlich oberhalb der Waldgrenze in Richtung Osten: über die benachbarte Viggarspitze führt der Zirbenweg bis zur Bergstation der Glungezerbahn – der meiste Teil davon in dem wunderschönen, von Alpenrosen bewachsenen Naturschutzgebiet „Patscherkofel-Zirmberg“ und Panoramablick auf Innsbruck und das Inntal.

Das Alpengasthaus Boscheben verköstigt mit regionalen Schmankerln und bietet so nebenbei einen unglaublichen Blick auf das Viggartal, dem schönen "Hinterhof" des Patscherkofels. Foto: Kristina Erhard

Das Alpengasthaus Boscheben verköstigt mit regionalen Schmankerln und bietet so nebenbei einen unglaublichen Blick auf das Viggartal, dem schönen „Hinterhof“ des Patscherkofels. Foto: Kristina Erhard

Zirben, Almrosen und andere Zeitgenossen.

Der „Zirmberg“, ein alter Name für das ganze, von dichten Zirbenwäldern bewachsene Patscherkofel-Glungezer-Gebiet, wurde bereits während des 2. Weltkriegs als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Durch die ausgedehnten Zirben-Urwälder, den großen Latschenbeständen und glazialen Blockschuttfeldern sieht die Landschaft aus wie eine sehr ursprüngliche, und damit in der Umgebung rund um Innsbruck kaum mehr auffindbare Hochgebirgslandschaft. Ein bisschen wie ein Fenster in eine längst vergangene Welt. Mit einem kleinen „Schönheitsfleck“: das Almgasthaus Boscheben. Zwar eine traditionelle Tiroler Hütte aus dicken Holzbalken, allerdings mit sehr gastfreundlicher und zeitgemäßer Bewirtung. Bei einer zünftigen Speckknödelsuppe kann man auf der großen Sonnenterrasse was ganz Besonderes genießen: einen unglaublichen Blick auf das Viggartal samt der hohen Gipfel des Glungezer, der Kreuzspitze und des Morgenkogels.

Blick auf die Gipfel des Viggartals: Glungezer, Kreuzspitze und Morgenkogel. Foto: Kristina Erhard

Blick auf die Gipfel des Viggartals: Glungezer, Kreuzspitze und Morgenkogel. Foto: Kristina Erhard

Die Grünbodenhütte markiert auch die Weggabelung des Zirbenwegs und die Qual der Wahl: ein kurzer, recht knackiger Pfad führt auf den Gipfel des Patscherkofels samt meteorologischer Station und Gipfelstube mit hausgemachtem Zirbenschnaps. Geradeaus führt der Wanderweg den Grad entlang sanft abwärts zur Tulfeiner Alm und Bergstation der Glungezerbahn, ein anderer Steig führt ins Viggartal hinunter zum ganzjährig geöffneten Meißnerhaus. Der Weg ist das Ziel, heißt es so schön, um beim genussvollen Wandern mehr entspannen zu können, empfehlen sich auch beim Zirbenweg festes Schuhwerk und Gehstöcke.

Zirben, Almrosen und Latschen: der Zirbenweg führt zu großen Teilen durch ein Naturschutzgebiet. Foto: Kristina Erhard

Es darf relaxed werden.

Ein kleiner Tipp zum Entspannen nach alpinen Aktivitäten am Patscherkofel: nicht unweit der Talstation der Patscherkofelbahn kann man müde Füsse ins kalte Wasser der Igler Kneippanlage stecken. Und wer danach wieder munter ist, lässt den Tag im Gasthaus Ägidihof nebenan ausklingen: vom fruchtig-frischen Spritz bis zum herrlichen Kaiserschmarren aus der Butterpfanne findet der Gourmet hier alles auf der Speisekarte was das (Tiroler) Herz begehrt. Prost und Berg heil!

Info’s zum Zirbenweg:

  • Gehzeit: ca. 2,5 Stunden
  • Auffahrt und/oder Abfahrt mit der Patscherkofelbahn und dem Glungezer-Sessellift
  • Der Zirbenweg und die meisten Almen haben generell von Mai bis Oktober geöffnet, bitte beachten Sie die Betriebszeiten der jeweiligen Bergbahnen.

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