Grünwalderhof Patsch

Wilder Mann, Isserwirt und Grünwalderhof: Das sind die 3 Tiroler Wirtshaus-Legenden schlechthin im südlichen Innsbrucker Mittelgebirge. Häuser mit einer uralten Geschichte und einem Interieur, das locker mit dem eines Volkskunstmuseums mithalten könnte. Die Küche? Allerfeinste regionale, präziser gesagt „Tiroler Küche“. Kurzum: hier wird die Tiroler Wirtshauskultur auf höchstem Niveau zelebriert.

Schon als Student zog es mich magisch zu diesen drei Institutionen ins Mittelgebirge. Mit dem Postbus oder mit der Igler Bahn gelangte ich schon damals schnell und elegant auf die erhöhte Talstufe am Fuß des Patscherkofels, ‚Mittelgebirge‚ genannt. Das ist und war eigentlich immer eine Ideallösung, musste ich doch weder die Achtel noch die Schnäpse zwecks Promillebestimmung zählen.

Ich bin heute noch immer fasziniert von den einzigartigen Zirbenstuben, den massiven Tonnengewölben und der langen, meist faszinierenden Geschichte dieser drei Häuser. Und vor allem von deren unvergleichlichen Speisekarten, die der Tradition genauso verpflichtet sind wie die tirolerisch-herzliche ja beinahe freundschaftliche Gastlichkeit der Wirtsfamilien.

Zirbenstube beim 'Isserwirt': Gediegene Gastlichkeit in einzigartiger Atmosphäre

Eine der Zirbenstuben beim ‚Isserwirt‘: Gediegene Gastlichkeit in einzigartiger Atmosphäre

Es überrascht kaum, wenn ich hier verrate, dass alle drei Wirtshäuser mit einem heute noch sichtbaren Band verbunden sind: es ist die ehemalige Salzstraße, die von Hall in Tirol in Richtung Brenner geführt hatte. Übrigens meist auf der Trasse der noch älteren Römerstraße. Und entlang dieser Straße siedelten natürlich Zollstationen, Herbergen, Gasthäuser, Schmiede, Wagner und andere Handwerker. Eine historische Perlenschnur, auf der diese 3 Wirtshäuser mit ihrer erlesenen Wirtshauskultur aufgereiht sind.

Der Isserwirt in Lans: Gastlichkeit seit 700 Jahren

Aus einer ehemaligen, von Kaiser Maximilian mit einem Mandat ausgestatteten Zollstation – dem Isserhof – ist eines der renommiertesten Tiroler Wirtshäuser erwachsen. Man möchte es kaum glauben: Seit 700 Jahren (!) führt die Familie Raitmayr ununterbrochen das im Jahre 1313 gegründete Haus. Derzeit ist die 15. Generation am Werk. Eigentlich reif für’s Guinnes-Buch der Rekorde.

Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann. Besser als mit diesem Kinderreim kann die Bandbreite der Gäste des Isserwirtes nicht geschildert werden. Hier stiegen Könige genauso ab wie Adelige oder arme Fuhrleute. An der ,Mischung‘ der Gäste hat sich bis heute übrigens kaum etwas geändert: Präsidenten (wie der österr. Bundespräsident Heinz Fischer) und gekrönte Häupter (wie die schwedische Königin Silvia) kehren beim Isserwirt genauso zu wie einfache Bürger und Bauern. Beim Isserwirt verfasste übrigens der berühmte österreichische Dichter Georg Trakl einige seiner bekanntesten Gedichte. Wobei er seine Leber ruinierte.

Der Isserwirt an der ehemaligen Salzstraße. In den Gebäuden im Hintergrund gingen lange ein Schmied und ein Wagner ihrer Arbeit nach.

Der Isserwirt an der ehemaligen Salzstraße. In den Gebäuden im Hintergrund gingen lange ein Schmied und ein Wagner ihrer Arbeit nach.

Der Isserwirt nimmt auch einen speziellen Platz in der Tiroler Geschichte ein. Im Jahre 1809 dienten die verschwiegenen Stuben und Kammern des Hauses einigen insurgenten Tirolern als konspirativer Treffpunkt. Andreas Hofer, Josef Speckbacher, Pater Joachim Haspinger, Josef Ignaz Straub und Peter Mayr stimmten beim Isserwirt ihre zumindest anfänglich höchst erfolgreiche Schlacht-Strategie gegen die Truppen Napoleons ab.

Die Bodenständigkeit des Isserwirtes äußert sich nicht nur in historischen und literarischen Reminiszenzen. Oder den kunstvoll gestalteten Zirbenstuben und den wunderschönen Erkern. Überzeugende Bodenständigkeit war und wird noch immer auf der Speisekarte manifestiert. Beim Isserwirt verdeutlicht sie die Verbundenheit mit der näheren Umgebung und mit Tirol. Lokale Produkte wie Fleisch, Kartoffeln oder Milch aus der Nachbarschaft sind für die Familie Raithmayr die selbstverständliche Grundlage ihrer Tiroler Küche. Was ich persönlich übrigens besonders empfehlen möchte: das unvergleichliche Blunzengröstl des Hauses.

Der Wilde Mann in Lans: Das Wirtshaus mit der Haube

In Rufweite vom Isserwirt erhebt sich ein weiteres, massives Gebäude. Ganz so, als wäre es dem eigenen Namen verpflichtet: Der „Wilde Mann“. Bereits im Mittelalter war der Standort des Gasthofs eine wichtige Raststätte an der Salzstraße bzw. an der Römerstrasse auf dem Weg nach Süden. Von Frau Kommerzialrat Paula Schöpf zu einer der bekanntesten Tiroler Gaststätten ausgebaut, wird der Wilde Mann seit 1985 als Familienbetrieb von Sieglinde Schatz gemeinsam und erfolgreich mit ihrer Tochter Regina geführt.

Das riesige Gebäude wird seinem Namen gerecht: Der Wilde Mann in Lans

Das riesige Gebäude wird seinem Namen gerecht: Der Wilde Mann in Lans.

Seit Generationen schon steht der Wilde Mann für gepflegte Gastlichkeit und eine herausragende Küche, seit Jahren mit einer Gault-Millau Haube gekröntWaren es früher vor allem Innsbrucker Bürger, die Küche und Keller des Wilden Mannes über alles schätzten, so ist tut das heute ein internationales Publikum. Und dabei fehlen auch die wirklich Berühmten nicht. So stieg zum Beispiel der ehemalige Schah von Persien, Reza Pahlevi, jeweils anlässlich der Olympiade in Innsbruck mit Gefolge im Wilden Mann ab.

Es ist eine selbst für Tiroler Verhältnisse seltene Kombination, die den Wilden Mann in der heutigen Zeit so überaus reizvoll macht. Viele der in der Küche verarbeiteten Produkte stammen aus der eigenen Landwirtschaft. Regionale Küche wird hier also nicht zur praktiziert, sie wird sozusagen gelebt.

Schinken mit Plattln: eines der wunderbaren, regionalen Gerichte im Wilden Mann

Schinken mit Plattln: eines der wunderbaren, regionalen Gerichte im Wilden Mann

Eine typische Tiroler Speise hatte es mir im Wilden Mann schon immer angetan: der hausgemachte Schinken mit Tiroler Plattln. Gefolgt von meiner Leib- und Magenspeise, der Tiroler Leber. Besser kann eine Kalbsleber mit Speck, Kapernrahmsauce und Schupfnudeln wohl kaum zubereitet werden. Einerseits tirolerisch-rustikal, andererseits aromatisch und vor allem geschmacklich perfekt zubereitet. Ähnlich sieht es auch der Restaurantkritiker Gault-Millau: „Da liegt auch die Stärke des Wilden Mannes: im Regionalen und Traditionellen, gerne auch üppig und deftig. Die Ausflüge in die mediterrane Küche kann man sich hier ruhig sparen.“

Der Grünwalderhof in Patsch: Adel verpflichtet

Der Grünwalderhof kann seine 'adelige Herkunft' nicht verleugnen. Auch nicht dass hier einst Postkutschen Station machten.

Der Grünwalderhof kann seine ‚adelige Herkunft‘ nicht verleugnen. Auch nicht, dass hier einst Postkutschen Station machten.

Auch die dritte ‚Wirtshaus-Legende‘ des Mittelgebirges, der Grünwalderhof in Patsch hat eine uralte Geschichte. 1550 wurde hier ein „Wirt am Grünwald“ urkundlich erwähnt. Seinen adeligen Touch erhielt der Hof aber mit dem Erwerb durch die Familie Thurn und Taxis, die aus dem Haus einen Ansitz machten. Was kaum verwundert: An diesem wundersamen Ort ist man von einem Panorama umgeben, das selbst für Tiroler Verhältnisse außergewöhnlich ist. Es reicht von der Serles über die Gletscher des Stubai bis hin zur Zugspitze und zur Nordkette.

Das wahrhaft atemberaubende Panorama von der Terrasse des Grünwalderhofes aus betrachtet.

Das wahrhaft atemberaubende Panorama von der Terrasse des Grünwalderhofes aus betrachtet.

Heute noch atmet das Interieur des Hauses in einem eigenen Takt, in quasi „adeligem Rhytmus“. Man würde sich kaum wundern, wenn plötzlich ein berittener Bote zur Tür hereinkäme oder eine Truppe ruppiger Landsknechte nach Bier verlangte. Vor allem nicht in der denkmalgeschützten ‚Thurn und Taxisstube, die auf mich immer wieder wie eine Zeitkapsel wirkt. Hier ist die Zeit tatsächlich stehen geblieben.

Die Thurn und Taxisstube im Grünwalderhof: Feiern inmitten eines mittelalterlichen Ambientes

Die Thurn und Taxisstube im Grünwalderhof: Feiern inmitten eines mittelalterlichen Ambientes.

Im Grünwalderhof sind Widmungen noch in Öl auf Holz festgehalten.

Im Grünwalderhof sind Widmungen noch in Öl auf Holz festgehalten.

Es ist kein Wunder, dass dieser wunderschön gelegene Gasthof immer wieder für Hochzeitsfeiern auserwählt wird. Man könnte dies allein mit der Lage inmitten einer atemberaubenden Landschaft begründen. Das ist aber nur ein Teil der Attraktion. Der andere ist die hervorragende Küche, die diese Wirtshaus-Legende adelt. Und was mich als überzeugten Anhänger regionaler Produkte so freut: Auch hier huldigt man einheimischer Qualität und regionalen Speisen. Adel verpflichtet eben!

Das Schweinsbratl und das Milchkalbl stammen aus Neustift im Stubaital, ebenso wie das Marend, das aus Speck, Graukäs und Bauernbrot besteht. Käse und Butter sind von der Schlicker Alm. Ein Bauer aus Thaur bringt Radieschen und Salat. Schnittlauch und Kräuter kommen aus dem hoteleigenen Garten des Grünwalderhofs. Und Erdbeeren im Winter? Fehlanzeige. Stattdessen gibt’s Moosberen. Selbstgepflückt im wunderbaren Stubaital.

Meine Empfehlungen

Vorreservierungen für alle drei Häuser sind empfehlenswert.

„Drei auf einen Streich“. Alle drei Wirtshauslegenden können im Rahmen einer Tagestour besucht werden. Die Links: Isserwirt, Wilder Mann, Grünwalderhof

– Benützen Sie die in Innsbruck hervorragenden öffentlichen Verkehrsmittel. Den Grünwalderhof erreichen Sie mit dem Bus 4141 von Innsbruck aus. Die Weiterfahrt nach Lans ist via Igls, wo Sie in den Olympiaexpress umsteigen, ganz einfach. Und die Heimfahrt von Lans kann entweder per Bus oder mit der Igler-Bahn erfolgen.

 

 

Ähnliche Artikel