Auch ein Glück ist es, wenn man irgendwie das Gefühl hat, falsch abgebogen zu sein, und einem dann der Kurator der Ausstellung, Florian Waldvogel, über den Weg läuft. Er hat die Ausstellung gemeinsam mit Thomas Thiel, dem Direktor des Museums für Gegenwartskunst in Siegen, entwickelt.
Die Berufung zum Kurator (und Leiter der modernen Sammlung) sieht man ihm übrigens bereits aus der Ferne an, vielleicht sind es aber auch die hilfreichen Erklärungen, wo wir nun wieder zurück zum eigentlichen Verlauf der Ausstellung kommen. Ganz falsch sind wir aber nicht abgebogen, die offene Tür zur Dauerausstellung war Absicht und nimmt Bezug auf den Raum, in dem es nach Pocken riecht.
Einmal ums Eck befindet sich nämlich Albin Egger-Lienz sein Monstergemälde „Das Kreuz“, welches den Pater Haspinger zeigt, der die aufständischen Bauern gegen Napoleon anführt. Und jetzt ist geschichtliches Vorwissen gefragt! Denn der Zusammenhang wird erst klar, wenn man weiß, wie rebellisch die Tiroler gegen die Pockenimpfung gekämpft haben. Bayern hingegen war das erste Land der Welt, dass die (effektive) Urform der Pockenimpfung einführte. „Und wie riechen Pocken dann?“, frage ich Herrn Waldvogel etwas verwirrt. „Sie riechen gar nicht“, erklärt er schmunzelnd. Zurück zum Anfang also und weiter im Dschungel der Gerüche, die in den weiteren Räumen durchaus intensiver werden als bisher.
Allzu viel möchte ich an dieser Stelle von der Ausstellung aber nicht vorwegnehmen. Nicht alles riecht gut, manches ist etwas unbequem. Aber gehen wir nicht gerne ins Museum, um diese Unbequemlichkeit zu erleben in einer Welt, die von Komfortzonen, Soulfoods und Feelgood-Playlists geprägt ist?