InnsbruckFlughafen2018, Wikipedia, Rolf Kickuth

Vor 100 Jahren, in den Vormittagsstunden des 1. Juni 1925, waren  Honoratioren, Militärpersonen und Politiker samt einer Ehrenkompanie des Alpenjägerregiments Nr. 12 angetreten, um die Neueröffnung des Flughafens in der Reichenau zu feiern. Eine Veranstaltung, die dann an Realitätsnähe kaum zu überbieten war.

Kaum war das Evangelium des Festgottesdienstes gelesen, ratterte ein Flugzeug aus Richtung Wien kommend über den Flugplatz und landete nach einer schneidig geflogenen Kurve auf dem Platz. Fünf Minuten später brummte das nächste Luftfahrzeug von der Reitherspitze her über Feldmesse, Honoratioren und Militärpersonen hinweg. Aus dem Flugzeug des Süddeutschen Aero Lloyd kletterten Vertreter der bayerischen Regierung und der Bürgermeister der Stadt München. Sie waren die ersten Fluggäste einer mit der Landung quasi punktgenau eröffneten Strecke München-Innsbruck-München. Traut man den zeitgenössischen Kommentaren muss man zugeben: Die Eröffnung eines Flugplatzes mit einer derart einmaligen Show kann kaum überboten werden. Da war was los!

Von Innsbruck nach Paris

Wie schnell sich die Flugzeuge damals entwickelt hatten zeigt die erste Nachfrage nach Flügen. Schon kurz nach der Eröffnung wurden Flugverbindungen vom Flughafen Innsbruck nach Paris, Straßburg, Zürich und Wien fixiert. Es folgten Verbindungen nach Bozen (!), Trient und Mailand. An Passagieren dürfte also kein Mangel geherrscht haben.

Rundflüge mit dem Flughafenleiter 

Der legendäre Flughafenleiter Alfred von Eccher gehörte zu jener Handvoll mutiger Piloten, die die ersten Jahre des Flugplatzes dazu nützten, die fliegenden Kisten im ganzen Land vorzustellen. Er war bekannt dafür, mit seinem ‚Tirol-Flugzeug’ Rundflüge anzubieten. Sein Doppeldecker - eine Maschine, die vom deutschen Fliegerass Udet entwickelt wurde -  war in den hintersten Winkeln des Landes bekannt. Dies deshalb, weil ‚Außenlandungen‘ damals normal waren und noch keine Seltenheit darstellten.

Sein Stellvertreter Raoul Stoistavljevic hingegen ging gleich einmal ‚hoch hinaus‘. Er war bekannt dafür, alpine Hütten aus der Luft zu versorgen. Eine Tätigkeit, die heute mittels Hubschrauber bekanntlich zur Normalität geworden ist.

Notflugplatz für die Nazis

Die Folgen der Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929 machten sich für den Flugplatz überaus negativ bemerkbar. Es kam zu massiven Streckenkürzungen. Auch der anfangs vielfach erhoffte Aufschwung während der Nazi-Herrschaft war nur von kurzer Dauer, wurde der Flugplatz in der Reichenau von den Braunen doch für militärische Zwecke adaptiert. Der nationale und internationale Linienverkehr kam zum Erliegen. Der geplante Neubau auf der Ulfwiese - wo sich der Flughafen heute befindet - hatte zwar Planungen ausgelöst, die Wiese selbst wurde jedoch nur zum Notflugplatz erklärt. Ein Neubau des Flughafens wurde nicht realisiert.

Neuer Flugplatz ab 1946, regelmäßige Linienflüge ab 1950

Nach dem Krieg, genau 21 Jahre nach der Eröffnung des ersten Flugplatzes in der Reichenau legte die damalige französische Besatzung den Grundstein für das heutige Flughafenareal in der Höttinger Au. Am 15. Jänner 1948 wurde der Flugbetriab aufgenommen, am 4. Juni 1950 eine regelmäßige Linienverbindung zwischen Amsterdam und Innsbruck eingerichtet.

1955 brachte die britische Eagle Airways erstmals Touristen von London nach Tirol. Sie legte damals eigentlich den Grundstein für den bis heute anhaltenden britischen Flugtourismus in Innsbruck.

Flughafenrennen waren schwer ‚en vogue‘

Ich erinnere mich im Zusammenhang mit dem Flughafen Innsbruck noch an Veranstaltungen, die heute nicht mehr vorstellbar wären, nämlich Autorennen. Auf der 1700 Meter langen und 14 Meter breiten Landebahn fanden insgesamt 18 internationale Autorennen statt. Es ist kaum bekannt, dass Jochen Rindt seine Karriere mit 18 Jahren auf der Rennstrecke Innsbruck Kranebitten begann. 1965 siegte er in drei Klassenwertungen. Außerdem rasten Niki Lauda, Hans Herrmann und Dieter Quester einst über die Innsbrucker Rennstrecke. 1977 war dann Schluss mit lustig, der enorme Lärm wurde zu einer Belastung für die Stadt, hörte man das Motorengeheul doch bis in die Innenstadt. Ich empfehle hier, die Website des Stadtarchivs Innsbruck zu konsultieren, die überaus kurzweilige, bisweilen lustige Anekdoten zu den Flugplatzrennen anbietet. 100 Jahre Flughafen Innsbruck sorgen für einen reichen Fundus an Geschichten. 

Österreichs größte Luftfahrtkatastrophe

Eine erste ‚Belastungsprobe‘ erlebte der Flugplatz 1964 anlässlich der Austragung der Olympischen Winterspiele. Deshalb wurde ein neuer Flughafenbereich südlich der bestehenden Piste samt Terminal errichtet. Der Verzicht auf die Einrichtung einer technischen Anflughilfe sollte jedoch kurz nach Beendigung der Winterspiele in der größten Luftfahrtkatastrophe Österreichs und in einer Existenzkrise des Flughafens münden: Am 29. Februar 1964 stürzte eine Bristol Britannia der British Eagle mit 83 Menschen an Bord beim Anflug auf Innsbruck im Bereich des Glungezers ab. In der Folge kam der Luftverkehr beinahe zum Erliegen. Der Bericht des Deutschen Fernsehens zum Flugzeugunglück gibt die damalige Situation anschaulich wieder.

Mehr als 1.000.000 Passagiere im Jahr 2019

Da der Flughafen weiterhin nur bei guter Sicht angeflogen werden konnte verabschiedeten sich die Fluglinien von Innsbruck. Eine Volksabstimmung im Jahre 1973 sprach sich für die Weiterführung des Flugbetriebes aus, die längst überfällige Modernisierung der Anflughilfen, ein sogenanntes ‚Wolkendurchstoßverfahren‘ wurde vor Beginn der Innsbrucker Winterspiele 1976 in Betrieb genommen.

 

Die Gründung der Tyrolean Airways und deren Start am 1. April 1980 läutete eine neue Ära des Flughafens ein. In der Folge wurden erstmals die magische Passagiermarke von 100.000 überschritten. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie verzeichnete der Flughafen 2019 sein absolutes Allzeithoch: damals nutzten 1.144.541 Passagiere die Möglichkeit von und nach Innsbruck zu fliegen.

Interessant ist nicht nur die Statistik der beförderten Passagiere: von ihrem Hoch im Jahr 2019 war sie 2024 weit entfernt, als 862.202 Menschen den Flughafen als Passagiere frequentierten. Es sind auch die Flugbewegungen, also Starts und Landungen pro Jahr, die interessant sind. Während im Jahr 2000 noch 17.154 Flugbewegungen registriert worden sind waren es 2024 lediglich 7573. Was darauf schließen lässt, dass größere Maschinen zum Einsatz kommen.

Flughafen Innsbruck: Meine Link-Empfehlungen

Eine hervorragende Darstellung der ersten 40 Jahre des Flughafens Innsbruck legt Tanja Chraust in einem Band des Stadtarchivs Innsbruck vor: "Das Innsbrucker Flugwesen" - von seinen Anfängen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Restexemplare sind direkt beim Stadtarchiv Innsbruck erhältlich.

Die einmalige Website des Stadtarchivs 'Innsbruck erinnert sich' hält kurzweilige Texte zum Thema Flughafen, Piloten, Fluggeräte etc. bereit.

Über das Fliegen in Innsbruck erzählen auch Alexander Pointner und Markus Lewandowski im Innsbruck Podcast. 

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