Johannes, welche Filme, die in der Region Innsbruck gedreht wurden, zählen zu den bekanntesten?
Zu den bekanntesten Filmen zählen: Klammer - Chasing the line, Totenfrau, Andreas Hofer – Die Freiheit des Adlers, Metzger, Yuvvraaj, Tiger Zinder Hai und aus früheren Zeiten auch Sisi, Berge in Flammen, Der Rebell oder Mario.
Woher kommen denn geografisch die meisten Produktionsteams?
Die meisten Produktionen kommen aus dem deutschsprachigen Raum, gefolgt von Projekten aus weiteren europäischen Ländern sowie aus Indien. Grundsätzlich ist Cine Tirol an der Akquisition von Filmprojekten, darunter Spiel-, Dokumentar- und Werbefilmen sowie Musikvideos, aus dem In- und Ausland interessiert und bewirbt das Filmland Tirol mit den jeweiligen Regionen im Rahmen internationaler Filmfestivals und Fachveranstaltung, beispielsweise in Berlin und Cannes.
Man hört immer wieder von Bollywood Produktionen, die bei uns eher unbekannt sind, in Indien aber gefeiert werden. Wonach suchen indische Filmemacher, wenn sie hier filmen wollen? Gibt es hier wiederkehrende Elemente die besonders gefragt sind?
Indische Filmschaffende suchen in Tirol vor allem die alpinen bis hochalpinen Drehorte, aber auch Seen, Flüsse und Wasserfälle sowie historische und moderne Architekturen, um an diesen Locations sowohl die Spielszenen als auch die sogenannten „Songs“ mit den jeweiligen Choreographien zu drehen. Berge stehen aus indischer Sicht für Landschaften der Schönheit und Reinheit, als Orte mit angenehmem Klima und sauberem Wasser; und es kommt hinzu, dass Berge für die indische Kultur auch eine mythologische Bedeutung als Sitz der Götter haben und somit besonders erstrebenswerte Örtlichkeiten sind. Wir konnten über 90 indische Produktionen aus Indien nach Tirol führen, nicht nur aus Bollywood, sondern auch aus anderen Filmmetropolen wie Hyderabad, Chennai und Bangalore.
Wow, 90 indische Filmproduktionen, die in Tirol gedreht haben! Da frage ich mich unweigerlich: Wo wohnen die Stars von so großen Produktionen denn meistens, wenn sie hier im Raum Innsbruck drehen?
Gerne wohnen sie in den Hotels der Stadt Innsbruck, beispielsweise im Hotel Schwarzer Adler, im Hotel Adlers, im Leipziger Hof und im Stage12 – in Kematen hat sich das Hotel Edelmanns durch die Produktion von Aus die Maus von Uli Brée und Einsatz in den Alpen als Filmhotel etabliert.
Schön! Über Aus die Maus habe ich letztes Jahr mit Uli Brée, Nina Proll und Gregor Bloeb plaudern dürfen. Für die drei war diese Produktion als (Wahl-)Tiroler ja gewissermaßen auch ein Heimspiel.
In der Filmbranche verändert sich von außen betrachtet sicherlich enorm viel, enorm schnell. Wie haben sich die hier gefilmten Produktionen über die letzten 10 Jahre verändert?
Vor allem im technischen Bereich ist die Entwicklung enorm – allein, wenn ich an den Einsatz von Drohnen für Flugaufnahmen denke! Und natürlich hat auch der Eintritt der Streamingdienste wie Netflix zu einer Veränderung geführt. Grundsätzlich ist der Bedarf an Content in dieser Zeitspanne enorm gestiegen, davon profitieren sowohl Locations als auch Filmstudios.
Welche Rolle spielt der Nachhaltigkeitsaspekt und wie kann man sich die Umsetzung eines „Green Filming“ Projektes genau vorstellen?
Ein steigendes umweltpolitisches Bewusstsein und die Dringlichkeit Schadstoff-Emissionen zu reduzieren machen auch in der Filmwirtschaft ein Umdenken notwendig. Der bei der Filmherstellung verursachte ökologische Fußabdruck muss nach Möglichkeit reduziert werden. Green Filming beschreibt den Prozess, Ressourcen schonende und ökologisch nachhaltige Produktionsmethoden anzuwenden, um Filme so klimaneutral wie möglich zu produzieren. Dazu wird die gesamte Filmherstellung entlang aller Gewerke und Produktionsphasen von der Vorbereitung an über die gesamte Drehzeit und von Postproduktion bis hin zur Verwertung auf grüne Handlungsalternativen untersucht und in der Folge umgestellt.
In der Regel werden folgende Felder untersucht: Produktionsbüro, Transporte für Personen und Material, Unterkünfte, Technik und Licht, Szenenbild mit Drehorten ‘on Location’ oder im Studio und Dekorationsbau, Kostümbild, Catering, Abfallmanagement. Über die Analyse der Hotspots lassen sich CO₂-Einsparungspotenziale und Optimierungsmaßnahmen erkennen. Nicht vermeidbare CO₂-Emissionen können durch CO₂-Kompensation ausgeglichen werden.
(Anmerkung der Autorin: Johannes hat uns an dieser Stelle noch viel mehr erzählt, das würde hier aber den Rahmen sprengen. Alle Details zu dem spannenden Thema kann man auf der Green Filming Tirol Seite nachlesen unter www.cine.tirol/green-filming-tirol)
Angenommen man war noch nie in Innsbruck und möchte sich mit ein paar Filmen auf den nächsten Urlaub einstimmen. Welche Filme würdest du uns empfehlen?
- Der Bergdoktor I, der in Wildermieming aka „Sonnenstein“ gedreht wurde
- Home is here der in Innsbruck lebenden Drehbuchautorin und Regisseurin Tereza Kotyk
- Wildes Innsbruck – ein außergewöhnlicher Dokumentarfilm des Filmemachers und Biologen Patrick Centurioni
- Totenfrau nach einem Roman der Tiroler Autors Bernhard Aichner;
- Die Nordkette – ein spektakulärer Dokumentarfilm von Gerald Salmina
- Yuvvraaj des indischen Meisterregisseurs Subhash Ghai
- Alpenzoo Innsbruck – Genpool der Alpen, ein Dokumentarfilm
- Mario: Die erste TV-Serie Tirols finde ich besonders beeindruckend – Mario war in meiner Jugend in den 60-er Jahren ein „Straßenfeger: die Abenteuer des zwölfjährigen Buben Mario und seines Lawinenhundes Trux vor allem im Kühtai waren extrem spannend und wir wollten alle so toll Skifahren können wie er…
