Tropenfeeling in Innsbruck? Aber ja, sogar das ganze Jahr über. Denn alle, die das Palmenhaus des Hofgartens besuchen, machen eine Art Kurzausflug in einen dampfenden, tropischen Miniatur-Regenwald. Eine Attraktion, die lange Zeit eher im Verborgenen geblüht hat und jetzt zu neuem Leben erweckt werden soll.
Palmenhäuser sind in Europa eine alte Tradition. Diese entstammt dem Wunsch von Kaisern und Königen, die oft aus den Kolonien eingeführten tropischen und vor allem exotischen Pflanzen zu sammeln. Der Bau erster Palmenhäuser fällt mit der Phase der Industrialisierung zusammen, als Stahlkonstruktionen in allen möglichen Arten und Formen en vogue waren – man denke nur an den Eiffelturm. Das Schönbrunner Palmenhaus, aber auch die ‚Crystal Palaces‘ in England legen heute noch ein beredtes Zeugnis dieser Epoche ab.
Das allererste Palmenhaus Innsbrucks wurde vermutlich um 1840 errichtet, existiert jedoch schon lange nicht mehr. Es befand sich, glaubt man alten Zeitungsberichten, an der Stelle des alten Hofgartencafés und fiel 1902 der Spitzhacke zum Opfer. Angeblich war es eine Kombination aus Glashaus, Blumenproduktion und Schankhaus. Irgendwie keine schlechte Idee, wie ich meine.
Innsbrucks erstes reines Palmenhaus wurde 1860 an der Nordseite des Hofgartens eingerichtet. Hier fanden dann auch regelmäßig Ausstellungen statt. 1961 wurde es durch das heute noch existierende Glashaus ersetzt. Es sollte fortan die Botanische Sammlung der Österreichischen Bundesgärten beherbergen.
Für mich als Laien ist es schon sehr überraschend, was sich da auf 460 Quadratmetern alles tummelt: 10.000 Pflanzen aus 158 Pflanzenfamilien, 587 Pflanzengattungen und 1.750 Pflanzenarten. Raritäten wie die Victoria cruziana, eine der größten Seerosenarten der Welt, ein Kakaobaum, der auch Früchte trägt, oder der Mimosenbaum, der seine gefächerten Blätter bei der geringsten Berührung zusammenfallen lässt, sind die Attraktionen der in einem riesigen Glashaus untergebrachten Sammlung.
Ein Mitarbeiter der Österreichischen Bundesgärten hat großen Anteil, dass diese Ansammlung seltener Pflanzen seit Jahrzehnten sichtbar floriert: Helmut Wahler, gelernter Gärtnermeister und ‚fanatischer Tropengärtner‘, hat die Sammlungen mit Wissen, Geduld und Beharrlichkeit betreut und ausgebaut. Sein besonderer Stolz ist die enorme Begoniensammlung, über die das Palmenhaus inzwischen verfügt.
Neues Leben im Palmenhaus
Aus der einstigen Sammlung der Habsburger-Kaiser ist heute jene der Österreichischen Bundesgärten geworden, die das Innsbrucker Palmenhaus leiten und betreuen. Unter der neuen Leiterin der Bundesgärten in Innsbruck, Dipl.-Ing. Maria Nieves Pérez Rubio, soll das Palmenhaus quasi revitalisiert werden. „Wir wollen zeigen, was wir haben“, sagt sie bei meinem Besuch in der Innsbrucker Tropen-Oase. „Derzeit werden die Konzepte erstellt, wie wir es zu einem botanischen Schaustück umgestalten können. Unsere erklärte Absicht ist es, ein attraktives Haus zu gestalten, das interessant für Einheimische wie auch Touristen ist.“
Wer im Palmenhaus nur tropische Regenwaldpflanzen vermutet, liegt nicht wirklich richtig. Denn das langgestreckte Glashaus beherbergt drei unterschiedliche Temperatur- und Luftfeuchtezonen. Eine davon ist Steppenpflanzen gewidmet, die wir Sukkulenten und Kakteen nennen. Und die Blüten der Kakteen sind für Kakteenfreunde ja ein unerschöpflicher Quell der Freude.
Interessant wird es auch, wenn die Victoria-Seerose zu blühen beginnt oder der Kakaobaum eine Frucht entwickelt. Die Blüte der Riesenseerose entwickelt sich zwischen Juni und August. Die herrlich duftende weiße Blüte öffnet sich am Nachmittag, um sich bei Tagesanbruch wieder zu schließen. Am zweiten Tag nimmt sie eine rosa Farbe an, um am dritten Tag im Wasser zu versinken. Der Kakaobaum hingegen ziert sich bisweilen mit der Entwicklung von Früchten. Blüten hat er hingegen angesetzt, sie wachsen direkt aus dem Stamm des Baumes.
Man darf nun gespannt sein, welche Ideen die Bundesgärten für das Palmenhaus entwickeln und umsetzen. „Sicher ist, dass nicht nur außergewöhnliche Ereignisse in Zukunft vermehrt nach außen kommuniziert werden“, verspricht Maria Nieves Pérez Rubio. Sie will auch mit Spezialausstellungen neue Interessentenkreise erschließen.
In diesem Zusammenhang verweist sie auf die überaus günstigen Eintrittspreise und vor allem auf den Preis einer Jahreseintrittskarte für Einheimische. Die kostet nämlich nur 35 Euro.
Informationen zum Palmenhaus
Das Palmenhaus kann mit und ohne Führungen besichtigt und im Sommer für Veranstaltungen gemietet werden! Außerhalb von Ausstellungen ist es während des Dienstbetriebes zwischen 8 und 12 Uhr sowie zwischen 12:30 und 16:30 Uhr geöffnet.
Eintrittspreise
Erwachsene: € 5,–
Ermäßigte: € 4,–
Jahreskarte: € 35,–
Jahreskarte ermäßigt: € 30,–
Ermäßigte Tarife für SchülerInnen bis 18 Jahre, StudentInnen und PensionistInnen
Für Terminvereinbarungen zu Führungen im Palmenhaus, Hofgarten und Schlosspark Ambras sowie zu Vermietungen des Palmenhauses und Hofgartenpavillons wenden Sie sich bitte an die Verwaltung in Innsbruck, Tel. 0512/58 48 03 bzw. E-Mail an [email protected].
Bilder, sofern nicht anders angegeben: W. Kräutler
Bewerte den Artikel
Zeige mir den Ort auf der Karte
Alm-Freiwilliger in der 'Schule der Alm', Kultur-Pilger, tirol-Afficionado, Innsbruck-Fan.
Ähnliche Artikel
Endlich ist es soweit: Der Winter klopft an die Tür, und mit ihm beginnt meine absolute Lieblingszeit…
"Brennende Lärchen." Das Naturschauspiel findet Anfang November statt. Dann, wenn die Lärchen ihr luftiges grünes Sommergewand…
Der Herbst ist eine magische Zeit in den Bergen, besonders im wildschönen Karwendel. Die bunten Blätter, die…
Sonnenuntergangswanderung in der Axamer Lizum: Vom Hoadl zum Pleisen und Axamer Kögele Die Axamer Lizum ist ein…