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Endlich Frühling! Kaum lädt die Sonne in Innsbruck und rundum zum Flanieren ein, mag man dann aber auch wo rasten und sich laben. Zünftig, fürstlich, extraordinär – oder auch ganz heimlich? Neben Altbekanntem lässt sich da wieder mal was Neues finden – gleich fünf frische Hotspots hat die Alpenstadt zu bieten: funkelndes Streetfood aus Fernost, eine kleine, versteckte Konditorei, eine aufmüpfige Kaiserin, eine ganz grüne Pizzeria und sogar ein stylisches Steampunk-Spaceship. Es folgen: dringende Empfehlungen für den nächsten Spaziergang.

Little Asia @ Koi Street Bar

Das Déjà-vu ist tatsächlich eines: Die Koi Bar am Lanser See hat bei der Innsbrucker Markthalle nun ein fesches Streetfood-Standl stehen. Am Eingang schillert dort der (für Catering mietbare) „Show Stopper“ in der Sonne und bittet mit koreanischen Köstlichkeiten zu Tisch. Vorn lacht die Michaela, und hinten schwingt der Lutfur den Löffel. Als ich nach ein paar kleinen Kostproben von der Karte wissen will, warum er eigentlich so gut kochen kann, zwinkert er nur: I know some things! Und sogar Frau Lim, hier Kundin, aber sonst selbst koreanische Köchin, notiert auf einer Stoffserviette: Kimchi hier schmeckt gut – Korean approved! Neben dem Kimchi Stew gibt’s aber auch Korean Ramen, Knuspriges vom Huhn, Gezupftes vom Schwein oder Veggie Dhal. Auf Wunsch mit reichlich Koriander, alles to go, und selbst Kartenzahlung ist gar kein Problem. Wer dann doch auf ein, zwei Prosecco sitzenbleibt, notiert sich schon heimlich die Kochkurse im Kalender, die da demnächst im Koi Lans geboten werden.

Cremefüllung @ Tante Ina’s Konditorei

Ein unscheinbarer Hinterhof in Pradl. Aber halt, hier liegt Süßes in der Luft! Unlängst haben Christine (dank Nichte aka Tante Ina) und Patrick sich in der altehrwürdigen Bäckerei Walter der klassischen Konditorei verschrieben. Eine ältere Dame hält mir hilflos die Tür zu Tante Ina’s auf: Sie spiele schon mit dem Gedanken wegzuziehen, weil die Torten hier gar so unverschämt gut sind. Der Mokka-Kardinal, der original gezogene Wiener Apfelstrudel, das Punschkrapferl spezial (mit Himbeer-Schoggi statt Fondant), die knusprigen Cremeschnitten – und dann die Sachertorten erst!

Dass ich eigentlich kein Tortenfan bin, habe ich längst schon vergessen. Nur Convenience hat trotz guter Auswahl in der kleinen Theke keinen Platz: Wir sind so saisonal und regional wie möglich! Nur die 360 Freilandeier pro Woche kann bis jetzt noch kein Tiroler Bauer liefern. Sei’s drum, sage ich und lasse mir ein pinkes Punschkrapferl einpacken. Am Ausgang halte ich dem nächsten Herrn die Tür auf, komplimentiere die Konditorwaren und werde damit selbst die alte Dame von vorhin. Ein Glück nur, dass ich doch etwas weiter weg wohne.

Kaiserin im neuen Kleid @ Mariatheresia

Da grinst sie, die Kaiserin: mariatheresia nennt sich das ehemalige Theresienbräu Ecke Landhausplatz seit Kurzem und macht dort auch sonst alles anders. Vom ehemals schäbigen Bierschuppen sind höchstens noch Erinnerungen übrig, stattdessen klotzt der Laden nun mit Eleganz – und Entertainment! In der Eventlocation-Wüste der Landeshauptstadt ein längst überfälliger Lichtblick: Das größte Pubquiz der Stadt, einen Pop-up-Space für diverse Überraschungen, einen Chef’s Table mit wechselnden Gastköchen, einen gemütlichen Gastgarten, ein ganzes Stockwerk für private Feiern und regelmäßig lokale Livemusik verspricht mir der sympathische Geschäftsführer Selle beim Lokalaugenschein. Sonntags gibt’s Kinderprogramm, und sogar ein eigener Kunst- und Kulturverein soll kommen!

Mit Anfang März startet das vielschichtige Rahmenprogramm, kulinarisch kann sich die Kaiserin allerdings jetzt schon sehen lassen: Ein täglich wechselnder Mittagstisch für Feinschmecker, dazu hausgemachte Limonaden, danach ein Espresso Italiano, und abends gibt’s dann den Sundowner im Schanigarten. Regional und nachhaltig sind doch sowieso selbstverständlich, lächelt Selle und lässt Hoffnung schöpfen: Womöglich hat Innsbruck jetzt endlich wieder einen zentralen Hotspot für Jedermensch. Das wäre ja wirklich die Krönung.

Pizza perfetta @ Meow Pizzeria Verde

Es gibt viele Arten, Pizza zu machen. Die meisten sind okay. Manche sind außergewöhnlich gut. Und ganz wenige machen sogar sprachlos. Mir ist das kürzlich in der Meow Pizzeria Verde passiert, weil dort ist alles komplett vegan. Also ohne Mozzarella, Ricotta, Prosciutto, Salsiccia, ganz ohne Italien, könnten man jetzt maulen. Aber Klappe halten und erst mal kauen, sage ich da nur. Auch mir selbst, als ich mir dort (eh sakrisch skeptisch) meine allererste vegane Pizza kommen lasse. Aber siehe (und schmecke) da: 48 Stunden selbstfermentierter Hefeteig, köstlicher Cashew-„Cheese“, Champignons und Räuchertofu, dazu feiner Trüffel-Glacé und überhaupt. Hier ist Italien nicht sauer, sondern eher mächtig stolz: Mama mia(u), es geschehen doch noch Wunder auf der Welt! Als ich den federführenden Pizzaiolo Marco am Holzofen zur Rede stelle, sortiere ich mir mein schönstes Italienisch zusammen: Grazie mille per questa esperienza straordinaria, tornerò presto! Der Ragazzo lässt lachend den Teigfladen fliegen und freut sich: Wieder ein neuer Katzenfan.

Steampunk Spaceship @ The Iron Chef

Mein letzter Halt verschlägt mich nach Kematen, acht Minuten mit der Bahn westwärts. Im noch ziemlich neuen Industriegebiet ist dort ein Steampunk Spaceship gelandet, das man selbst einmal gesehen (und gegessen) haben muss. Hat man die schneidige Space-Kantine The Iron Chef erst mal gefunden, betritt man eine völlig andere Welt. Den Steampunk-Stil kann man sich in etwa so vorstellen wie eine ferne Zukunftsutopie, aber angetrieben von Dampfmaschinen. The Iron Chef folgt dieser Idee bis ins letzte Detail, und auch der sympathische Smutje (Schiffskoch) Daniel macht seine Sache gut: ein täglich wechselnder Mittagstisch (bis 14 Uhr) mit drei Gängen, Salatbeilage und fairem Preis (12,90 Euro). Die Wochenkarte gibt’s vorab via Mailverteiler, und mit nahem Bahnhof und eigener Autobahnabfahrt steht man heißhungrig auch ziemlich ratzfatz beim Raumschiff.

Ab halb vier gibt’s dann Gutes vom Grill, Burger, Steaks und gern auch mal etwas länger Livemusik. Weil’s hier draußen keine hellhörigen Anrainer gibt, grinst der bärtige Smutje und empfiehlt mir Skullfire am 10. Mai, das geplante Sommerfest und immer mal wieder einen Blick in den Freizeit-Tirol-Eventkalender.

Fotos: Sämtliche Beweisbilder im Beitrag wurden vom Autor bei seinen Spaziergängen geschossen.

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