Wie doch alles zusammenpassen kann! Bereits zum fünften Mal gastierten in der zweiten Oktoberhälfte die besten jungen Volksmusikanten aus dem Alpenraum auf Innsbrucks Plätzen und Gassen. Sie lockten von 18. bis 20. Oktober mit ihrer Musik, mit Gesang und Fröhlichkeit tausende Zuschauer in die Altstadt. Und heuer traf es sich sogar, dass ein Symbol der Innsbrucker Gasthauskultur just am selben Wochenende die zwölfte Wiederkehr seiner ‚Auferstehung‘ feierte. Ein Umstand, der mit Volksmusik gefeiert werden musste.
Aufg’horcht, die Präsentation unverfälschter Volksmusik in der Innsbrucker Altstadt lockte wieder tausende Besucher an. Bild: Tiroler Volksmusikverein/Thomas Erichsen
Urklang der Alpen
Einen Oktober ohne dieses vom Tiroler Volksmusikverein veranstaltete Innsbrucker Volksmusik-Fest will ich mir gar nicht vorstellen. Alle zwei Jahre findet der „Alpenländische Volksmusikwettbewerb“ um den „Herma Hastelsteiner-Preis“ statt. Auch in den Jahren dazwischen – also heuer – müssen wir nicht auf jene Musik verzichten, die der deutsche Tondichter Max Bruch völlig zurecht als „innig, original und schön“ rühmte. Duos, Trios, Quartette oder ganze Musikgruppen aus dem Alpenraum – insgesamt etwa 150 Musikantinnen und Misikanten folgten heuer wieder der Einladung nach Innsbruck. Das Motto ist bereits bestens bekannt: „Aufg’horcht in Innsbruck – Volksmusik erobert die Stadt“. Sehr zur Freude jener, die Volksmusik als eine Art Ur-Klang der Alpen empfinden.
Das Goldene Dachl zieht Volksmusikanten und Volksmusik-Fans magisch an.
Die „Lange Nacht der Volksmusik“
Gemeinsam sind sie ein echtes Volksmusik-Energiepaket: Sonja und Peter Margreiter.
Die beiden ‚Masterminds‘ hinter dieser volksmusikalischen Klangwolke, Sonja Steusloff-Margreiter und ihr Mann Peter, beide selbst exzellente Volksmusikanten der „Stubaier Freitagsmusig„, sorgen immer wieder für Staunen unter den Fans der unverfälschten Volksmusik. Seit 2014 wird die ‚Eroberung‘ der Stadt durch die Volksmusik praktiziert. Da schwärmen die Musikanten aus, geigen und singen auf den Plätzen und Straßen der Innenstadt auf. Sogar musikalische Flashmobs im Kaufhaus Tyrol standen schon am Programm. Heuer haben die beiden in Zusammenarbeit mit dem ORF-Landesstudio Tirol eine ‚Lange Nacht der Volksmusik’ organisiert. Um dann am letzten Tag, dem Sonntag, die bekanntesten Gasthäuser in der Innsbrucker Innenstadt in ihr Programm mit einzubeziehen. Quasi eine Rückkehr der heimatlichen Klänge an einen der Orte ihres Entstehens. Denn ich behaupte, die Volksmusik ist auch – und vor allem – in den Wirtshäusern entstanden.
Weisen und Speisen
Das Aufspielen auf Plätzen und Straßen der Altstadt hat sich inzwischen zu einem fixen Bestandteil des Innsbrucker Herbstprogramms entwickelt. Attraktiv ist dabei nicht allein die Musik. Verpflegungsstände sorgen dafür, dass nicht nur Weisen sondern auch Speisen aus dem Alpenraum dargeboten werden. Da gibt’s Krapfen in jeder Spielart, Schupfnudeln oder auch ein Pilzrisotto, das mir vorzüglich geschmeckt hat.
Aus Datenschutz-Gründen ist dieser Inhalt ausgeblendet. Die Einbettung von externen Inhalten wird nach Zustimmung in den Datenschutz-Einstellungen aktiviert.
Es ist die Wirkung der Volksmusik auf die Zuhörer, die mich immer wieder überrascht. Man muss beileibe kein Volksmusik-Fan sein um zu sehen, wie fröhlich und entspannt die Menschen schon nach einigen Takten sind. Für mich ist es ein ‚Grundrauschen‘ dieser Musik, das die Menschen anspricht. Wie diese Musik auf Kinder wirkt, habe ich in einem kleinen Video festgehalten. Ein kleines Mädchen kann seine Begeisterung nicht zurückhalten und tanzt zu den Klängen der „Teldra Soatngsonggitschn“ aus Südtirol ein Rundtänzchen. Da ist es nur logisch, dass selbst vor dem Goldenen Dachl zur Feier des Tages ausgiebig das Tanzbein geschwungen wurde.
Aus Datenschutz-Gründen ist dieser Inhalt ausgeblendet. Die Einbettung von externen Inhalten wird nach Zustimmung in den Datenschutz-Einstellungen aktiviert.
Tanzen und Volksmusik gehören zusammen.
Ein Ständchen zum Jahrestag der Wiedergeburt des Burenwirtes
Ich will noch von einer Überraschung erzählen, die ich 2012 erlebte. Es war Rosenmontag und ich wollte im Burenwirt ein Bier trinken, als einige junge Männer zur Tür hereinkamen und aus Leibeskräften begannen, uralte Volksmusik zum Besten zu geben. Es war die inzwischen allseits bekannte GramÅrtmusig, die den Besuchern des Gasthauses mehrere Ständchen darbrachte und damit eine uralte Tradition auffrischte: jene der Wirtshaus-Musikanten.
Auf den Tag genau vor 12 Jahren ist der Burenwirt in Hötting wieder zu neuem Leben erwacht.
Dieser nur allzu selten gepflegte Brauch wurde am 20. Oktober 2019 an derselben Stelle wieder aufgewärmt. Ich nehme an, dass es nur wenige Besucher wussten: Das war exakt der zwölfte Jahrestag der Wiedereröffnung des historischen Burenwirtes in Hötting, der vorher rund sechs Jahre mehr oder minder ‚klinisch tot‘ war. In dieser Zeit ist der ‚Buren‘ zu einer Ikone der Innsbrucker Gasthauskultur geworden. Er ist Treffpunkt von Jung und Alt, von Akademikern und Hilfsarbeitern, von Studenten und Professoren, Männernund Frauen. Dass Frauen heutzutage den Burenwirt besuchen war vor 20 Jahren übrigens noch keine Selbstverständlichkeit.
Aus Datenschutz-Gründen ist dieser Inhalt ausgeblendet. Die Einbettung von externen Inhalten wird nach Zustimmung in den Datenschutz-Einstellungen aktiviert.
Aber nicht nur im Burenwirt wurde wunderbare Volksmusik zum Besten gegeben. Wer in einem der Gasthäuser in der Innenstadt einen Essenstisch reserviert hatte konnte mit vorzüglicher musikalischer Unterhaltung rechnen. Im Goldenen Adler war es eher eine volksmusikalische Tischmusik, während im Stiftskeller trinkkonforme Weisen erklangen. Und wie üblich bietet das Bierstindl alljährlich den Volksmusikanten eine einzigartige Bühne für Auftritte.
Und so freue ich mich halt schon wieder auf das nächste Jahr, wenn der insgesamt 24. Alpenländische Volksmusikpreis vor allem junge Musikanten nach Innsbruck bringt. Die die Stadt wiederum ‚erobern‘ werden.
Linktipps:
Die kommenden Veranstaltungen des Tiroler Volksmusikvereins
Wer sich für die 24. Auflage des Alpenländischen Volksmusikwettbewerbs interessiert ist HIER richtig.
Das einzigartige Titelbild hat mir Frau Felicitas Stecher zur Verfügung gestellt, wofür ich mich bei ihr ganz herzlich bedanke.