Jakob Auer. Schützen

Eine Ausstellung zum Abschluss einer speziellen ‚Familiengeschichte‘? Das kann man durchaus so sehen. Denn mit Jakob Auer stellt ein junger Telfer Künstler gemeinsam mit Sabine Daum bis zum 14. April in jener Galerie aus, die von seinem Großvater einst mitbegründet wurde. Die Raiffeisengalerie wird nämlich gemeinsam mit der Bank im kommenden Jahr in ein anderes Gebäude übersiedeln. 

Der Name Auer ist in Telfs wohlbekannt. Eine der Hauptstraßen der Oberländer Industriegemeinde ist nach einem berühmten Sohn des Ortes benannt: Anton Auer. „Er ist mein Urgroßvater, war Ehrenbürger, Hauptschuldirektor, Kunsterzieher und Zeichner“, erzählt mir stolz dessen Urenkel Jakob Auer. Jakobs Großvater Helmut Auer wiederum verdankt Telfs die bekannte Raiffeisengalerie im Herzen der Marktgemeinde. Er war maßgeblich an deren Gründung und Aufbau beteiligt. Den Vulgonamen ‚Beri‘ trägt Jakob deshalb auch mit sichtlichem Stolz. Er drückt jene Familienaura aus, die die Auers in Telfs kennzeichnet.

Kein Wunder also, dass der heute 25-jährige Jakob Auer schon im Alter von 16 Jahren in die künstlerischen Fußstapfen seiner Vorfahren trat. Er selbst schreibt seine Affinität zur Malerei vor allem der Gemälde- und Bildersammlung seines Großvaters Helmut Auer zu. Der Kaufmann und Galerist war ein begeisterter Kunstsammler und fertigte für die Künstler mit Vorliebe Bildrahmen an. Wenig verwunderlich, dass seine Sammlung stetig wuchs, die er in der Obermarktstraße 35 aufbewahrte. Genau dort hat nun Jakob sein Atelier untergebracht. „Ich habe diese Bilder als kleiner Bub mit Begeisterung betrachtet“, sagt er. „Sie stapelten sich bis zur Decke und waren für mich viel interessanter als all die Comics.“ Stundenlang habe er dagesessen und sie studiert.

Bilder schmücken auch heute wieder diesen Raum. Es sind jetzt Werke von Jakob Auer, die das Auer’sche Atelier zieren und einen einigermaßen guten Überblick über sein bisheriges Schaffen bieten. Es sind Linol- und Holzschnitte sowie seine Tempera-Bilder auf Papier – allesamt Werke,  die bereits einen persönlichen Stil andeuten. Bei meinem Besuch fallen mir zwei Bilder auf, die Slalomfahrer zeigen. Eigentlich kein alltägliches Sujet für einen Maler.

„Ich bin im Winter in Seefeld als Skilehrer tätig“, lacht Jakob. Da ist natürlich eine Affinität zum Skifahren logisch. „Aber im Hauptberuf sorge ich als Wegwart des Tourismusverbandes der Region Innsbruck dafür, dass die Wanderwege in Telfs immer in gutem Zustand sind.“ 

Da ist es eigentlich folgerichtig, dass er auch die Ausbildung zum Tiroler Wanderführer und zum Mountainbike-Guide absolviert hat. Zwei berufliche Möglichkeiten, die er als Wegwart allerdings nur selten ausschöpft, obwohl seine erklärte Liebe den meist versteckten Jäger- und Hirtensteigen in der Umgebung von Telfs gehört. „Da mache ich drei- bis viermal im Jahr Führungen für Interessierte“, sagt er. „Denn die Steige sind meist versteckt und schwer aufzufinden.“ Um die Spannung der Wandersleute zu erhalten, liebt er es, Sagen und Geschichten aus seiner näheren Heimat zu erzählen.

Ein erster Lehrmeister: Prof. Heinrich Tilly

Als er im Alter von 16 Jahren konkret mit Holz- und Linolschnitten begann, stand Jakob Auer ein bekannter und renommierter Lehrer zur Seite: Prof. Heinrich Tilly. Der im vergangenen Jahr verstorbene Künstler war als Kunsterzieher eine Koryphäe, machte sich in Telfs aber auch einen Namen als Fasnachtsforscher. 

Ein Vorbild für Jakob Auer ist der bekannte Tiroler Künstler Johann Franz Reich aus Polling. Er hat Jakob einen wichtigen Tipp gegeben: Er soll die Farben nicht aus einer großen Farbpalette wählen, sondern nur die Grundfarben und vielleicht ein spezifisches Blau verwenden. „Das hat meine Tempera-Arbeiten geprägt“, erzählt Jakob mir. „Das Mischen der Farben ist eine spannende Arbeit und macht Malerei zu einem aufregenden Erlebnis.“

Seine Bilder sind gegenständlich gehalten, das heißt, die Darstellungen sollen erkennbar bleiben. Seine bevorzugten Motive zeigen mit Vorliebe bäuerliche Menschen in verschiedenen Situationen. „Wenn ich etwas male, geht es mir vom Auge direkt in die Hand“, sagt Jakob. Schnörkellos quasi. 

Vor allem die Darstellungen von Bergbäuerinnen und Bergbauern prägen viele seiner Werke, sei es in der Stube eines Hofes oder am Stammtisch im Gasthaus. Es ist der tiefe Respekt des jungen Mannes vor den bäuerlichen Leistungen, der aus den Bildern Jakob Auers spricht. Deshalb faszinieren ihn logischerweise auch die Tiere eines Bauernhofes – wobei sein Faible offensichtlich den Almabtrieben gilt. 

Vizebürgermeister Klaus Schuchter bezeichnete in seiner Laudatio zur Ausstellungseröffnung Jakob Auer denn auch als lebendiges Beispiel für einen ‚Freigeist‘, der in seinem Leben und in seinem Schaffen immer authentisch geblieben ist: „Ein begeisterter Tiroler, ein Naturbursch, durch und durch ein Fasnachtler, Extremsportler und begeisterter Schütze.“

Die Ausstellung „Allerlei Mensch“ in der Raiffeisengalerie Telfs im Untermarkt ist noch bis zum 14. April zu sehen.

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