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Unvergessliche Bergerlebnisse inmitten herrlicher Tiroler Landschaften – das ist es, was viele Urlauber in und um Innsbruck suchen und finden. Das Umweltbewusstsein der Erholungssuchenden und Outdooraktivisten ist hoch. Dennoch gibt es immer wieder welche, die bestehende Regeln und Gesetze unwissentlich oder wissentlich verletzen. Das fängt schon bei einfachen Verunreinigungen an – eine Bananenschale etwa braucht 5 Jahre bis sie verrottet, Aluminiumpapier 700 Jahre und Glasflaschen gar 8000 Jahre – und reicht über allzu eifriges Pilze sammeln und Blumen pflücken bis hin zu wildem Grillen und Camping oder das Ignorieren von Fahrverboten in Schutzgebieten. Der 38-jährige Florian Tavella ist einer von jenen, die mit der nötigen Portion Zivilcourage kontrollieren, wie der Mensch mit der Natur umgeht.

Florian, welche Funktion hast du bei der Tiroler Bergwacht und was ist eure grundlegende Aufgabe?

Florian Tavella: Ich bin Bezirksleiter der Innsbrucker Bergwacht. In der Einsatzstelle sind wir gut 20 Kameraden. Ausschließlich Männer übrigens, dabei sind Damen in der Organisation durchaus willkommen! Wir fungieren sozusagen als „verlängerter Arm“ der Bezirksverwaltungsbehörde, also dem Stadtmagistrat Innsbruck; damit vor lauter Freiheitsgefühl gewisse Benimmregeln nicht außer Acht gelassen werden.

Florian Tavella ist Bezirksleiter der Innsbrucker Bergwacht

Florian Tavella ist Bergwächter mit Leib und Seele. Foto: Tamara Kainz

Ihr arbeitet alle ehrenamtlich, also ohne dafür bezahlt zu werden. Warum „tut man sich das an“?

Florian Tavella: Du hast recht, Bergwächter zu sein ist sicher keine besonders dankbare Aufgabe, weil man natürlich auch aneckt. Aber die meisten Leute zeigen Verständnis für unsere Arbeit und mir macht es Spaß, draußen in der Natur und den Bergen zu sein. Die gute Kameradschaft innerhalb unserer Truppe wiegt ebenfalls einiges auf. Dass ich mich bereits seit 16 Jahren als Bergwächter engagiere, liegt bei mir persönlich wohl an meinem etwas ausgeprägteren Pflichtbewusstsein. Fehlender Ordnungssinn auf Kosten der Umwelt war für mich immer schon ein Ärgernis. Deshalb habe ich mich dem Schutz unserer Heimat verschrieben.

Die Verrotungszeiten von Bananenschalen, Glasflaschen und Co. sind sehr lang.

Diese Grafik verdeutlicht unterschiedliche Verrottungszeiten. Fazit: Unrat hat in der Natur ganz einfach nichts verloren. Quelle: Tiroler Bergwacht

Wofür seid ihr genau zuständig?

Florian Tavella: Wir überwachen im übertragenen Wirkungsbereich mehrere Landesgesetze wie eben das Tiroler Naturschutzgesetz mit den dazugehörigen Verordnungen, das Tiroler Abfallwirtschaftsgesetz, das Landespolizeigesetz Lärmschutz oder das Tiroler Campinggesetz und andere mehr. Neben dieser Tätigkeit helfen wir bei Katastrophen, absolvieren Pistenrettungsdienste und werden fallweise zu Alpinunfällen gerufen. Sicherungsdienste bei Sportveranstaltungen und Dienste für Gemeinden werden ebenfalls von uns geleistet.

Unser Zuständigkeitsbereich erstreckt sich von den Tallagen bis hinauf in die Berge, auf eine Seehöhe von ca. 2000 bis 2500 Meter. Noch weiter oben ist dann in erster Linie die Bergrettung zuständig, die sich aber wie der Name schon sagt, mehr auf das Retten von in Not geratenen als auf das Bewachen konzentriert. Wir sind eher dort aktiv, wo sich der Großteil der Ausflugsdestinationen befinden, wo sich die Masse bewegt.

"Lieber Wanderer halt Rast, jedoch mit einer Bitt': Nimm den Abfall wieder mit"

„Lieber Wanderer halt Rast, jedoch mit einer Bitt‘: Nimm den Abfall wieder mit“, lautet die Devise auf den Rastplätzen. Foto: Tamara Kainz

Wie koordiniert ihr die Einsätze?

Florian Tavella: Wir sind in 2er-Streifen unterwegs und an der Uniform erkennbar. Anlassbedingt trifft man uns jedoch auch in zivil an. Neben den routinemäßigen Kontrollgängen werden wir oft auch direkt von Behörden auf Vergehen aufmerksam gemacht oder von Bürgern alarmiert und beginnen daraufhin mit unseren Erhebungen. Hier in Innsbruck sind unterstützend für unsere Arbeit zwei geländegängige Einsatzfahrzeuge stationiert.

Die Mindestdienstverpflichtung für einen Bergwächter beläuft sich auf 12 Dienste pro Jahr. Diese Zahl wird aber weit überschritten! Durchschnittlich absolviert ein Bergwächter rund 300 bis 400 freiwillige Stunden pro Jahr – Tag oder Nacht – je nach Erfordernis.

Der Zuständigkeitsbereich der Bergwacht erstreckt sich bis auf eine Seehöhe von ca. 2.500 Metern

Der Zuständigkeitsbereich der Bergwacht erstreckt sich bis auf eine Seehöhe von ca. 2500 Meter. Foto: Tamara Kainz

Und wie sieht es nun 2016 mit dem Umweltbewusstsein der Einheimischen und Touristen aus?

Florian Tavella: Grundsätzlich ist es sehr gut ausgeprägt, dürfen wir erfreulicherweise feststellen! Obwohl immer mehr Leute ihre Freizeit in der Natur verbringen, haben wir das Gefühl, dass die Übertretungen insgesamt rückläufig sind. Statistiken gibt es keine, aber wenn man vergleichsweise zu unserem Einsatzalltag die eine oder andere Geschichte von früher hört, dann ist der Umgang mit der Umwelt heute wirklich ein anderer.

Dennoch gibt es regelmäßig Gesetzesüberschreitungen, etwa wenn Fahrverbote ignoriert werden, Downhillfahrer die markierten Strecken verlassen und so Flora und Fauna stören und gefährden, Pilzsammler gar zu eifrig sind – erlaubt sind zwei Kilogramm pro Person und Tag – offenes Feuer in nicht zum Grillen ausgewiesenen Arealen Waldbrände verursachen oder Camper ihren Wagen einfach mitten im Wohngebiet abstellen.

Abschneider zerstören die Vegetation. Foto: Tamara Kainz

Abschneider zerstören die Vegetation. Foto: Tamara Kainz

 

Pilze sammeln ja, aber nicht uneingeschränkt.

Jeder darf wildwachsende, essbare Pilze sammeln, aber nur zwei Kilogramm pro Person und Tag in der Zeit von 7 bis 19 Uhr. Foto: Tiroler Bergwacht

 

Vorsicht, nicht alle Blumenarten dürfen gepflückt werden! Foto: Tamara Kainz

71 Pflanzenarten sind in Tirol gänzlich, 29 teilweise geschützt. Die Almrosen hier im Bild dürfen in der Regel gepflückt werden. Edelweiß, Frauenschuh oder Arnika beispielsweise, sollte man aber nicht mit nach Hause nehmen. Foto: Tamara Kainz

Warum ist letzteres problematisch?

Florian Tavella: Weil zum Beispiel ein Gaskocher ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotenzial in sich birgt. Eine Fehlfunktion kann sogar die Bewohner umliegender Häuser und Wohnungen gefährden. Zudem fehlen am Straßenrand Sanitärräume und Entsorgungsmöglichkeiten für den Müll. Innsbruck hat inzwischen mehrere Bedarfscampingplätze ausgewiesen, wo man gegen geringes Entgelt bleiben kann und trotzdem die nötige Infrastruktur vorfindet. Ideal für den Zwischenstopp, denn Wild-Campieren ist im gesamten Tiroler Landesgebiet verboten!

Grillen und Campieren ist in Tirol nur an ausgewiesenen Plätzen erlaubt! Foto: Tamara Kainz

Grillen und Campieren ist in Tirol nur an ausgewiesenen Plätzen erlaubt. Foto: Tamara Kainz

Bei Missachtung schreitet ihr ein.

Florian Tavella: Genau! Wobei wir auch nicht päpstlicher sind, als der Papst. Bei geringfügigen Vergehen belassen wir es meist bei Abmahnungen. Überhaupt zielen wir eher auf Prävention ab indem wir versuchen, die Leute zu lenken anstatt zu strafen. Aufklärungskampagnen in Schulen und Werbeoffensiven gehören deshalb genauso zu unserem Aufgabenbereich. Wenn es aber nicht anders geht, stellen wir durchaus auch Organstrafverfügungen aus oder erstatten Anzeige am Strafamt. Unsere Befugnisse reichen recht weit – notfalls sogar bis zur Festnahme. Bei der Durchsetzung unserer Amtshandlungen werden wir gegebenenfalls auch von der Polizei unterstützt.

Flora und Fauna werden etwa dadurch geschützt, dass der Sportler auf den markierten Wegen bleibt.

Flora und Fauna werden etwa dadurch geschützt, dass der Sportler auf den markierten Wegen bleibt. Foto: Tamara Kainz

War das schon einmal notwendig?

Florian Tavella: Ja.

Warum?

Florian Tavella: Das war ein Unverbesserlicher, der in einem Sonderschutzgebiet, der höchsten Schutzgebietsform, wiederholt gegen geltende Regeln verstoßen hat.

Gibt es Personengruppen oder vielleicht gar Nationen, die mit sehr positivem oder negativem Verhalten in der Natur herausstechen?

Florian Tavella: Nein, nicht wirklich. Wie vorhin schon erwähnt ist es in der Tat so, dass die Leute ihren Müll fast immer wieder einpacken, geschützte Pflanzen in Ruhe lassen und auf den markierten Wegen bleiben. Zum Glück, denn nur gemeinsam gelingt es uns, dass auch die nachkommenden Generationen noch eine intakte Tiroler Umwelt vorfinden. In diesem Sinne viel Spaß beim Spazieren und Wandern, denn es gibt doch nichts Schöneres, als in der Natur echte und unberührte Landschaften vorzufinden!

Nur gemeinsam gelingt es, die intakte Tiroler Natur zu erhalten. Foto: Tamara Kainz

Nur gemeinsam gelingt es, die intakte Tiroler Natur in ihrer Vielfalt und Schönheit zu erhalten. Foto: Tamara Kainz

Grundsatz der Tiroler Bergwacht

Der Schutz der Personen und des Eigentums an Feld-, Alp- und Waldgut, alpinen Schutzhütten, deren Einrichtung und Zubehör sowie die Instandhaltung der Verunreinigung oder Verunstaltung der Gegend durch Herumwerfen und Liegenlassen von Gegenständen, insbesondere insofern die Gefährdung, Verletzung oder Verunreinigung mit einer sportlichen Betätigung oder dem Ausflugsverkehr im Zusammenhang steht.

Dies hat sich seit der Gründung der Tiroler Bergwacht im Jahr 1927 nicht geändert. Es werden nur die gesetzlichen Bestimmungen an die Zeit angepasst bzw. geändert.

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