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„Die Neuschnee-Wolke landet in Lüsens“ hab ich vor einigen Wochen in den Sozialen Medien aufgeschnappt. Was für eine Wolke? Und eine neue Wintersportattraktion soll diese Wolke auch noch mit sich bringen? Eine, die sich Weltneuheit nennen darf? Ziel erreicht, meine Neugier war geweckt.

Also auf nach Lüsens, für mich einer der schönsten Flecken Tirols. Von Innsbruck kurve ich über Kematen durch das Sellraintal bis in das Bergsteigerdorf Gries im Sellrain und zweige Richtung Gletschertal ab.

Ich bin schon gespannt ... Foto: Tamara Kainz

Ich bin schon gespannt … Foto: Tamara Kainz

Die Straße wird immer enger, die Schneewände an den Seiten immer höher. Langläufer, Skitourengeher, Schneeschuhwanderer, Spaziergänger und Eiskletterer nutzen die optimalen Bedingungen. Liftanlagen gibt es in Lüsens keine. Die Gegend ist bekannt für sanften Tourismus par excellence und das war auch ein Mitgrund dafür, die so genannte Neuschnee-Arena hier, direkt neben dem Alpengasthof Lüsens (1.670 m) – zugleich dem einzigen Haus weit und breit – anzusiedeln.

Die Wolke ist das Kernstück der neuen Wintersportattraktion für den sanften Tourismus ... Foto: Neuschnee-Arena

Die Wolke ist das Kernstück der neuen Wintersportattraktion für den sanften Tourismus … Foto: Neuschnee-Arena

... und rundum kann „Surfen auf Snowskates“ erlernt werden. Foto: Sigl

… und rundum kann „Surfen auf Snowskates“ erlernt werden. Foto: Sigl

Dann endlich sehe ich, worum es hier eigentlich geht. Hinter einem aus Schnee gebauten Check-in sind von einem Hügel herab verschiedene Bahnen angelegt. Weiter oben thront die stylische Schneewolke. Dazu erfahre ich später mehr. Zuerst beobachte ich eine bunt gemischte Truppe, die sich gerade im Snowskate-Park tummelt und sich im „Surfen auf Neuschnee“ versucht.

Entdecken, erfahren, erleben

Funktionieren tut das Ganze so, dass man sich eine Strecke aussucht, sich das Snowskate – im Prinzip ein Skateboard ohne Rollen – unter die Füße klemmt und die Bahn hinunter braust. Gelenkt wird mittels Gewichtsverlagerung. So ganz ohne Bindung ist das für mich zuerst einmal ungewohnt und nicht so einfach, aber die zweite Fahrt klappt schon wesentlich besser.

Reger Betrieb - Groß und Klein versuchen sich auf unterschiedlichen Bahnen. Foto: Neuschnee-Arena

Reger Betrieb – Groß und Klein versuchen sich auf unterschiedlichen Bahnen. Foto: Neuschnee-Arena

Konzentration, Gleichgewicht und Muskeln werden beim Snowskaten trainiert. Foto: Tamara Kainz

Konzentration, Gleichgewicht und Muskeln werden beim Snowskaten trainiert. Foto: Tamara Kainz

Tja, so geht's natürlich auch. Foto: Tamara Kainz

Tja, so geht’s natürlich auch. Foto: Tamara Kainz

Die Snowskates können selbstverständlich geliehen werden. Foto: Tamara Kainz

Die Snowskates können selbstverständlich geliehen werden. Foto: Tamara Kainz

Für die, die schon länger hier sind, ist der Spaßfaktor bereits ein viel höherer. Mark beispielsweise, fühlt sich tatsächlich wie auf Wellen im Atlantik, oder sehr ähnlich 🙂 Übung würde jetzt den Meister machen, aber ich muss ja noch herausfinden, was es mit dieser Wolke auf sich hat.

Außen schon wow, innen gar eine Weltneuheit

Die Schneewolke ist das Kernstück der als „neue Wintersportattraktion für den sanften Tourismus“ beworbenen Anlage. Die Wolkenhülle in Form einer spektakulären Holzskulptur wurde von Architekt Walter Klasz gestaltet. Im Inneren verbirgt sich eine technologische Innovation, mit der perfekter Pulverschnee hergestellt werden kann.

Originell, technisch komplex und mit wirtschaftlichem Potenzial ausgestattet: Die Schneewolke. Foto: Tamara Kainz

Originell, technisch komplex und mit wirtschaftlichem Potenzial ausgestattet: Die Schneewolke. Foto: Tamara Kainz

In ihrem Inneren verbirgt sich eine technische Innovation, "mit der wir als Erste überhaupt völlig naturidenten Schnee erzeugen können", erklärt Architekt Walter Klasz. Foto: Tamara Kainz

In ihrem Inneren verbirgt sich eine technische Innovation, „mit der wir als Erste überhaupt völlig naturidenten Schnee erzeugen können“, erklärt Architekt Walter Klasz. Foto: Tamara Kainz

Es würde jetzt den Rahmen sprengen, das Verfahren im Detail zu beschreiben, nur soviel: Die Methode ist weltweit einzigartig, weil die Projektbetreiber erstmals imstande sind, wirklich naturidenten Schnee zu erzeugen. Und das mit wenig Wasser und Energie. Anstelle der sonst den Kunstschnee bildenden, gefrorenen Wassertropfen fliegen hier tatsächlich echte Schneekristalle durch die Luft. Eine Erfindung, die 2016 mit dem österreichischen Staatspreis „Patent des Jahres“ gekürt wurde.

Erste Anwendung

Vor diesem Hintergrund suchte eine Expertengruppe nach zwei, drei Jahren der Forschung in Obergurgl nach einer sinnvollen Anwendung für die Weltneuheit. Darauf, richtig große Mengen Schnee zu produzieren, zielt man vorerst nicht ab. Mit-Erfinder Michael Bacher, Architekt Walter Klasz und Projektmanager Markus Ressl haben sich schließlich zusammen getan, um die Neuschnee-Arena Lüsens im Rahmen eines Pilotprojekts umzusetzen. Die Drei sind mit vollem Herzblut dabei und total von ihrer Idee überzeugt. Erste Resonanzen – der Betrieb läuft erst seit Anfang Februar – bestätigen ihr Tun auf ganzer Linie.

Markus (links) und Walter (rechts) haben das Pilotprojekt gemeinsam mit Michael (nicht im Bild) gestartet und sind mit vollem Eifer bei der Sache. Foto: Tamara Kainz

Markus (links) und Walter (rechts) haben das Pilotprojekt gemeinsam mit Michael (nicht im Bild) gestartet und sind mit vollem Eifer bei der Sache. Foto: Tamara Kainz

Geduldig führen mich Walter und Markus herum, zeigen mir den fluffigen Pulverschnee, der als oberste Schicht aufgetragen für das ultimative Surferfeeling sorgt und wie sie mit regelmäßigem Shapen für den Feinschliff in Sachen ausgezeichnete Bahnqualität sorgen. Der ökologische Fußabdruck bleibt dabei äußerst sanft – alles passiert ohne maschinellen Einsatz.

Schneesport neu gedacht

Die kleine Tamara, Walters Tochter und Matthieu, Markus‘ Sohn präsentieren derweil Snowskaten in Perfektion. Mühelos meistern die Beiden auch die schwierigsten Bahnen bzw. Lines.

Die Kleinen haben den Dreh wie üblich am Schnellsten raus. Foto: Tamara Kainz

Die Kleinen haben den Dreh wie üblich am Schnellsten raus. Foto: Tamara Kainz

Es gibt Beginner oder Fun Lines, Trick Lines und Long Lines in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die wie bei den Skipisten in blau, rot und schwarz eingeteilt sind. Einige der 20 Strecken sind mit Wellen und Kurven gespickt, auf die noch Sportlicheren warten Halfpipe und Kicker. Positiver Nebeneffekt des Trendsports in spe: Durch das ständige Auf und Ab ist man dauernd in Bewegung.

Die Nischensportart Snowskate soll in der Neuschnee-Arena weiter entwickelt werden – damit die "Neuschnee-Surfer-Community" wachsen kann. Foto: Tamara Kainz

Die Nischensportart Snowskate soll in der Neuschnee-Arena weiter entwickelt werden – die Neuschnee-Surfer-Community soll wachsen. Foto: Tamara Kainz

Auf der anderen Seite hilft Coach Timo neuen Gästen bei deren ersten Versuchen. Die nicht ausbleibenden Stürze federt der weiche Schnee mühelos ab. Snowskaten kann deshalb als relativ sicher eingestuft werden. „Eine erste Einheit mit einem unserer zertifizierten Coaches ist trotzdem verpflichtend“, klären mich Markus und Walter auf.

Im Entstehen ist auch ein Iglu- und Adventurebereich. Foto: Neuschnee-Arena

Im Entstehen ist auch ein Iglu- und Adventurebereich. Foto: Neuschnee-Arena

Vor herrlicher Kulisse auf Neuschnee surfen - probier es doch einfach selbst! Foto: Neuschnee-Arena

Vor herrlicher Kulisse auf Neuschnee surfen – probier es doch einfach selbst! Foto: Neuschnee-Arena

Ein Besuch in der Neuschnee-Arena ist dennoch ein leistbares Vergnügen für die gesamte Familie und in jedem Fall eine tolle Alternative und Abwechslung zu den bekannten Wintersportaktivitäten.

Minimaler Einsatz, maximales Schneeerlebnis

Insbesondere auch, wenn man weiß, dass der Snowskate-Park erst der Anfang ist. „Stimmt, wir haben noch einiges geplant“, schmunzeln Markus und Walter ob der zahlreichen kreativen Möglichkeiten, die ihnen ihre neue Spielwiese eröffnet. Im Entstehen ist aktuell etwa ein Iglu- und Adventurebereich, wo unter anderem geschwungen, geklettert und gegraben werden kann.

Noch bis Ende März kannst du in Lüsens im Einklang mit der Natur Snowskaten. Foto: Tamara Kainz

Noch bis Ende März kannst du in Lüsens im Einklang mit der Natur Snowskaten. Foto: Tamara Kainz

Kristallisationsprozess: Von der Schneeflocke bis in die Wirtschaft

Am Besten ist es wohl, du schaust noch bis Ende März selbst einmal vorbei. Besucher und Gestaltungswillige (für Schneekunstwerke, Wege, Iglus usw.) sind genauso willkommen wie Aktive und am Konzept Interessierte. Das Pilotprojekt soll mittelfristig ja kein solches blieben. Vielmehr wollen Markus, Michael und Walter in geeigneten Gegenden weitere Standort-Partner für die Neuschnee-Arena finden.

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