
Es werd scho glei dumper, es werd scho glei Nocht, singt ein altes Tiroler Winterlied. Und tatsächlich ist bis heute darauf Verlass, dass es im Winter auffällig früh finster wird. Und auch noch so spät hell – da sieht mancher vor lauter Arbeit monatelang die Sonne nicht! An dieser Stelle sei darum ein saisonaler Stimmungsaufheller empfohlen, der seit Kurzem wieder durch den Innsbrucker Hofgarten strahlt: Im Herzen der Stadt entführt der Lichterpark LUMAGICA Innsbruck diesmal nämlich auf eine märchenhafte Weltreise. Aber folgen Sie doch einfach dem Murmeltier, es kennt den Weg.
Die alte Runde rückwärts
Ein Cowboy scharrt schon mit den Hufen – noch unbeleuchtet.
Das kleine Kulinarium im Hofgarten ...
... mit allerlei köstlichen Kleinigkeiten. Empfehlung: Apfelpunsch!
Als der neue Lichterpark im Innsbrucker Hofgarten am vergangenen Freitag erstmalig seine Pforten öffnet, bin ich unter den Ungeduldigen, die es kaum noch erwarten können. Schon die ersten Meter zum kleinen Kulinarium (dort, wo einst das alte Hofgartencafé stand) säumen die ersten Skulpturen. Ein Cowboy grüßt mich, hoch zu Ross, aber noch unbeleuchtet, denn noch ist es hell, und das Spektakel wird erst später eingeschaltet. Ich habe also noch etwas Zeit, und schon zwei, drei ungewöhnlich gute Glühweine später ergreift mit Thomas Mark der Mann von MK Illuminations das Wort, der mit LUMAGICA Innsbruck im Hofgarten diesjährig in die dritte Runde geht. Und die sei schon darum neu und frisch, weil man die bekannte Route heuer umgekehrt geht. So kommt der Glühwein zur letzten Schleife am Schluss, und man verlässt das Erlebnis mit warmen Händen. Große Freude und verhaltener Beifall, weil wir alle Glühwein halten.
Weißt du, wie viel Sternlein stehen?
Dann wird es ernst, denn es geht um die Energiebilanz. Licht und Beleuchtung sind ja ein Thema, gerade in einem Lichterpark. In Innsbruck setzt man mit 100 Prozent LED-Technik souverän auf Sparflamme und braucht so nur 270 Kilowattstunden pro Tag (14.000 kWh/52 Besuchstage). In Schilling: Damit können 100 Friseur:innen eine Stunde lang föhnen oder 15 Straßenlaternen ein Jahr lang nachts leuchten. Gerade in schwierigen und dunklen Zeiten möchte man darum auch ein entsprechend helles Zeichen setzen und die Welt als großes Ganzes zeigen – mitten im kleinen Innsbruck. Darum erzählt der Lichterspaziergang diesmal eine Weltreise in allen Farben und Facetten – nicht zuletzt, weil es die erste LUMAGICA Innsbruck ganz ohne Covid-Beschränkungen ist. Die fixen Zeitabschnitte der letzten Jahre sind damit Geschichte, und man darf nun so lange bleiben, wie man möchte. Manche Objekte reagieren und verändern sich, andere will man aus vielen neuen Winkeln erleben – also mehr mittendrin statt nur mittendurch.
Murmeltier to go
Beleuchtete Wegweiser und ein Murmeltier helfen bei der Weltreise.
Mit Einbruch der Dunkelheit erstrahlt der Hofgarten in ganz neuem Licht.
Auch der Cowboy ist wieder da – diesmal in seiner ganzen Pracht.
Unerwartet wälzt sich ein weißer Wal auf den Weg.
Um uns ist es mittlerweile auch schon richtig dumper (dunkel) geworden, und gerade als wir uns gemeinsam zum Start tasten, erstrahlen um uns und im ganzen Hofgarten abertausend kleine Sterne. Neben mir bricht unvermittelt der Cowboy von vorhin aus dem Gebüsch, wenig weiter wälzt sich ein weißer Wal auf den gekiesten Weg. Damit man sich in der weiten Welt des Hofgartens nicht verläuft, bietet sich an jeder Station ein hilfreiches Murmeltier an, das passenderweise immer auch gleich dreisprachig Bescheid weiß. Etwa darüber, dass man in Argentinien (vom lateinischen argentum für Silber) gar kein Silber fand oder wo in der Arktis die seltenen Eisblumen blühen. Dass bei einer echten Tiroler „Lumadschicka“ natürlich auch kein „Oachkatzlschwoaf“ fehlen darf, versteht sich hingegen von selbst und wird nur wenige Meter nach dem Start auch gar nicht weiter beschildert.
Der „Oachkatzlschwoaf“ (Eichhörnchenschwanz) darf in Tirol nicht fehlen.
Für eindrucksvolle Insta-Stories gibt’s mehr als genug Gelegenheit.
Hier hält eine Hauswand als meterhohe Leinwand her.
Kein Silber in Argentinien – aber ein Murmeltier!
Ein Licht im Dunkeln
Nachdem LUMAGICA letzten Winter in 23 Lichterparks weltweit zu sehen war, hat das Murmeltier ordentlich was zu berichten. Nach sieben Kontinenten und einer schier endlosen Fotosafari finde ich mich vor dem kleinen Kulinarium wieder, wo nur mittlerweile ein riesenhaft leuchtender Paradiesvogel im Garten sitzt. Weil ich noch nicht ganz um die Ecke bin, meine Kamera aber schon bereithabe, halte ich noch eine – für mich – bunt schwebende Schneeflocke fest. Hinter mir höre ich es jedoch zeitgleich staunen: Jö schau, sogar der Coronavirus! Auf den zweiten Blick muss ich über die Flocke dann auch schmunzeln – für einen Moment hatte ich Pandemie, Krieg und Krise doch glatt vergessen. Was so ein Licht im Dunkeln nicht alles kann.
Wer mag, darf mit der Kunst auch kuscheln.
Die Weltreise im Hofgarten bewältigt man gemütlich im Gehen.
Hier geht’s in den Ozeanen auf Tauchstation.
Lange Hälse macht man bei manchen Skulpturen mitunter auch.
Manche der Installationen verwandeln sich – wie dieses Riesenchamäleon.
Für mich eine Flocke, für andere das fiese Virus.
„LUMAGICA: Eine leuchtende Reise um die Welt“ ist noch bis 29. Jänner 2023 täglich (außer 24.12.) ab 17:30 Uhr im Innsbrucker Hofgarten zu sehen, für Begünstigte und Bedürftige gibt es Ermäßigungen. Die Reisetickets sind online oder direkt vor Ort zu kriegen, mit den Swarovski Kristallwelten gibt es sogar ein Kombiticket.
Fotos: Titelbild von MK Illumination/Oss, restliche Bilder von Chris Weittenhiller
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Kleiner Schreiberling mit großen Leidenschaften. Geboren, aufgewachsen und veredelt in Tirol, liest gern und kocht fast wie Oma. Am liebsten immer irgendwo unterwegs und auf der Suche nach neuen Horizonten.
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