Blick von Berg Isel auf Innsbruck

„Sie säen nicht und ernten doch“. Dieses Bibelzitat gilt in Innsbruck nicht nur für die Vögel des Himmels sondern auch für die Menschen auf Erden. Mit etwas naturkundlichem Wissen fliegen einem in der Hauptstadt der Alpen die „gebratenen Tauben“ quasi in den Mund. Man muss nur wissen wo und wie.

Das wär ja wie im Schlaraffenland, mögen nun meine atemberaubenden Leserinnen und klugen Leser zweifelnd fragen. Prinzipiell stimmt die Skepsis. Im Grunde genommen geht es nämlich um „Ernten, wo niemals gesät“ worden ist. Also um das Sammeln von Essen in freier Natur. Man muss nur wissen, was man wo sammeln will. Ich verrate vermutlich kaum Geheimnisse, wenn ich sage, dass die Innsbrucker Sillschlucht ein wahrer Garten der Wildkräuter ist. Bleibt nur noch die Frage: Wie kommt man dahin? Ganz einfach: Man absolviert die fantastische ‚Panoramarunde‘ um den Bergisel, in deren Verlauf man völlig gefahrlos in die Sillschlucht absteigt.

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Sollte man die ganze Sache dann nicht eher als „Kräutersuchen auf der Panoramarunde“ nennen? Ich meine, so könnte man die Sache durchaus treffend bezeichnen. Vor allem dann, wenn ein wunderschöner Spaziergang gleichzeitig zur Sammlung wohlschmeckender Kräuter dient, um eine Tarte von Wildkräutern zu fabrizieren. Das Rezept dazu verrate ich am Ende dieses Blogs.

Vom Kaiserjägermuseum zum Drachenfelsen

Am besten startet man den Weg beim Kaiserjägermuseum. Wenn wir zur Abwechslung einmal das Panoramamuseum quasi links liegen lassen und einen kurzen Blick auf die Bronzeköpfe werfen (vor allem auf Tirols legendären Landeshauptmann Eduard Wallnöfer) sind wir flugs im Wald. Der leicht ansteigende Weg durch den Mischwald führt dann zur imposanten Aussichtsplattform am sogenannten „Drachenfelsen“ mit einem herrlichen Blick auf die tief unten vorbeifließende Sill.

Das Kaiserjägermuseum am Berg Isel spiegelt sich in der Glasfront des Tirol Panorama.

Das Kaiserjägermuseum am Berg Isel spiegelt sich in der Glasfront des Tirol Panorama.

Die Büsten der verdienten Tiroler Landeshauptleute zieren den Beginn des Panoramaweges. Im Vordergrund die Büste des legendären Landeshauptmannes Eduard "Walli" Wallnöfer.

Die Büsten der verdienten Tiroler Landeshauptleute zieren den Beginn des Panoramaweges. Im Vordergrund die Büste des legendären Landeshauptmannes Eduard „Walli“ Wallnöfer.

Wie eine riesige Kobra bewacht die Berg Isel Schanze den Weiheort Tirols und seinen Helden, Andreas Hofer.

Wie eine riesige Kobra bewacht die Berg Isel Schanze den Weiheort Tirols und seinen Helden, Andreas Hofer.

Die Aussichtsplattform hoch über der Sill am sogenannten "Drachenfelsen".

Die Aussichtsplattform hoch über der Sill am sogenannten „Drachenfelsen“.

Bild: Innsbrucker Ritterspiele

Bild: Innsbrucker Ritterspiele

A propos Drachenfelsen. Ich bin mir sicher, dass die Namensgebung auf ein legendäres Innsbrucker Theaterstück zurückzuführen ist, nämlich den „Schurkischen Kuno von Drachenfels“. Es wird seit Jahrzehnten – von einigen Unterbrechungen abgesehen – im Gasthof Bierstindl am Fuß des Berg Isel von einer sensationellen Laientruppe, den „Pradler Ritterspielen“ gegeben. Die Schauspieltruppe rekrutiert sich aus der Belegschaft der Innsbrucker Verkehrsbetriebe. Berühmt-berüchtigt, ja legendär ist das grausame Ende des Schurken. Kuno wird ob seiner Gräueltaten auf offener Bühne geköpft. Und das bis zu 20 Mal, denn das Publikum fordert immer wieder lautstark „nuamol“. Dann sind jene Zuschauer dran, die entweder durch vorlaute Bemerkungen aufgefallen waren oder Zuschauerinnen, die besonders gut aussehen. Von den Darstellern selbst bleibt am Ende des Stücks sogar weniger als nichts übrig: denn 10 Mitwirkende und 11 Tote sind das trostlose Ergebnis jedes Theaterabends. Wie das geht? Auch die Souffleuse  in ihrem Soufflierkasten wird gemeuchelt.

Der Blick zur Nockspitze von der Panoramarunde aus.

Der Blick zur Nockspitze von der Panoramarunde aus.

Der Abstieg von der Panoramarunde in die Sillschlucht

Etwa 300 m weiter südwestlich des Drachenfelsens beginnt dann der Abstieg in die Sillschlucht. Hier sollte man doch halbwegs gutes Schuhwerk an den Füßen haben. Denn der Weg ist bisweilen etwas steiler wie die eigentliche Panoramarunde. Nach dem Überqueren einer Fußgänger-Brücke über die Sill betreten Kräuterkundige das Paradies der Wildkräuter.

Die Sillschlucht sind ein Paradies für Wildkräuter. Immer im Anblick der monumentalen Berg Isel Schanze.

Die Sillschlucht ist ein Paradies für Wildkräuter. Immer im Anblick der monumentalen Bergisel-Schanze.

Der Giersch hat einen viermal so hohen Vitamin-C-Gehalt wie Zitronen.

Der Giersch hat einen viermal so hohen Vitamin-C-Gehalt wie Zitronen.

Die Knoblauchsrauke hat ein leichtes Knoblaucharoma und ist neuerdings wieder als Würzkraut sehr beliebt.

Die Knoblauchsrauke hat ein leichtes Knoblaucharoma und ist nicht nur bei Erdbienen sehr beliebt.

Hier gedeihen Knoblauchsrauke, Giersch, Gundelrebe, Vogelmiere, Brennessel und viele andere Köstlichkeiten die nur darauf warten, geerntet zu werden. Ich habe mir vorgenommen, eine Tarte von Wildkräutern zuzubereiten. Deshalb nehme ich vor allem Giersch, Brennessel und Schafgarbe mit. (Ich möchte Anfänger warnen, ohne Detailkenntnisse Wildkräuter zu sammeln. Es empfiehlt sich, anfänglich unter Anleitung erfahrenen Kräuterexperten zu sammeln.)

Nach dem Ausflug in die Schlucht geht es weiter auf der Panoramarunde um den Bergisel, deren Kreis sich beim Kaiserjägermuseum wieder schließt. Und hier darf man sich ganz einfach einen der genialsten Blicke auf Innsbruck und die Nordkette nicht entgehen lassen. Es ist ein Panoramablick der absoluten Sonderklasse.

Zum Abschluss des Panoramarundwegs steht man vor dem vielleicht genialsten Panorama der Nordkette, bevor der Abstieg nach Wilten beginne.

Zum Abschluss des Panoramarundwegs steht man vor dem vielleicht genialsten Panorama der Nordkette, bevor der Abstieg nach Wilten beginne.

Vom Kaiserjägermuseum führt dann der Weg hinunter nach Wilten, oder besser gesagt ins Gasthaus Bierstindl und zur Strassenbahnhaltestelle Wilten-Bergisel.

GIFTIGE DOPPELGÄNGER!

Bevor ich das Rezept für die Tarte verrate ein ganz wichtiger Hinweis. Wer neue und vor allem ungetrübte Genüsse mit Wildkräutern erleben will, sollte beim Sammeln und Ernten einen ganz wichtigen Grundsatz befolgen: Nur Kräuter und Früchte mitnehmen, die man eindeutig und sicher bestimmen kann. Schon beim kleinsten Zweifel bitte auf eine Mitnahme verzichten!

Ich persönlich besitze das Buch: „Essbare Wildkräuter und ihre giftigen Doppelgänger“ von Eva-Maria Dreyer; Kosmos Verlag, ISBN 978–3-440-12623-3. Ich kann dieses in jede Hosentasche passende Buch nur herzhaft empfehlen.

Verein Wildkrautkenner

Für all jene, die sich auch in die immer größer werdende Gruppe jener einreihen wollen, die ihren Mittagstisch quasi im Vorbeigehen sammeln wollen habe ich eine Empfehlung. In Tirol gibt es nämlich einen Verein der „Wildkrautkenner„. Zudem werden von verschiedenen Institutionen Kurse zur Erkennung von Wildkräutern angeboten.

So, aber jetzt mein Rezept meiner Tarte von Wildkräutern

Die Mengenangaben sind ausreichend für vier Portionen.

Der Teig für die Tarte: 

  • 200 g Mehl, am besten Bio-Vollkornmehl;
  • 100 g weiche Butter;
  • 4 EL Heu- oder Biomilch;
  • ½ TL Backpulver oder Speisenatron;
  • ½ TL Kräutersalz.

Die Zutaten werden in einer Schüssel zu einem glatten Teig verarbeitet. Sollte er etwas kleben, einfach in den Kühlschrank legen. Anschließend auf dem Boden der Springform auswalken, den Ring der Springform einfügen und den Teig mit den Fingern seitlich etwa 2 cm hochziehen.

Die Tart-Fülle:

Die Zusammensetzung der Wildkräuter kann individuell komponiert werden.

  • Etwa 50 Gramm Gierschblätter mit Stielen
  • Rund 30 Gramm Brennessel-Blätter, die vorher blanchiert werden. (Blanchieren bedeutet, sie werden kurz ins kochende Wasser gegeben)
  • 30 Gramm Schafgarbenblätter
  • 4 Eier
  • 150 ml Rahm
  • 150 Gramm geriebener Rohmilch-Emmentaler
  • Pfeffer.

Die Kräuter waschen und ganz fein schneiden. Eier aufschlagen, mit der Sahne verrühren, etwas Pfeffer dazugeben und dann den geriebenen Käse unterheben. Die Masse wird dann auf den Teig in die Springform gegeben.

Bei 180 °C (Ober/Unterhitze) oder 160°C Umluft etwa 40 Minuten backen. Zur Tarte könnte ein Salat von Löwenzahn und Gundelrebe gereicht werden. Ich wünsche gutes Gelingen und ebensolchen Appetit.

Die Wildkräutermischung für die Tarte kann individuell variiert werden.

Die Wildkräutermischung für die Tarte kann individuell variiert werden.

Die Masse von Wildkräutern, Käse und Eiern wird auf dem Teig platziert

Die Masse von Wildkräutern, Käse und Eiern wird auf dem Teig platziert

Nach 40 Minuten im Backrohr bei 180° (Ober/Unerhitze) oder 160° Umluft) ist die Tarte fertig.

Nach 40 Minuten im Backrohr bei 180° (Ober/Unerhitze) oder 160° Umluft) ist die Tarte fertig.

 

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