Familien Rodelbahn Kühtai

Eine Sportart, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut, ist das Rodeln. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Durch den Aufstieg betätigt man sich sportlich, Spaß bringt die Abfahrt, und außerdem ist es ein kostengünstiger Sport für die ganze Familie.

Tirols höchstgelegene Rodelbahn

In diesem Beitrag darf ich euch die Familien-Rodelbahn Kühtai vorstellen. Außerdem habe ich mit Gerald Kammerlander, dem Sportdirektor und Cheftrainer des Österreichischen Rodelverbands in der Sparte Naturbahnrodeln, gesprochen, der uns ein paar sehr wichtige Tipps zum Thema sicheres Rodeln gegeben hat.

Nach drei Jahren Bauzeit ist die mit 2.127 Metern Seehöhe höchstgelegene Rodelbahn Tirols fertig. Schneesicherheit ist garantiert. „Wenn wir keinen Schnee haben, hat ihn keiner“, erklärt mir Roland Schwarz vom Tourismusverband mit einem Schmunzeln. Mit einer Länge von 1.330 Metern und 14 Kehren ist die Rodelbahn für Hobbyrodler absolut perfekt. Aber auch Profirodler finden hier optimale Bedingungen vor. Aufstieg und Abfahrt sind getrennt – was ich als unfassbar angenehm empfinde. Man geht circa 1,3 Kilometer bergauf. Das schaffen auch kleine Wanderfüße gut. Wer möchte, kann sich nach dem Aufstiegt im Graf-Ferdinand-Haus aufwärmen oder sich gleich ins Vergnügen stürzen.

Vom ältesten Transportmittel zum modernen Sportgerät

Am 28. Jänner war es endlich so weit, die Rodelbahn wurde feierlich eröffnet. Das Wetter hat leider nicht mitgespielt, trotzdem war es ein toller Tag, an dem ich viel Neues über den Rodelsport lernen durfte. Wusstet ihr, dass Schlitten zu den ältesten Transportmitteln gehören? Eigentlich logisch, oder? Denn bevor das Rad erfunden wurde, musste man ja auch schon Güter von A nach B transportieren. Das tat man, indem man Lasten auf Ästen und Stangen schleifte. Nach und nach bemerkte man, dass man durch Kufen den Reibungswiderstand verringern konnte, und so entstanden die ersten Schlitten. Von den Schlitten, die als Transportmittel verwendet wurden, zu unseren heutigen Sportgeräten war es ein langer Weg. Schlitten als Luxusartikel – also nur fürs Vergnügen – gab es wohl nicht vor dem 15. Jahrhundert. Schade, da haben die Leute früher wirklich etwas verpasst.

Die zertifizierten Rodelguides zeigen, wie’s geht

Rodeln zählt zu meinen liebsten Winterbeschäftigungen. An dieser Stelle muss ich ehrlich sein, eigentlich mochte ich den Aufstieg bis jetzt sogar noch ein klitzekleines bisschen lieber als das Bergabfahren. Woran das liegt? Zum einen wohl daran, dass ich einfach gerne wandere, zum anderen bin ich noch nie auf einer „richtig g’scheiten“ Rodel gesessen. Das hat sich vergangenen Samstag Gott sei Dank geändert. Im Zuge der Eröffnungsfeier hatte ich die Möglichkeit, mit einem ausgebildeten Rodelguide und auf einer richtig guten Rodel zu fahren. Und ich sage euch, das ist wirklich ein riesengroßer Unterschied. Was eine Rodel zu einer guten Rodel macht, hat mir der Sportdirektor und Cheftrainer des Österreichischen Rodelverbands, Gerald Kammerlander, erklärt – dazu später aber mehr.

Rodeln kann jeder, einfach draufsetzen und los geht’s, oder? „Nein“, sagt Stefan Haslwanter, ausgebildeter Rodelguide, „Rodeln ist nicht schwer, und man kann es schnell lernen, nichtsdestotrotz gibt es ein paar Dinge, die man beachten muss. Richtiges Bremsen und Kurvenfahren zum Beispiel.“ Basics, die eigentlich jeder Rodler beherrschen sollte. Es macht wirklich Sinn, sich von einem Profi „coachen“ zu lassen. „Innerhalb von zweieinhalb Stunden lernt man schon das Wichtigste“, so Stefan Haslwanter.

Sicher ins Tal düsen

Sicheres Rodeln will gelernt sein! Beim Workshop „Sicheres Rodeln auf der Familienrodelbahn Kühtai“ haben Besitzer der Welcome Card jeden Dienstag von 13:30 bis 16 Uhr die Möglichkeit dazu. Einfach anmelden (Anmeldeschluss ist Montag bis 16 Uhr) und mit einem der Rodelguides die Piste unsicher oder besser gesagt sicher machen! Um 13:15 Uhr treffen sich alle Teilnehmer am Start der Rodelbahn (beim blauen Container), nach ein wenig Theorie kann es auch schon losgehen. Ganz wichtig ist die richtige Kleidung inklusive Helm (was ihr zum Rodeln anziehen und worauf ihr achten sollt, hat mir ebenfalls Gerald Kammerlander erklärt). Wer nicht die eigene Rodel mitbringen möchte, hat vor Ort die Möglichkeit, sich eine auszuleihen.

Tipps vom Weltmeister

In meinen Augen zählt das Rodeln zu den familienfreundlichsten Wintersportarten. Vom Kleinkind bis zur Oma, an einem Rodelausflug kann jeder teilnehmen. Nichtsdestotrotz gibt es Sicherheitsregeln, die unbedingt eingehalten werden müssen. In Zusammenarbeit mit Experten des Österreichischen Rodelverbands und dem KFV wurden die Rodelregeln erstellt. Sie dienen als Grundlage für sicheres Rodeln auf Naturbahnen. Werft am besten gleich einen Blick darauf und prägt sie euch gut ein! Denn wie bei jeder anderen Sportart auch ist Sicherheit die oberste Priorität.

Und genau über dieses Thema durfte ich mich mit Gerald Kammerlander, Sportdirektor und Cheftrainer des Österreichischen Rodelverbands in der Sparte Naturbahn, unterhalten. Er ist ein absoluter Profi. Zum Rodeln kam er bereits im Alter von acht Jahren bei einem Ministranten-Rennen, wie er mir erzählt: „Dann führte eins zum anderen, ich bin zum örtlichen Verein gegangen und habe die ersten nationalen, später dann die ersten internationalen Rennen bestritten.“ Einer seiner größten Erfolge ist der Weltmeistertitel im Einsitzer 2011.

Es fängt mit der Ausrüstung an ...

Sicherheit fängt bereits mit der richtigen Ausrüstung an. „Wer Köpfchen hat, der schützt es!“ Das Wichtigste ist ein gut sitzender Helm. Wer sich unsicher ist, lässt sich am besten im Fachgeschäft beraten. Da Rodeln ein Wintersport ist, versteht es sich von selbst, dass man sich warm anzieht. Nichtsdestotrotz kommt man beim Aufstieg ins Schwitzen, also wählt am besten den Zwiebellook. „Gutes Schuhwerk ist das Um und Auf. Besonderes Augenmerk sollte man aufs Profil richten“, erklärt Gerald Kammerlander, „ein absolutes No-Go sind Turnschuhe oder, noch schlimmer, Skischuhe.“ Je nach Wetter empfiehlt sich eine Sonnen- beziehungsweise Skibrille. Egal, ob bei strahlend blauem Himmel oder Wolken, vergesst auf keinen Fall Sonnencreme – je höher der Lichtschutzfaktor, desto besser.

Rodel ist nicht gleich Rodel

Was wäre das Rodeln ohne Rodel? Die Wahl der richtigen ist entscheidend. Je besser die Rodel, umso größer der Spaß und vor allem die Sicherheit. Wichtig sind ein stabiles und flexibles Grundgerüst sowie schräg gestellte Kufen. Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, haltet nach einer Rodel mit dem Qualitäts-Rodel-Austria Gütesiegel Ausschau. Finger weg von billigen Teilen mit starrer Konstruktion, denn die sind schwer bis gar nicht zu kontrollieren, und der Fahrspaß ist obendrein viel geringer. Bobs oder jegliche anderen Rutschhilfen haben auf einer Rodelbahn nichts zu suchen. Die kommen höchstens auf einem Rutschhügel ohne feste Hindernisse und mit genügend Auslauf zum Einsatz.

Spaß für die ganze Familie

Wie gesagt, Rodeln ist ein Sport für die ganze Familie, schon die ganz Kleinen können mit von der Partie sein. Kinder im Alter zwischen ein und drei Jahren, die sich noch nicht so gut selbst festhalten können, sollten vor einem Erwachsenen auf der Rodel sitzen. Optimal dafür ist ein Spritzschutz, welcher als Sitzverlängerung für Kinderfüße dient. Etwas ältere Kinder sitzen hinten, und später können sie dann getrost alleine fahren. Tierische Familienmitglieder sollte man nach Möglichkeit zuhause lassen. Hunde können unberechenbar sein. Um andere Rodler nicht zu gefährden, sollten sie keinesfalls neben der Rodel herlaufen. Wenn man seinen Fellfreund nicht zuhause lassen möchte, kann eine Person einfach zu Fuß mit dem Hund ins Tal spazieren.

Sicher zum Ziel – bei Tag und Nacht

Bevor wir aber schon von der Talfahrt sprechen, müssen wir zuerst bergauf, und auch dafür gibt es Regeln. Wenn es einen getrennten Aufstieg gibt, ist dieser selbstverständlich zu nützen. Falls nicht, sollte man immer auf der Innenseite gehen. Wenn möglich, zieht eure Rodel nicht, sondern tragt sie. Solltet ihr plötzlich ausweichen müssen, seid ihr viel schneller und wendiger, wenn ihr die Rodel tragt.

Ein besonderer Spaß ist das Nachtrodeln. Hier gelten die gleichen Regeln wie tagsüber. Zusätzlich solltet ihr eine Warnweste tragen und eine gute Stirnlampe dabeihaben – auch wenn die Rodelbahn beleuchtet ist, schließlich könnte theoretisch der Strom ausfallen.

Auf andere achten!

Dass man auf andere Rücksicht nehmen, Abstand halten, Warnhinweise beachten und nicht auf Skipisten fahren soll, ist hoffentlich selbstverständlich, genauso wie, dass man keinesfalls alkoholisiert, unter Drogeneinfluss oder mit dem Kopf voran fährt, dass man die Rodelpiste stets frei hält und im Notfall Erste Hilfe leistet.

Perfektioniere Dein Hobby

Wer selbst schon Rodelprofi ist und Freude daran hat, andere für diesen Sport zu begeistern und sicheres sowie technisch richtiges Rodeln zu vermitteln, für den ist eventuell die Ausbildung zum Rodelguide vom Österreichischen Rodelverband etwas. Nähere Informationen dazu findet ihr hier. Ich hatte, wie gesagt, das große Vergnügen, mit einem der Guides zu rodeln, und bin wirklich dankbar, so viel Neues gelernt zu haben.

Informationen

Rodelbahn Kühtai
Schwierigkeit: leicht
Gehzeit Aufstieg: ca. 30 bis 45 Minuten
Streckenlänge: ca. 1,3 Kilometer
Aufstieg und Abfahrt: getrennt
Verleih: vor Ort möglich
Anreise mit den Öffis: Linie 4166 – Regiobus Sellraintal, Linie 4196 – Regionalbus Oetz – Ochsengarten – Kühtai

Rodeln in und um Innsbruck: alle Rodelbahnen auf einen Blick

Rodelwelten: Alles, was ihr übers Rodeln wissen müsst, findet ihr hier.

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Leas Tipp: die Rumer Alm
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Titelbild: © Ashley Wiggins

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