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03. November 2014
Originalsprache des Artikels: Deutsch

Rote Wangen im goldenen Herbst

In Innsbruck klopft der Herbst an und Herr Vil Joda geht törggelen. Ordentlich völlern in geselliger Runde, dazu ein Glas Rotwein und Kastanien. Ursprünglich ein Festmahl der Winzer für seine Mitarbeiter ist es heute Ausdruck der Gemütlichkeit in Tirol.

Törggelen, damals und heute

Eigentlich ist es eine Südtiroler Sitte, das Törggelen. Das Wort stammt von „torculus“ und steht für Weinpresse. Mit Torkeln hat es also nichts zu tun, auch wenn es damit endet. Machen wir uns bitte nichts vor! Früher war es ein Brauch nach der Weinlese: Der Weinbauer lud seine Erntehelfer nach getaner Arbeit zum Essen ein. Heute meinen wir damit ein Treffen von geselligen Menschen in urigen Gasthäusern und das nicht nur in Südtirol.

BauernKultur

Zum Törggelen gehörten damals Speck, Hartwurst (Kaminwurzen) und Roggenbrot als Hauptgericht, gefolgt von gerösteten Kastanien (Keschtn), Nüssen (Nussn) und Kirchtagskrapfen. Dazu reichte der Weinbauer Traubenmost (Nuier), meist aus den ersten Tagen der Gärung, oder Tresterwein (Leps). Alles, was die Bauern so hatten und alles, was das Land uns schenkte.

Sauerkraut, Schweinsbraten, Semmelknödeln und Kirchtagskrapen entstehen in der Küche des Burenwirts als wichtige Zutaten fürs Törggelen.

Sauerkraut, Schweinsbraten, Semmelknödeln und Kirchtagskrapfen entstehen in der Küche des Burenwirts als wichtige Speisen fürs Törggelen. Foto: Vil Joda.

WirtshausKultur

Je nach Region und Interpretation des Wirts oder persönlichem Geschmack gehören heute zum Törggelen als Hauptgericht: Kürbiscremesuppe, Gerstelsuppe, Schweinsbraten, Surfleisch (Geselchtes), gebratene Rippen (Rippelen), Würsteln, Sauerkraut und Knödeln – eine Schlachtplatte quasi. Die Nachspeise sieht auch heute noch gleich aus. Getrunken wird, was einem schmeckt, ob Rotwein, Bier oder Traubenmost. Verdauungshilfe ist ein Schnapsl, obwohl dieses die Verdauung hemmt. Wen interessierst?

KulturMaßstab

Der Burenwirt ist eine besondere Innsbrucker Identität im Stadtteil Hötting; auch wenn er von einem Steirer geführt wird. Außerdem gibt´s da noch eine Südtirolerin: Sie muss ja wissen, wie das mit dem Törggelen so funktioniert und setzt einen echten Maßstab in der Stadt: Alfred, der Steirer, und Ingrid, die Südtirolerein, bieten ihren Gästen bodenständige Küche, große Portionen, eine ordentliche Auswahl an Wein und Bier – alles zu fairen Preisen. Beide sind sehr herzlich und sie stehen immer selbst in ihrer Kulturstube, in der es auch Zithermusik gibt. Angefangen haben sie irgendwie in einem Würstelstand in der Maria Theresien Straße. Seitdem es gefunkt hat, wurde auch der Burenwirt 2007 wiederbelebt. Davor stand das Haus 6 Jahre lang leer.

In der Nichtraucherstube im Burenwirt ist es gemütlich.

Auch in der Nichtraucherstube im Burenwirt ist es gemütlich. Foto: Vil Joda.

 

In der Raucherstube im Burenwirt ist es mindesten genau so schön, ja fast schon kitschig.

In der Raucherstube ist es mindestens genau so schön, ja fast schon kitschig. Foto: Vil Joda.

ZwischenStopp

Das Gasthaus gibt es seit 1900; sein Name entstand zu Zeiten der Burenkriege in Südafrika. Schlaue Wirtsleute wussten die Soldaten, welche von Holland über Innsbruck anreisten, in den Burenwirt zu locken. Auch wenn es ausgelatscht klingt: Der Name war wirklich Programm. Geblieben sind Tradition und die Erinnerung an eine kriegerische Geschichte; die einzige Schlacht beim Törggelen findet jedoch auf der Schlachtplatte zu Tische statt.

Der Burenwirt, das legendäre Haus in Hötting, in dem Alfred und Ingrid wirken.

Der Burenwirt, das legendäre Haus in Hötting, in dem Alfred und Ingrid quasi wirken. Foto: Vil Joda.

Burenwirt von damals

Die schlauen Wirtsleute von 1900 wussten genau, wie sie die Burenvölker in ihr Gasthaus lockten. Foto: Vil Joda.

ZuTischBitte

Der Burenwirt ist eines von vielen Häusern in der Hauptstadt der Alpen, in denen ihr törggelen könnt. Fündig werdet ihr schnell, denn fast jedes Traditionsgasthaus weiß, was es im Altweibersommer zu tun hat. Der Herbst färbt die Blätter golden und der Wein die Wangen rot. Törggelen oder Torkeln? Völlig egal, denn es ist gesellig.
Lasst es euch gut gehen!

Das ist er höchstpersönlich: Chef Alfred lacht und freut sich, als er die Gerstelsuppe abschmeckt.

Das ist er: Chef Alfred lacht und freut sich, als er die Gerstelsuppe abschmeckt. Foto: Vil Joda.

Zu langsam solltet ihr nicht sein. Kaum einer kann es erwarten, so begehrt sind die Kastanien. Foto: Vil Joda.

Zu langsam solltet ihr nicht sein. Kaum einer kann es erwarten, so begehrt sind die Kastanien. Foto: Vil Joda.

 

Koordinaten:

Zum Burenwirt
Alfred und Ingrid
Dorfgasse 9
A – 6020 Hötting
Hauptstadt der Alpen

Öffnungszeiten:

  • Mo/Mi/Do/Fr: 16.00 – 24.00 Uhr
  • Sonn- und Feiertag: 10.00 – 24.00 Uhr
  • Dienstag: Ruhetag
  • Donnerstag: Zithermusik mit Sabine Laimböck

Reservierung empfehlenswert:
M: +43 650 9830016

Auf der Visitenkarte des Burenwirts steht:
Auf Dein Kommen freuen sich Ingrid und Alfred!

 

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