In Gold gehüllt: Herbst am Mieminger Plateau

"Brennende Lärchen." Das Naturschauspiel findet Anfang November statt. Dann, wenn die Lärchen ihr luftiges grünes Sommergewand gegen ein strahlendes, goldenes Hochzeitsgewand tauschen. Es ist Jahr für Jahr ein seltenes Farbspektakel, das eine ganze Region mit einem zarten, goldenen Schleier umhüllt. Ein Spaziergang am Mieminger Plateau durch die herbstlichen Lärchenwälder gehört mit Sicherheit zu den eindrucksvollsten Erlebnissen in freier Natur.

Es ist, als wollte sich die Natur noch einmal zu einem letzten grandiosen Höhepunkt aufschwingen. Am Fuß der majestätischen Mieminger Kette veranstalten die Lärchen zwischen dem Holzleitensattel und Affenhausen für kurze Zeit ein einzigartiges Schauspiel, bevor sie die Nadeln fallen lassen und der schwarz-weiße Winter Einzug hält.

An- und Abreise mit Öffis

Es gibt zwei Möglichkeiten, eine wahrlich wunderbare Tour zu absolvieren: entweder mit dem Mountainbike oder zu Fuß. Ausgangspunkt ist der Holzleitensattel. Beide Möglichkeiten sind gleichermaßen attraktiv. Radfahrer können sogar eine Rundtour machen, die sogenannte ‚Obsteiger Runde‘. Eine Beschreibung der Rad-Tour findet ihr HIER.

Die Goldwälder sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln ideal erreichbar. Der Holzleitensattel, also der Übergang vom Mieminger Plateau nach Nassereith, ist mit Bussen sogar ab Innsbruck und Telfs bequem erreichbar. Es ist auch erlaubt, Räder im Bus mitzuführen. Die Rückfahrt mit den Öffis ist logischerweise auch kein Problem. Auskünfte gibt der VVT-Fahrplan.

Die Wanderung vom Holzleitensattel nach Obsteig führt dann durch einige kleine, verträumte Weiler, jeweils herbstlich verfärbt und golden umrahmt. Zuerst folgt man dem Weg nach Aschland, vorbei an einem selten großen Wacholderbaum. Nach der Überquerung des Marienbergbaches erreicht man die Rochuskapelle, mit einem grandiosen Berghintergrund, einerseits der Mieminger Kette und andererseits den Bergspitzen der Lechtaler Alpen.

Ab dem verträumt gelegenen Weiler Weisland eröffnen sich nun die spektakulärsten Ausblicke der Wanderung. Einerseits auf die Berge der Stubaitaler Alpen, die sich südlich des Inntales erheben. Andererseits das Gold der Lärchenwälder, das von nun an die Aussicht beherrscht. Bei schönem Wetter bilden sie einen faszinierenden Kontrast zum tiefblauen Himmel. Übrigens: Das Plateau beim Arzkasten ist im Winter ein fantastisches und sehr beliebtes Ski-Langlaufgebiet.

Von Aschland aus nimmt man dann am besten den Fahrweg über Weisland zum Arzkasten. Ich liebe es, während meiner Wanderungen Essbares zu sammeln. Deshalb mein Tipp: Nimm bei dieser Wanderung eine Stofftasche und Handschuhe mit, denn der Weg wird von Wachholerbüschen gesäumt. Das Mieminger Plateau ist unter Sammlern auch deswegen berühmt. Wenn die Beeren einen Frost überdauert haben werden sie leicht süß und eignen sich hervorragend zum Würzen von Saucen. Weshalb Handschuhe, werden neugierige Leser fragen. Sie sollen vor den stacheligen Nadeln der ‚Kranebittstauden’ schützen. Dass nicht alle Büsche im Herbst Beeren tragen ist noch zu klären: Es gibt weibliche und männliche Wacholderbüsche. Und nach der Bestäubung dauert es zwei Jahre, bis die Beeren reif sind. Zudem kommt es auch auf die Wetterbedingungen an, ob die Früchte ausreifen. Vorschläge für die optimale Verwertung von Wacholderbeeren habe ich auf meinem privaten Blog gemacht. 

Pittoresk sind die einstigen Pillen, das sind die aus Holz gebauten Heustadl. Sie wurden von den Bauern angelegt, um das Heu quasi zwischen zu lagern. Erst wenn sich das Heu im Hof im Lauf des Winters zur Neige ging, holte man mit Schlitten das Bergheu aus den Pillen. Die Möglichkeit, Heuballen zu pressen hat diese alte Tradition überflüssig gemacht.

A propos Schlitten: der letzte Abschnitt vom Arzkasten nach Obsteig ist nicht nur im Herbst einmalig. Im Winter, eine Schneedecke vorausgesetzt, ist diese Strecke eine einmalige Natur-Rodelbahn.

Diese Wanderung über rund zwölf Kilometer ist für Familien wie maßgeschneidert. Leicht abwärts führend sollte man rund vier Stunden Zeit einrechnen. Eine perfekte Tagestour durch die Farbenpracht des Herbstes. Und wer quasi zum feierlichen Abschluss alte Tiroler Gemütlichkeit liebt, wird in Obsteig fündig.

Mit dem Erreichen des Ortszentrums erreicht man auch das seit mehr als 500 Jahren in Familienbesitz befindliche Gasthaus ‚Stern‘. Ein Haus, das eine Transformation hinter sich hat, die nicht nur für Österreich einmalig ist. Das „Familien Landhotel Stern“ ist Österreichs erstes, echt klimaneutrales Hotel. Kein Wunder, dass das deutsche GEO-Magazin den Stern im Jahre 2023 in seine renommierte Liste der „Top 100 Hotels in Europa“ aufgenommen hat. Da ist es nur logisch, dass die Küche des Hauses mit einer Haube bei Gault-Millau bedacht wurde. Ich habe das Haus in meinem Blog ausführlich vorgestellt.

Nur gut, dass die Bushaltestelle für die Abreise mit Öffis kaum einen Steinwurf entfernt von Stern liegt.

An- und Abreise zum Holzleitensattel: der VVT-Fahrplan 

Die Obsteig-Runde mit dem Mountainbike wird HIER bschrieben.

Zum Wirtshaus und Landhotel Stern