
Im Herzen des Tiroler Inntals, nur wenige Kilometer westlich von Innsbruck, liegt das beschauliche Dorf Flaurling. Wer hier unterwegs ist, kann mehr entdecken als beeindruckende Bergblicke und bäuerliche Idylle. Eine besondere Wanderung – die sogenannte Kapellenrunde – verbindet kulturelles Erbe, religiöse Geschichte und eindrucksvolle Landschaft zu einem stillen Erlebnis abseits großer Pfade.
Die Route ist rund fünf Kilometer lang und führt mit sanften 200 Höhenmetern durch die Weilerdörfer rund um Flaurling. Was diesen Weg so besonders macht, sind die sieben Kapellen, die wie kleine Wegmarken den Pfad säumen – jede mit ihrer eigenen Geschichte, teils über Jahrhunderte alt.
Der Beginn der Wanderung
Der Rundweg beginnt bei der barocken Pfarrkirche im Dorfzentrum und führt gleich zu einem besonderen Ort spiritueller und künstlerischer Bedeutung: dem Kalvarienberg. Hier begleiten elf offene Bildstöcke mit ausdrucksstarken Mosaiken von Herbert Wachter den Kreuzweg hinauf zur Kalvarienbergkapelle – eine architektonisch schlichte, aber atmosphärisch dichte Kapelle mit weitem Blick über das Inntal. Vor allem in den frühen Morgenstunden ist dieser Ort ein stilles Erlebnis.
Die Bärfallkapelle: Ein Ort der Ruhe
Weiter führt der Weg in den Weiler Bärfall, wo die gleichnamige Kapelle zwischen den Höfen liegt. Dieser einfache, gemauerte Bau mit Satteldach und kleinem Dachreiter wurde in den letzten Jahren liebevoll von der Dorfgemeinschaft restauriert. Die Kapelle dient als Ort der stillen Einkehr und spiegelt die tiefe Verbundenheit der Bewohner mit ihrer Geschichte und Tradition wider. Von hier aus kann man weit bis nach Innsbruck blicken.
Der Schwaighof - höchster Punkt
Der Weg führt weiter in den kleinen Weiler Fritzens – wohlgemerkt nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Gemeinde östlich von Innsbruck. Hier steht eine weitere schlichte Kapelle, etwas erhöht mit freiem Blick hinab ins Inntal. Kein Prunk, keine aufwendigen Verzierungen – vielmehr strahlt dieser Ort eine stille Würde aus, wie man sie auf dieser Runde immer wieder erlebt.
Ein Stück weiter bergauf erreicht man den Schwaighof, den höchsten Punkt der Kapellenrunde auf rund 851 Metern Seehöhe. Hier steht die Schwaighofkapelle – ein stiller Zeuge der religiösen Vergangenheit der Region. Der kleine, gemauerte Bau mit rundem Chorabschluss, Satteldach und geschindeltem Dachreiter stammt aus dem späten 18. Jahrhundert und steht seit 2015 unter Denkmalschutz. Innen überrascht ein tonnengewölbter Raum mit einem gemalten Altarbaldachin – ein feines Detail, das man in dieser Abgeschiedenheit nicht erwarten würde. Auch hier wird klar: Diese Kapellen erzählen keine großen Geschichten, aber sie lassen einen spüren, wie tief Spiritualität, Landschaft und Gemeinschaft in Flaurling miteinander verwoben sind.
Weiter zur Ramkapelle
Von hier führt der Weg der Kapellenrunde wieder talwärts, hinunter in den Weiler Ram. Eingebettet in die sanfte Hanglage steht dort eine kleine Marienkapelle – heute bekannt als Ramkapelle –, die nicht nur architektonisch, sondern auch historisch von besonderer Bedeutung für die Gemeinde ist. Errichtet wurde sie im Jahr 1815, nachdem sich am 20. Juli desselben Jahres ein außergewöhnliches Ereignis zugetragen haben soll: Laut Überlieferung erschien an diesem Sommertag die Muttergottes auf einem Felsen ganz in der Nähe des heutigen Standorts. Diese Marienerscheinung bewegte die Dorfbewohner zutiefst – als Zeichen des Glaubens und der Dankbarkeit wurde an jenem Ort eine Kapelle erbaut, die seither als Ort des Gebets und der stillen Erinnerung dient.
Am Rande des Dorfes befindet sich die Ländkapelle, die 1770 von einem Schmied errichtet wurde. Nach einer schweren Augenverletzung vertraute er sich der Waldraster Madonna an und versprach, im Falle seiner Heilung, eine Kapelle zu ihren Ehren zu bauen. Die Kapelle steht bis heute als Zeugnis von Glauben und Dankbarkeit.
Ein Schloss am Weg
Nach einem letzten stillen Bogen – vorbei am charmanten [/notrans]Risschlössl[/notrans] und der daran angeschlossenen Riskapelle – führt der Weg zurück zur Pfarrkirche im Herzen von Flaurling. Und mit jedem Schritt zurück ins Tal scheint man auch selbst ein wenig verwandelt: ruhiger, gegenwärtiger, vielleicht sogar innerlich ein kleines Stück weitergereist.
Die Kapellenrunde in Flaurling ist mehr als nur eine Wanderung. Sie ist ein stilles Gespräch mit der Landschaft, ein Streifzug durch gelebte Geschichten und ein besonderes Erlebnis für all jene, die mit offenem Blick und offenem Herzen unterwegs sind. Für Fotograf:innen eröffnen sich hier zahllose kleine Wunder – im Spiel des Lichts, in liebevollen Details, in der Atmosphäre. Und für alle anderen: ein Ort, um durchzuatmen und einfach da zu sein.
Alle Fotos © Danijel Jovanovic Photography – www.djphotography.at
Instagram: @danijeljovanovicphotography
Facebook: Danijel Jovanovic Photography
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Berufsfotograf aus Innsbruck, Naturmensch und Tierliebhaber.
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