langlaufen praxmar lüsens

Kaum eine halbe Autostunde von Innsbruck entfernt und dennoch entlegen: Praxmar, ein Bilderbuch-Dörfchen im wildromantischen Lüsenertal. Bekannt für seine wilde Schönheit, die absolute Ruhe und für Schneereichtum im Winter. Kein Remmi-Demmi, kein Sessellift und keine Schnapshütten.

War es das Bilderbuchwetter, der angesammelte Winterspeck oder einfach die Sehnsucht nach ein paar Tagen in Ruhe und Schönheit? Sei‘s drum. Ich beschloss, einige Tage in meinem Traumtal zu verbringen, im Lüsenertal. Genauer: in Praxmar. Dort, wo sich Berge mit Namen wie Lüsener Fernerkogel und Zischgeles auf über 3.300m auftürmen und Ruhe das Hauptverkaufsargument ist. Eine Landschaft, die selbst in Werbeprospekten nur untertrieben beschrieben werden kann.

Weiße Riesen verrigeln das Lüsenertal gegen Süden auf spektakuläre Weise.

Weiße Riesen verrigeln das Lüsenertal gegen Süden auf spektakuläre Weise.

„Der Frühling steht vor der Tür!“ Ich weiß nicht wirklich, weshalb mir das ein Freund per SMS am 2. Februar mitteilte. Klar war nur eines: an Mariä Lichtmess hat‘s gestürmt und geschneit. Demnach, so die uralte Bauernweisheit, ‚sei der Frühling nicht mehr weit‘. Ob‘s dieses SMS war oder einfach nur das wunderbare Winterwetter: ich raffte mich wie gesagt auf und verfügte mich in das ob seiner Stille und Schönheit gerühmte Nebental des Sellraintals. Genauer: in den Alpengasthof Praxmar. Ich wollte mir übrigens auch ein Bild davon machen, wie Wintertourismus mit nur einem Mini-Schlepplift, aber tollen Loipen funktioniert, ohne Lärm aus tausenden Boxen, Saufereien beim Après Ski und Skihaserl-Hütten.

Das grandiose Panorama des Lüsenertales.

Das grandiose Panorama des Lüsenertales.

Luis Melmer, Naturschützer, Jäger und Wirt des Gasthofs Paxmar hatte mir nämlich im Herbst freudestrahlend erzählt, dass sie in ’seinem‘ Praxmar den Sessellift schon lange abgerissen hätten. Dass es nun sogar Skitouren-Wege gebe, um die Winterruhe des Wildes zu respektieren und trotzdem viel Freude mit der Natur zu haben. Und dass hier im Lüsenertal der nachhaltige Tourismus nicht nur gepredigt, sondern auch gelebt werde.

Auch in Praxmar gilt: leihen statt kaufen

Für mich war nur noch eine Voraussetzung auf dem Weg in die Stille abzuklären: woher nehme ich eine Langlauf-Ausrüstung? Aber das war im Sellrain kein Problem. Denn, man glaubt es kaum, in Gries im Sellrain gibt es mit Sport-Seppl ein Sportfachgeschäft mit riesiger Auswahl, das tatsächlich alle Stückln spielt. Und wo es auch alles zu leihen gibt, was Wintersportler benötigen.

Sport Seppl in Gries i. Sellrain: tolles Angebot plus Skivermietung.

Sport Seppl in Gries i. Sellrain: tolles Angebot plus Skivermietung.

Und dann gleich einmal ab auf die Loipe von Praxmar. Immerhin liegen die perfekt gespurten Langlaufwege auf 1.600m Seehöhe. Höhentraining quasi. Und das auf mehr als 17 km Loipenkilometern und sechs verschiedenen Strecken in allen Schwierigkeitsstufen.

Langlaufen im Anblick eines grandiosen Bergpanoramas: Praxmar und Lüsens sind ein einzigartiges Langlaufparadies auf 1.600 m Seehöhe

Langlaufen im Anblick eines grandiosen Bergpanoramas: Praxmar und Lüsens sind ein einzigartiges Langlaufparadies auf 1.600 m Seehöhe

Ich wählte die Loipe von Gasthof zu Gasthof, vom Alpengasthof Praxmar zum Alpengasthof Lüsens. Und dann wieder retour nach Praxmar. Vorher allerdings wollte ich mir einmal die Magdalenenkapelle von innen ansehen. Frau Jost, Wirtin des Alpengasthofs Lüsens, öffnet die Türe zur Kapelle auf Nachfrage gerne. Und es lohnt sich: von der in wunderschönem Barock gehaltenen Kapelle aus hat man dann auch tatsächlich einen außergewöhnlichen Blick auf die steil aufragenden Berge.

Lüsens, Alpengasthof und Almhütte. Perlene am Talende.

Lüsens, Alpengasthof und Almhütte. Zwei ‚Perlen‘ am Talende.

Einmalig: Der Blick aus der Magdalenenkapelle auf den Lüsener Fernerkogel.

Einmalig: Der Blick aus der Magdalenenkapelle auf den Lüsener Fernerkogel.

Zurück in Praxmar dann eine erste ‘Sitzung‘ auf der Terrasse des Gasthauses. Sitzen, lesen und genießen hatte ich mir vorgenommen. Aber dann lud mich Luis Melmer ein, mit zur Wildfütterung zu fahren. Dieser Exkursion komme ich gerne nach. Ist Luis doch ein exquisiter Kenner seines Tals und ’seiner Tiere‘. Zudem machten wir uns mit einem Gefährt auf die Reise, das ich so noch nie gesehen hatte. Quasi ein 4-raupiger Ratrac in Miniausführung. Mit dem könnte man selbst im Wald noch fahren. Für alle, die es interessiert: Luis führt jeden Freitag Interessierte zur Wildfütterung. Start ist um 15 Uhr im Alpengasthof Praxmar.

Luis mit seinem Ratrac-ähnlichen Gefährt, mit dem man quer durch die schneebedeckte Landschaft kurven kann.

Luis mit seinem Ratrac-ähnlichen Gefährt, mit dem man quer durch die schneebedeckte Landschaft kurven kann.

Zögerlich und scheu: die Rehe des Luis Melmer. Hier aufgenommen mit der digiscope-Technik von Swarovski Optik.

Zögerlich und scheu: die Rehe des Luis Melmer. Hier aufgenommen mit der digiscope-Technik von Swarovski Optik.

Der Wildfütterungsplatz in Praxmar für Rehe und Hirsche.

Der Wildfütterungsplatz in Praxmar für Rehe und Hirsche.

So, dachte ich, jetzt beginnt die ruhigere Phase meines ersten Urlaubstages. Nach der Rückkehr sollte es dann also klappen mit dem Lesen. Aber auch daraus wurde erst mal nichts. Denn auf der Terrasse hatte sich – zu meiner großen Freude – ein berühmter österreichischer Komponist eingefunden: Professor Gerhard Wimberger samt Entourage. 

Mit Professor Wimberger (links) auf der Terrasse des Alpengasthofs Praxmar

Ein Selfie mit Professor Gerhard Wimberger (links) auf der Terrasse des Alpengasthofs Praxmar.

Der bereits 91-jährige Musikprofessor und langjähriges Mitglied des Direktoriums der Salzburger Festspiele genoss seinen Aufenthalt in Praxmar in vollen Zügen. Es entwickelte sich ein höchst interessantes Gespräch, in dem wir zum Beispiel auf sein Werk „Tiroler Bergbauer“ zu sprechen kamen. Eine „Heiratspostkantate nach anonymen Originaltexten des XX. Jahrhunderts“. Für mich eine versteckte Hymne an das Land und zudem lustig. Und wir hätten noch über Gott und die Welt diskutiert, wäre die Sonne nicht schön langsam untergegangen und die Luft zu kalt geworden, um weiter im Freien zu sitzen. Um ganz offen zu sein: Ich fühlte mich in einer Situation wie auf der Terrasse eines teuren Hotels in St. Moritz. Wunderbare Gespräche mit hochinteressanten Menschen. Wimberger blieb zu meinem Bedauern nicht in Praxmar, also vereinbarten wir ein neuerliches Treffen ‚im Tal‘.

Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was essen muss. Frisch, regional und schmackhaft. Das lass ich mir gefallen.

Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was essen muss. Frisch, regional und schmackhaft. Das lass ich mir gefallen. Apropos regionale Küche: Produkte vom eigenen Hof sind in Praxmar selbstverständlich.

So verheißungsvoll wie der Kurzurlaub begann, so entspannt ging er weiter. Vielleicht etwas zu intensiv: denn ich versuchte in den Folgetagen, die vielen Tiroler Spezialitäten der Küche des Alpengasthauses Praxmar zu verkosten. Damit war eine Absicht durchkreuzt: endlich mit dem Abnehmen zu beginnen. Aber das verschob ich angesichts der regionalen Spezereien auf die Zeit nach dem Aschermittwoch.

 

Nützliche Links:

Tourismusverband Sellraintal

Innsbruck Tourismus,
Regionsbüro Gries im Sellrain
6182 Gries im Sellrain
Tel.: +43/(0)5236/224
E-mail: gries@innsbruck.info

Skitouren im Sellraintal 

Langlaufen im Sellraintal

Busfahrplan nach Praxmar 

 

 

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