One World Macht der Elemente, Schloss Ambras

Die Sommerausstellung 2022One World – Macht der 4 Elemente“ auf Schloss Ambras Innsbruck widmet sich von 16. Juni bis 2. Oktober 2022 den Grundstoffen Wasser, Feuer, Erde und Luft.

Die Faszination für die Elemente liegt wohl einerseits in ihrer unergründlichen Schönheit und andererseits in ihrer zerstörerischen Macht. Antike Philosophen ordneten die Macht über die Elemente anfänglich verschiedenen Göttern zu. Zahlreiche Künstler stellten diese Mythen auf vielfältige Weise dar. Allmählich lieferte uns die Wissenschaft mehr Verständnis für das Zusammenspiel der Elemente. Doch auch heute stehen wir diesen elementaren Kräften oft machtlos gegenüber, was uns die Auswirkungen des Klimawandels deutlich vor Augen führen. Wie sich die Sicht auf die Elemente im Laufe der Zeit gewandelt hat, zeigt die Ausstellung „One World“. Hier erlebt man sowohl die kunsthistorische als auch die zeitgenössische Perspektive.

Ein reißender Gebirgsbach erobert den Spanischen Saal von Schloss Ambras. – Das ist auf dem beeindruckenden Sujet der Ausstellung „One World – Macht der 4 Elemente“ zu sehen (Titelbild Foto: Helmut Wimmer). Dieses Werk des österreichischen Medienkünstlers Helmut Wimmer ist Teil einer vierteiligen Serie. Die historische Stätte des Spanischen Saals wird dabei den vier Elementen ausgesetzt und mittels Computercollagen modern präsentiert.

Schloss Ambras Innsbruck

Der Ausstellungsort an sich ist für mich schon etwas Außergewöhnliches und Märchenhaftes: Schloss Ambras geht auf Erzherzog Ferdinand II. zurück, der das Renaissanceschloss seiner geliebten bürgerlichen Ehefrau Philippine Welser schenkte. Es gilt als das erste Museum der Welt. Ferdinand sammelte leidenschaftlich Kunst und Kuriositäten, die er folglich in den Rüst-, Kunst- und Wunderkammern sowie in der Portraitgalerie präsentierte. Die Ambraser Sammlungen sind hochkarätig, umfangreich und unbedingt sehenswert.

Besonders schön sind außerdem die Gärten rund ums Schloss, in denen sich (auch ohne Ausstellung) ein Spaziergang lohnt. Die Elemente sind in der Natur am besten spürbar. Daher sind die Ausstellungsstationen im Schlosspark, beim Wasserfall sowie in der Bacchusgrotte buchstäblich naheliegend und ein stimmiges Erlebnis.

One World – Macht der 4 Elemente

Die Sommerausstellung ist in den Frauengemächern des Schlosses im zweiten Stock zu sehen. Mit 150 Objekten (!) in insgesamt sechs Räumen wird nicht nur die historische, sondern auch die aktuelle Sicht auf die vier Elemente veranschaulicht. Dabei stammen die (vielfach sensationellen) Ausstellungsstücke aus dem reichen Fundus von Schloss Ambras Innsbruck, aus dem Kunsthistorischen Museum Wien und aus verschiedenen Sammlungen aus ganz Europa.

Zu den Ausstellungsstücken gehören unter anderem Gemälde, Plastiken, historische Globen, Bücher, Tischaufsätze, Trinkgefäße und ein Perspektiventheater, aber auch zeitgenössische Arbeiten aus dem Bereich „Climate Change Art & Design“, die vor allem mit innovativen Materialien Aufmerksamkeit erzeugen.

Wasser, Feuer, Erde, Luft

Höchst interessant finde ich die vielen allegorischen Götterdarstellungen, die mich stark an meine Schulzeit erinnern. Die spannenden, leidenschaftlichen, intriganten, verwirrenden und allzu menschlichen Göttersagen habe ich immer geliebt. Auf diesem Bild ist die Fruchtbarkeitsgöttin Ceres mit den vier Elementen zu sehen, kunstvoll und detailreich gearbeitet von Jan Brueghel d. Ä. und Hendrik van Balen (1604, Öl auf Kupfer, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie).

Wasser

Das Element Wasser steht für den Quell des Lebens, für Bewegung, Wachstum, Reinigung, Ruhe und für Entdeckungen. Die Weltmeere umspannen den blauen Planeten und symbolisieren Unendlichkeit und Unergründlichkeit. Hochwasser und Überflutungen demonstrieren dagegen die gewaltige Kraft des Wassers.

Feuer

Feuer liefert Licht, Wärme und Energie. Es brennt nur im Zusammenspiel mit dem Element Luft und wird vom Wasser ausgelöscht. Feuer ist zudem im Handwerk wichtig. Sein breites Spektrum reicht von faszinierenden Feuerwerken zu bedrohlichen Feuerwaffen. Brände und Vulkanausbrüche zeigen hingegen die zerstörerische Macht des Feuers. Arcimboldos Feuer-Gemälde ist ein Höhepunkt der Ausstellung. In seiner Allegorie setzt er ein Gesicht aus einer brennenden Frisur, Nase und Ohr aus Feuereisen, einen Hals aus einer Kerze und Feuerwaffen zusammen. Das Werk des Hofmalers von Kaiser Maximilian II. ist auch eine klare Machtdemostration der Habsburger. Wenn man vor dem Bild steht, hört man im Hintergrund das Knistern eines Feuers. So wird die Ausstellung zu einem Erlebnis für alle Sinne.

Erde

Fruchtbarkeit, Nahrung, Bodenschätze und Beständigkeit verbinden wir mit dem Element Erde. In der Erde liegt der Anfang und das Ende von allem. Landwirtschaft, Bergbau, Handel und viele weitere Pfeiler unserer Zivilisation liegen in ihr begründet. Jedoch bringt auch dieses Element Naturkatastrophen mit sich.
„Climate Change Art & Design“ sorgt für den Bezug zur Gegenwart in der Ausstellung. Die Exponate sind oft aus innovativen und nachhaltigen Materialien gefertigt. Fungiskin von ZVUNDER wird zum Beispiel aus Zunderschwammbaumpilzen zu „Pilzleder“ verarbeitet. Für die Herstellung von AppleSkin durch Frumat werden Abfälle der Apfelsaftgewinnung eingesetzt. Optisch sehen die Stücke wie weiches Leder aus.

Luft

Auch Luft bedeutet Leben. Dieses Element verbindet Himmel und Erde und steht für Leichtigkeit, Freiheit, Grenzenlosigkeit, Ewigkeit, Kreativität und Intellekt. Luft ist nicht greifbar, doch sie sorgt kraftvoll für Wind, Wetter und Stürme.

Führungen durch die Elemente

Ich durfte eine beeindruckende und sehr begeisterte Führung durch die Ausstellung erleben und möchte eine solche auf jeden Fall empfehlen. In einer guten Stunde erfährt man so bequem alles zu den gezeigten Objekten plus und das ist der eigentlich interessanteste Teil – einige G’schichtln drumherum. Außerdem ergibt sich so die Möglichkeit, etwaige Fragen direkt zu klären, und das ist schon sehr praktisch. Für mich war die Führung ein Highlight, weil sie ausgesprochen engagiert und richtig mitreißend war. Toll!

Führungen durch die Ausstellung finden täglich um 15:30 Uhr statt. Termine für das Kinderprogramm und Kuratorenführungen sind am Ende des Beitrags und auf der Ausstellungswebsite gelistet.

Fazit

Die historische Auseinandersetzung mit den Elementen steht in der Ausstellung ganz klar im Vordergrund. Als geschichtlich interessierter Mensch finde ich das wunderbar. Mit den zeitgenössischen Arbeiten wird der Bogen zur Gegenwart gespannt. Die Macht der Elemente ist in der heutigen Zeit ohnehin jeden Tag in den Nachrichten präsent und diese aktuelle Brisanz des Themas wird in „One World“ mit spannenden Ansätzen angerissen. – Wirklich sehenswert!

Ich bedanke mich bei den Mitarbeitern im Schloss Ambras, insbesondere bei Julia Unterlechner, für die freundliche Zusammenarbeit und für die Bereitstellung von Informationen und Bildern für diesen Beitrag.

Informationen

Ausstellung „One World – Macht der 4 Elemente“: 16. Juni – 2. Oktober 2022, www.oneworld.click
Kuratoren: Dr. Claudia Lehner-Jobst, Dr. Katharina Seidl, Dr. Veronika Sandbichler und Dr. Thomas Kuster
Schloss Ambras Innsbruck: Schlossstraße 20, 6020 Innsbruck, Tel.: +43 1 52524-4802,
www.schlossambras-innsbruck.at, info@schlossambras-innsbruck.at
Öffnungszeiten: täglich 10:00 – 17:00 Uhr, im November geschlossen
Eintritt inklusive mit der Innsbruck Card

Termine

Führung durch die Ausstellung: täglich um 15:30 Uhr
Kuratorenführung: 24.06., 22.07., 05.08. und 30.09.2022

KINDERPROGRAMM
Wasser, Feuer, Erde, Luft: 60-minütige Führung für Kinder: 16.07., 06.08. und 24.09.2022, 14:30 Uhr
Programm im Rahmen des Innsbrucker Ferienzuges: 90-minütiger Workshop für Kinder:
24.08. und 07.09.2022, 14:30 Uhr

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