otkm-2023-05-17-c-sigl-9048-scaled

Der 8. Dezember steht in Innsbrucks Kulturleben traditionell im Zeichen der Original Tiroler Kaiserjägermusik. Seit rund 40 Jahren lädt die historische Musikformation im Congress Innsbruck zum alljährlichen Galakonzert.

Es geht vermutlich nicht nur mir so: Immer, wenn ich die Tiroler Kaiserjägermusik sehe, fühle ich mich in die K.u.K. Monarchie zurückversetzt. Mit Recht, wie eine historische Betrachtung zeigt.

Die Tiroler Kaiserjäger 

und das Landlibell Maximilians

Allein schon der Begriff ‚Kaiserjäger’ ist interessant. Handelt es sich doch um eine Truppe, die schlussendlich aus der Tiroler Wehrverfassung, dem ‚Landlibell’ von 1511 Kaiser Maximilians I. heraus entstanden ist. Das Landlibell billigte den Tirolern zu, nur innerhalb ihres Landes Kriegsdienst leisten zu müssen. Ohne ihre Zustimmung durfte kein Krieg begonnen werden, der Tirol betraf.

Zuerst war es die ‚Tiroler Landmiliz‘ , dann das ‚Tiroler Landbataillon‘ und 1745 schließlich das  „Tiroler Feld- und Landregiment Nr. 46“, die Tirol verteidigten. Aus letzterem ging 1803 das „Fenner-Jäger-Korps“ hervor. Schließlich verfügte Kaiser

Franz I. 1816 per Dekret die Umbenennung des „Fenner-Jäger-Korps“ in „Tiroler Kaiserjäger Regiment“, das allerdings nur rund 100 Jahre bestand. Es ging mit der K.u.K. Monarchie unter.

Ein Kaiserempfang mit Pauken und Trompeten

Als Kaiser Franz I. am 19. Oktober 1815 von Paris kommend in Innsbruck eintraf, wurde er neben den Schützenkompanien auch von zwei Bataillonen des ‚Fenner-Jäger-Korps empfangen. Damals wurde erstmals bei einer Parade eine eigene Musikkapelle mitgeführt, die kurz vor dem Besuch des Kaisers vom ‚vaterländischen Kompositeur‘ Johann Baptist Gänsbacher hurtig zusammengestellt worden war. Und so empfingen die Tiroler ihren Kaiser bei der ‚Kaiserparade‘ quasi mit Pauken und Trompeten. Die 15-köpfige Musikkapelle trat in der damals üblichen Besetzung mit Kontrafagott, einer Art ‚Riesenausgabe’ des Fagott auf. Vielleicht kam dem Kaiser bei der Gelegenheit die Idee, das ‚Fenner-Korps‘ in ‚Kaiserjäger‘ umzubenennen? Wäre ja gut möglich.

Die Kaiserjäger-Hymne

So richtig berühmt wurden die Tiroler Kaiserjäger aber erst durch ihre ‚Hymne‘, den Kaiserjägermarsch. Kaum eine Musikkapelle im deutschsprachigen Raum, die den Marsch nicht in ihrem Repertoire hat. Der musikalische Leiter der Regimentsmusik des 1. Tiroler Jägerregiments in Innsbruck, Karl Mühlberger, hatte 1914 den Marsch und damit einen der berühmtesten altösterreichischen Militärmärsche komponiert. Ein Marsch, bei dem auch lautstark mitgesungen werden kann. Logisch daher, dass jedes Galakonzert der Original Tiroler Kaiserjägermusik zuerst mit der Kaiserhymne und gleich dann mit dem Kaiserjägermarsch eröffnet wird.

Die Wiederauferstehung der Tiroler Kaiserjägermusik

Mit dem Untergang der K.u.K. Monarchie ging auch die Kaiserjägermusik unter. Es dauerte dann 53 Jahre, bis die ‚Original Tiroler Kaiserjägermusik‘ 1972 neu gegründet wurde. Das erklärte Ziel war damals wie heute „die Pflege der altösterreichischen Militärmusiktradition“. Inzwischen ist die Musikformation zu einem Begriff nicht nur in Tirol, sondern im ganzen deutschsprachigen Raum herangereift. Mit anderen, quasi historischen Militärkapellen wie der ‚Original Hoch- und Deutschmeisterkapelle’ und der ‚Rainer-Musik Salzburg‘, einer ehemaligen K.u.K. Regimentsmusik, pflegt man teils intensive Kontakte. Schon im kommenden Februar und März gibt es in Salzburg und Erl je ein ‚Doppelkonzert’ der ‚Original Tiroler Kaiserjägermusik’ mit der Rainer-Musik

Der militärmusikalischen Tradition verpflichtet

Normalerweise assoziiert man mit einer traditionellen Militärmusik vor allem das Abspielen strammer Märsche. Das aber wäre wesentlich zu kurz gegriffen, wie mir Mag. Norbert Amon erklärt. Der Absolvent der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien ist seit 2022 musikalischer Leiter der Kapelle. Er bezieht jedenfalls auch feierliche Musik, Klassik und kirchliche Musik in sein Tätigkeitsgebiet mit ein. „Wir sind der Tradition verpflichtet. Das heißt, dass unser Programm neben der traditionellen Marschmusik im authentischen Klangbild österreichisch-ungarischer Militärmusiken vor allem auch die klassische Operettenmusik umfasst. Unser Repertoire reicht auch bis in die Klassik, in der Kirchenmusik sogar in die Renaissance“ zurück erklärt er nicht ohne Stolz.

Operettenklänge einer Militärkapelle

Dass österreichische Militärmusikkapellen sich auch traditionell der Operettenmusik widmen hat einen einfachen Grund: die Melodien berühmten Operetten wurden oft auch für Blasmusikorchester arrangiert, um sie auf öffentlichen Plätzen wiedergeben zu können. Ob nun Franz Lehar, Carl Michael Ziehrer oder andere: Die Crème de la Crème der österreichischen Society liebte es, ihre Melodien von wohlklingenden Blasmusikorchestern zu hören. Das ist auch der Grund, weshalb die Original Tiroler Kaiserjägermusik auch dem Wiener Walzer und der Polka sehr zugeneigt ist.

Die Musikanten der Kaiserjägermusik kommen aus ganz Tirol

Die rund 50 Musikanten der Tiroler Kaiserjägermusik stammen „eigentlich aus ganz Tirol“, wie mir der Obmann der Kapelle Peter Brandstätter erzählt. Es sei ein Ansporn für gute Musikanten, dabei zu sein, meint er. Die jährlich etwa zehn Ausrückungen und 25 Proben könnten die Musikanten quasi neben dem Engagement in anderen, meist örtlichen Musikkapellen bewältigen. Stolz ist Brandstätter darauf, „dass wir uns hauptsächlich durch Auftritte und Sponsoren selbst finanzieren können.“ Was nicht so ohne ist, bedenkt man, dass allein der Paradehut des Kapellmeisters mit dem dichten Hahnenfedernbusch rund 10.000 Euro wert ist.

Eintrittskarten für den Galaabend am 8. Dezember

Eine lieb gewonnene Tradition der wieder gegründeten Tiroler Kaiserjägermusik ist es, am 8. Dezember in den Congress Innsbruck zum jährlich stattfindenden Galaabend zu laden. Der Dirigent der Kaiserjägermusik, Norbert Amon, setzt eine andere Tradition fort, nämlich die des Arrangements klassischer Musikstücke. „Für den diesjährigen Auftritt von zwei Gesangssolisten und einem Bläsersolisten hab ich das eben fertig gestellt.“

Man darf also durchaus gespannt sein auf den Auftritt dieser der Geschichte der österreichischen Militärmusik verpflichteten Musikkapelle am 8. Dezember im Congress Innsbruck. Der Kartenvorverkauf hat jedenfalls schon begonnen. Karten gibt es online zu kaufen via Oeticket.com: https://www.oeticket.com/event/galakonzert-2023-congress-innsbruck-17083636/

Ähnliche Artikel